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Midori - The Camellia Girl

Originaltitel: Shôjo tsubaki
Genre: Fantasy • Drama
Regie: Torico
Hauptdarsteller: Risa Nakamura
Laufzeit: Streaming (90 Min)
Label: Lupercal Communication ltd.

Midori - The Camellia Girl   28.05.2017 von Mario von Czapiewski

Die Realverfilmung Midori – The Camellia Girl feiert im Juni seine deutsche Premiere auf dem Japan-Filmfest in Hamburg. Das obskure Fantasy-Drama, welches auf einem berüchtigten Anime aus dem Jahre 1992 basiert, wird dort zum ersten Mal in unzensierter Form innerhalb Deutschlands gezeigt. Wir hatten bereits die Möglichkeit diesen Film zu begutachten.

 

Das junge Mädchen Midori (Risa Nakamura) ist arm dran. Ihre Mutter ist in ihrem Krankenbett gestorben und Midori hat keine Möglichkeit mehr irgendwo Unterschlupf zu finden. So landet sie plötzlich in einem reisenden Freakshow-Zirkus, welcher ihr zwar ein Dach über dem Kopf und regelmäßige Mahlzeiten bietet, wo jedoch scheinbar jedes Mitglied gegen sie zu sein scheint. Als plötzlich ein Zwerg namens Masamitsu (Shunsuke Kazama) mit der besonderen Fähigkeit sich in eine Flasche zu pressen dem finanziell schwächelnden Zirkus hilft und ein Auge auf Midori wirft, ändert sich ihr Leben plötzlich drastisch.

 

Die Entwicklungen um Midori haben eine äußerst interessante Geschichte. Nachdem ein Manga für die Handlung den Grundstein legte, entwickelte der Filmemacher Hiroshi Harada im Alleingang fünf Jahre lang einen knapp einstündigen Anime, welcher im Jahre 1992 seine Fertigstellung erreichte. Zwar kommt dieser Zeichentrickfilm mit relativ vielen Standbildern und wenig echten Animationen aus, jedoch zeigte er auf beeindruckende Weise den Aufwand, den Hiroshi Harada in das Projekt gesteckt hatte. Berüchtigt war der Anime jedoch vor allem für seine teils drastischen Gewaltdarstellungen und die damit verbundenen kontroversen Sexszenen, die neben Gruppensex auch Pädophilie auf höchster Stufe beinhalteten. Dennoch erzählte der Film eine interessante Variante einer Liebesgeschichte innerhalb eines ungewöhnlichen Zirkus-Settings und erfährt noch heute großes Interesse.

 

Trotz künstlerischen Werts gilt der Anime Midori inhaltlich jedoch nicht als Meilenstein. So ist es aufgrund einiger fragwürdiger Inhalte verwunderlich, dass man im Jahre 2016 ernsthaft eine Realverfilmung anstrebte. Tatsächlich bleibt der Realfilm Midori sehr nah am Anime und ergänzt ihn in Teilen sogar noch. Generell versuchte man die Optik der Grundlage teilweise eins-zu-eins in die reale Welt zu übernehmen. So wirken die Kulissen teils sehr künstlich und lassen das ganze sehr artifiziell und fantasiehaft wirken. Während teilweise Dialoge und Szenen komplett übernommen wurden, hat man die Gewaltschraube wieder etwas gelockert. Markante Szenen des Animes wurden hier deutlich entschärft und verlieren dadurch merklich an Wirkung. Bei den fragwürdigen Sexszenen hingegen blieb man weiterhin sehr originalgetreu, erweiterte das Ganze sogar noch um eine pikante Szene. Das Pädophilie-Thema, das an einigen Stellen im Anime aufploppt, wurde hingegen durch einen deutlich älteren Darsteller in der Realverfilmung konterkariert, den Japan-Fans aus einer populären Rockband namens SUG kennen könnten..

 

Grundsätzlich zeigt die Realverfilmung jedoch die erzählerischen Probleme des Animes deutlicher und erweitert diese mit der Problematik ein fiktives Universum nachvollziehbar in die reale Welt zu übertragen. So hat der Film zwar viele sehr fantasiehafte Momente, jedoch zieht bereits der Anime seinen Schrecken eher aus den mit der Realität verbundenen Momenten. So wirkt das böswillige Zertreten von unschuldigen Welpen im Anime in seiner Inszenierung recht schockierend, bleibt aber im Realfilm sehr platt und verliert dadurch Schockwirkung, die ursprünglich die einzige Intention dieser Szene sein sollte.

 

So ist die Realverfilmung von Midori am Ende zwar ein lobenswerter Versuch eine schwierige Zeichentrickgrundlage originalgetreu in eine Realverfilmung verwandeln, jedoch ist der Anime Midori dafür vielleicht nicht die beste Grundlage gewesen. Zwar ist der Film für sich alleine recht interessant, jedoch vermittelt er an kaum einer Stelle die emotionale Intensität der Vorlage bzw. transportiert einen trashig-künstlichen Charakter, welcher der Wirkung des Films nicht besonders dienlich ist.

 

Bildergalerie von Midori - The Camellia Girl (9 Bilder)

Für die Rezension lag ein japanisches Presseexemplar vor. Eine Veröffentlichung in Deutschland steht zum aktuellen Zeitpunkt noch aus.

 


Das Fazit von: Mario von Czapiewski

Mario von Czapiewski

 

Midori – The Camellia Girl ist ein makabres Fantasy-Drama, das mit der teils schockierenden Vorlage zwar nicht mithalten kann, jedoch trotzdem ein zumindest interessantes Filmerlebnis bietet. Kein Meilenstein, kein bahnbrechendes Filmerlebnis, jedoch eine Geschichte, die sich Filmfans durchaus mal anschauen können. Hartgesottene wenden sich jedoch vielleicht lieber zuerst zur Anime-Vorlage.


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