Mit dem Herz durch die Wand
|
BEWERTUNG |
19.02.2017 von TorstenIn Zeiten der vernetzten Welt und Social Media Apps läuft die Partnersuche im Vergleich zur Vergangenheit zumeist weitaus weniger romantisch ab. Mit einfachen Klicks und Fingerwischbewegungen verkommt die Auswahl neuer potenzieller Partner zur Katalogsuche. Was aber wenn man die Möglichkeit, sich auf äußerliche Reize zu konzentrieren, gänzlich ausblendet? Diesem Thema hat sich die Liebeskomödie Mit dem Herz durch die Wand angenommen und liefert durchaus interessante Lösungsansätze.
Eine junge Pianistin hat endlich den großen Schritt gewagt und sich den Traum ihrer ersten eigenen Wohnung erfüllt. Ok, das Haus hat schon bessere Tage gesehen und auch die Wohnung selbst ist eher klein und minimalistisch eingerichtet. Dafür ist sie die strenge Führung ihres Vaters endlich los. Doch genau diesen Vater, beziehungsweise seine Obhut sucht sie bereits am ersten Tag ihres Auszugs wieder auf. Denn in ihrer Wohnung spukt es gewaltig. Schaurige Stimmen und Atemgeräusche dringen aus der Wand und plötzlich dreht sich auch noch das aufgehängte Bild wie von Geisterhand. Dass sich hinter dem ganzen Treiben lediglich ihr Nachbar verbirgt, der Neuankömmlinge mit dieser Vorstellung zu vergraulen versucht, das erfährt sie erst am nächsten Tag. Ihre Wohnung hat nämlich ein recht pikantes Problem: Die Trennwand zum nächsten Wohnblock ist hohl und derart dünn, dass jegliches Geräusch ungehindert übertragen wird. Der Nachbar ist Spieleerfinder und tüftelt gerade an seinem Knobelmeisterwerk. Dafür braucht er Ruhe und folglich ist ihm auch die junge Nachbarin ein Dorn im Auge. Ein Krieg der Laute beginnt, der am Ende durch den Einsatz einer Geheimwaffe in Form eines Metronoms durch die junge Dame gewonnen wird. Der Waffenstillstand mündet schlussendlich in einer Romanze. Doch kann man eine Beziehung führen, ohne sich zu berühren oder gar zu sehen? Die Freunde des ungleichen Paars jedenfalls sind mehr als skeptisch und schon bald stellt sich heraus, dass die beabsichtigte Vermeidung von potenziellen Gefahrenquellen durchaus eigene Probleme mit sich bringt.
Clovic Cornillac spielt in diesem Film nicht nur den männlichen Protagonisten, sondern führte ganz nebenbei auch zum ersten Mal Regie. Und dies macht er offensichtlich ganz passabel. Einstellungen, Dialoge, sowie die allgemeine schauspielerische Leistung bringen keinen großen Makel zum Vorschein. Ganz im Gegenteil, der Film wirkt unter der Verwendung einfachster Stilmittel schlüssig und qualitativ hochwertig. Sicher, die Charaktere sind überzeichnet und arg klischeebelastet und die eine oder andere Situation wie das Aufspringen der Bluse beim ersten ausgelassenen Klavierspiel wirkt ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Aber das bringt dem Spaß einer Komödie ja auch nicht zwangsläufig den Abbruch. Es darf gelacht und auch sich geschämt werden. Vor allem, weil die weibliche Hauptrolle, gespielt von Mélanie Bernier, kein Fettnäpfchen auslässt und ein ums andere Mal für ein peinliches Schweigen sorgt. Aber einer bezaubernden Frau kann man nicht lange böse sein und so ist es abermals ihre Rolle, die auch für die meisten Lacher sorgt. Doch Humor steht hier nicht ganz oben auf der Prioritätenliste, vielmehr rückt die befremdlich wirkende Liebesbeziehung der Hauptrollen in den Fokus, die auch zum Nachdenken anregt. Die gespielten klassischen Klavierstücke ersetzen dann auch den etwas zweitrangigen Soundtrack, dafür wurden die deutschen Synchronstimmen sehr passend ausgewählt.
Cover & Bilder © Pandastorm Pictures GmbH / Eric CARO Das Fazit von: Torsten
|
|
Kommentare[X]