Mars Express
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BEWERTUNG |
12.06.2024 von MarSMit dem animierten Sci-Fi-Thriller Mars Express liefert der französische Filmemacher Jérémie Périn sein Langfilmdebüt ab, das bereits seit seiner Premiere bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 als die französische Antwort auf Ghost in the Shell bezeichnet wird. Capelight Pictures veröffentlicht Périns Werk nun für die Heimkinos...
Inhalt
Fast 200 Jahre in der Zukunft bewohnen diejenigen, die es sich leisten können, den Mars, während die übrige Menschheit auf der inzwischen verschmutzten und im Chaos versinkenden Erde zurückgeblieben ist. Eines haben beide Welten jedoch gemeinsam: Ihr Alltag wird von Androiden und anderen Formen künstlicher Intelligenz bestimmt. Doch während die Bewohner des Mars die Vorzüge der KI in den Vordergrund stellen, ist die Erde längst zu einem Brandherd geworden, wenn es darum geht, den Robotern ähnliche Rechte wie Menschen zuzugestehen. Die Privatdetektivin Aline Ruby, selbst Bewohnerin des Mars, gerät jedoch eines Tages zwischen die Fronten, als sie den Auftrag erhält, die verschwundene Studentin Jun Chow wiederzufinden. Bei ihren Ermittlungen stößt Aline gemeinsam mit ihrem Partner Carlos Rivera, einem Androiden, der früher einmal ein Mensch gewesen ist, auf eine Verschwörung mit dem Ziel, allen Maschinen mit künstlicher Intelligenz ihre Freiheit zu geben, indem die Beschränkungen in ihrer Programmierung aufgehoben werden. Doch die Beschränkungen umfassen auch die sogenannten Robotergesetze, nach denen keine KI ihren Besitzer angreifen oder verletzen darf...
Tatsächlich erinnert Mars Express direkt an Filme wie den bereits eingangs erwähnten Kult-Anime Ghost in the Shell oder auch Blade Runner. Mars Express bedient sich aber nicht einfach nur wahllos an thematisch ähnlich gelagerten Werken, sondern nutzt diese Elemente sehr geschickt, um ein ganz eigenes Universum zu erschaffen, sich aber gleichzeitig auch vor dem gesamten Genre zu verneigen. Périn hat seinen Debütfilm vollgepackt mit Hommagen und Referenzen an bekannte Sci-Fi-Klassiker, so dass es allein dadurch eine echte Freude ist, die Inszenierung zu verfolgen. Doch Mars Express kann - trotz der eigentlich simpel gestrickten beziehungsweise aus klassischen Elementen zusammengesetzten Handlung - auch inhaltlich punkten, denn Périn gelingt es meisterhaft, die bekannten Versatzstücke auf ganz eigene Art in Szene zu setzen und nach seinen Vorstellungen zu formen. Dabei bildet ein Kriminalfall den zentralen Handlungsstrang, der die übrigen Aspekte des Films perfekt zusammenhält, und für sich selbst bereits spannende Unterhaltung bieten würde. Die Nebenhandlungen hingegen beschäftigen sich mit teilweise regelrecht philosophischen Themen in Hinblick auf den Einsatz künstlicher Intelligenz und deren Status in der Gesellschaft, ebenso wie mit Menschlichkeit im Allgemeinen oder auch diversen alltäglichen Problemen, die jedoch stets die Diskrepanz zwischen Mensch und Maschine in den Fokus rücken. Simple Antworten darf man hier nicht erwarten, und konsequenterweise auch kein Finale nach gängigen Standards. Mars Express entwickelt dabei vielleicht nicht den gleichen Tiefgang wie ein Ghost in the Shell, regt aber trotz allem zum Nachdenken an, und macht dabei klar, dass die ewige Frage, ab wann eine Maschine als "menschlich" bezeichnet werden muss, vielleicht nie zufriedenstellend beantwortet werden kann...
Nicht nur durch die Werke, von denen sich Mars Express hat inspirieren lassen, darf man als Zuschauer in Nostalgie schwelgen, denn auch der Stil der Animationen ist bewusst klassisch gehalten. Die diversen Settings sind auf der einen Seite wunderschön anzuschauen, auf der anderen Seite aber auch absichtlich einfach und detailarm, was ebenso für die Charakterdesigns zutrifft. Dadurch, ebenso wie durch die Wahl der Farbgestaltung und die Diversität der Locations, wird eine hervorragende Atmosphäre erschaffen, die dank realistischer futuristischer Technologie und intelligenten Weiterentwicklungen bekannter Alltagssituationen oder auch einfachen Gegenständen sogar noch glaubwürdiger und intensiver wirkt. Akustisch leistet Mars Express ebenfalls tolle Arbeit, denn der gesamte Score ist stets passend wie auch perfekt unterstützend, ohne dabei aufdringlich zu erscheinen oder sich in den Vordergrund zu stellen.
Details der Blu-ray
Auch technisch hinterlässt die Blu-ray einen durchwegs positiven Gesamteindruck. Das Bild ist sauber, scharf und ausgewogen kontrastiert, während Farben satt und kräftig dargestellt werden. Wirklich ansprechend ist auch das Spiel mit Licht und Schatten, das durch den tollen Kontrastumfang noch schöner anzusehen ist. Die Tonspur punktet durch eine sehr räumliche, wunderbar ausbalancierte Wiedergabe. Während Dialoge ausnahmslos klar und sauber wiedergegeben werden, bietet die stetige Einbindung der umliegenden Boxenbereiche durch Umgebungsgeräusche sowie die kraftvolle, wenn angebracht auch im Tieftonbereich druckvolle Effektwiedergabe ein insgesamt wunderbares akustisches Erlebnis. Cover & Bilder © capelight pictures OHG Das Fazit von: MarS
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