Die Wärterin

Die Wärterin

Originaltitel: Vogter
Genre: Thriller • Drama
Regie: Gustav Möller
Hauptdarsteller: Sidse Babett Knudsen • Sebastian Bull
Laufzeit: DVD (95 Min) • BD (99 Min)
Label: Ascot Elite
FSK 16

Die Wärterin   22.05.2025 von MarS

Nach seinem Debütfilm The Guilty aus dem Jahr 2018, der drei Jahre später ein Hollywood-Remake mit Jake Gyllenhaal erhielt, präsentiert uns der schwedisch-dänische Drehbuchautor und Regisseur Gustav Möller mit Die Wärterin sein nächstes Werk. Von uns erfahrt Ihr, ob Möller auch nach sechs Jahren Pause noch immer das richtige Gespür für intensive Thriller hat...

 

Inhalt

 

Eva Hansen (Sidse Babett Knudsen) ist Gefängniswärterin, und fest davon überzeugt, mit den richtigen Mitteln etwas erreichen zu können. Aus diesem Grund begegnet sie den Insassen ihres Zellentrakts stets freundlich und höflich, weshalb sie von diesen anerkannt und respektiert wird. Alles ändert sich jedoch, als der Straftäter Mikkel (Sebastian Bull) in ihre Haftanstalt überstellt wird, und sich Eva daraufhin kurzerhand in die zuständige Hochsicherheitsabteilung des Gefängnisses versetzen lässt. Obwohl von ihrem Vorgesetzten Rami (Dar Salim) unter strenger Hand geführt, nutzt Eva jede sich ihre bietende Gelegenheit, um Mikkel seinen Aufenthalt so unangenehm wie nur möglich zu machen, und ihn immer mehr unter Druck zu setzen. Doch weshalb hat es Eva ausgerechnet auf Mikkel abgesehen...?

 

Eben diese Frage bleibt in Gustav Möllers zweitem Langfilm nicht allzu lange ein Geheimnis, und wird für den Zuschauer, der sich die Umstände vermutlich sogar noch früher erschlossen hat, bereits recht schnell offenbart. Das eigentlich "warum" ist in Die Wärterin allerdings überhaupt nicht so wichtig, denn vielmehr konzentriert sich die Geschichte auf die Ambivalenz ihrer Figuren sowie das Spiel mit Macht und dem entsprechenden Missbrauch derselbigen. Dabei verzichtet Möller gekonnt auf eine banale schwarz-weiß Zeichnung, ebenso wie darauf, irgendeine Stellung zu beziehen. Stattdessen zeigt Die Wärterin auf teils drastische, erschreckend nachvollziehbare Art und Weise, wie weit ein Mensch zu gehen bereit ist, um Rache zu üben oder für eine vermeintliche Art von Gerechtigkeit beziehungsweise Genugtuung zu sorgen, bevor er vielleicht sogar merkt, dass er damit zu weit gegangen ist und Grenzen überschritten hat. Interessant dabei ist nicht nur der im Verlauf eintretende Wechsel der Machtverhältnisse, sondern auch der Umgang mit Schuld sowie der Blickwinkel, mit dem man als Zuschauer die Charaktere betrachtet. Wirklich sympathisch ist hier niemand, denn dazu ist der Machtmissbrauch von beiden Seiten einfach zu intensiv. Nachvollziehbar allerdings sind sowohl die Aktionen, als auch die entsprechenden Gegenreaktionen, die diese auslösen - und zwar auf beiden Seiten des jeweiligen Machtgefüges. Gerade dadurch gelingt es Möller auf ebenso unangenehme wie bedrückende Weise, sein Publikum gleichzeitig vor den Kopf zu stoßen wie zum Nachdenken anzuregen, denn so einfach, wie es sich viele gerne einmal beim Schrei nach Gerechtigkeit und Vergeltung machen, ist es eben dann doch nicht. Dass dies überhaupt so gut gelingt, ist dabei den beiden Hauptdarstellern zu verdanken. Sidse Babett Knudsen überzeugt hier auf ganzer Linie als von persönlichen Gefühlen geleitete Frau, die ebenso entschlossen wie hilfslos zu sein scheint, und die ihre grundlegenden Moralvorstellungen zugunsten ihrer eigenen Rache in Vergessenheit geraten lässt, nur um schließlich zu erkennen, dass sie in einem emotionalen Gefängnis lebt, das sie sich selbst errichtet hat. Sebastian Bull agiert hier dagegen mit einer nicht minder intensiven Performance als perfekter Gegenpol, entwickelt sich jedoch im Verlauf ebenfalls weiter. So wird er vom hassenswerten, abstoßenden Verbrecher zu einem menschlichen Individuum, das mit ganz eigenen Dämonen zu kämpfen hat, mit diesen aber auf völlig andere Art und Weise umgeht. 

 

Bildergalerie von Die Wärterin (6 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Stilbedingt tut sich die Blu-ray ein wenig schwer. Das Bild ist geprägt von einer entsättigten, tristen Farbpalette mit dezentem Grünstich, ebenso wie von einem eher zurückhaltenden Kontrastumfang. Auf diese Weise bleibt das Bild zwar insgesamt recht scharf, bleibt jedoch im Bereich der Details eher reduziert. Auch der Schwarzwert erreicht kaum einmal Höchstwerte. Eine feine, aber stets wahrnehmbare Körnung begleitet zwar durchwegs die Optik, wirkt sich aber nicht störend, sondern eher stimmig auf das Gesamtergebnis aus. Die Tonspur bleibt bedingt durch die dialogorientierte Handlung zumeist frontgerichtet und öffnet sich nur selten etwas weiter in den Raum. Die Dialoge bleiben dagegen stets klar und verständlich.



Cover & Bilder © ASCOT ELITE Entertainment GmbH - All rights reserved.


Das Fazit von: MarS

MarS

Mit Die Wärterin präsentiert uns Gustav Möller ein intensives Thrillerdrama, das bewusst auf klare Linien verzichtet und gerade dadurch das Gesehene zu einem unangenehmen, bedrückenden Tripp werden lässt, der den Zuschauer zur Selbstreflexion anregt. Kein einfaches Schwarz und Weiß, kein deutliches Gut und Böse, sondern vielmehr ein bemerkenswert ambivalentes Machtspiel mit wechselhaftem Gefüge, das einen direkt mitreisst. Absolut sehenswert!


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