Biomutant

Biomutant

Publisher: THQ
Entwicklerstudio: Experiment 101
Genre: Action
Sub-Genre: Action-Adventure
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 25.05.2021
USK 12

Biomutant   07.06.2021 von Torsten

Biomutant wurde bereits im vergangenen Jahr von vielen Spielern sehnsüchtig erwartet. Aber derart stark gehypte Spiele haben es oft schwer beim Release nicht zu enttäuschen. Auch im vorliegenden Fall werden nicht alle zufrieden sein und doch haben wir hier ein Spiel, welches durchaus begeistern kann.

 

Alles eine Frage des Charakters

 

Bevor wir ins Spiel einsteigen, erstellen wir zunächst einmal unseren Charakter. Das Aussehen unseres pelzigen Wesens wird zunächst einmal durch die Auswahl der gewünschten Klasse beeinflusst. Fünf verschiedene stehen zur Verfügung, die sich vom PSI-Freak bis zum Wächter auf unterschiedliche Stärken besinnen. Die sechs Attribute wie Stärke, Beweglichkeit und Charisma lassen sich im Nachhinein allerdings noch bei Klassenaufstiegen verbessern. Als letztes lassen sich noch Fellfarbe und -muster nach Belieben ändern, sowie die Größe und Statur unseres Protagonisten anpassen.

 

Der Comic-Nager-Avatar

 

Biomutant spielt in einer dystopischen Zukunft, in der es große Industriekonzerne offensichtlich geschafft haben, unsere grüne Erde in einen vielerorts lebensfeindlichen Ort zu verwandeln. Die Umwelt der Region wird durch den Lebensbaum in Balance gehalten. Doch der Baum wird durch herannahende, riesige Monster bedroht. Die vier „Weltenfresser“, haushohe alles zerstörende Kreaturen, können nur durch den Einsatz spezieller Taktiken und technischer Unterstützung bezwungen werden. So müssen wir den ersten mit einem eigens konstruierten Kampfboot erledigen, für das wir zunächst die nötigen Materialien und Upgrades besorgen müssen. Dem zweiten Weltenfresser können wir uns dann erst stellen, wenn wir einen Kampfmech zum Laufen gebracht haben. Auch hier lassen wir dem Konstrukteur zunächst tatkräftige Unterstützung zukommen.

 

Die Menschen gibt es im Übrigen wohl schon länger nicht mehr. An ihre Stelle sind mutierte, intelligente Tiere getreten, die sich in Clans zusammengefunden haben. Untereinander herrscht Krieg, wenigstens hier sind sie uns Menschen wohl doch ähnlicher als ihr Aussehen zunächst preisgibt. Vielerorts treffen wir auf die Nachkommenschaften der längst vergessenen, untergegangenen Zivilisation. Der Protagonist leidet – passenderweise - an Gedächtnisverlust und so bekommen wir nicht nur Geschichtsschnipsel der Menschen, sondern auch immer wieder Erinnerungssequenzen seiner Jugend vor Gesicht. Warum ist seine Mutter gestorben, woher hat er seine Kampfkünste erlernt und was hat es mit den verfeindeten Clans auf sich?

 

Fernöstliche Weisheiten

 

Die Welt von Biomutant ist eine andere als die uns bekannte. Und doch ist sie eine altmodische, traditionelle. Zumindest wenn man im fernen Osten geboren ist oder ein Faible für die Kultur des Fernen Ostens hat. Die Nager und ihre Bauten haben eine verblüffende Ähnlichkeit zum Japan der vergangenen Jahrhunderte. Und das überträgt sich auch auf ihre Gepflogenheiten und Weisheiten, die nicht selten auffällig stark nach den Sprüchen klingen, die man nach dem Asia-Buffet aus Hörnchen artigen Keksen pult. Das alles passt zum hiesigen Setting mit all seinen Bambus-Hütten und dem fernöstlichen Kung Fu-Kampfstil.

 

Das wäre alles auch interessant und auch nicht minder charmant. Allerdings ist der Erzählstil nach kurzer Zeit sehr wohl ein Problem. Die Einwohner sprechen eine uns unverständliche Sprache. Stellenweise wirkt das witzig und anfangs sogar recht abwechslungsreich. Aber nach kürzester Zeit ist die Form und der Ausdruck des Erzählers, der Sätze nicht in der Ich-Form übersetzt, sondern allzu lapidar in dritter Person berichtet und dabei oft auch wenig motiviert wirkt. Wenn jemand etwas in einer fremden Sprache hört, dann möchte man nicht dauerhaft Sätze hören wie „meint, er wäre hier nicht an der richtigen Stelle“ oder „sagt, er wäre dir unheimlich dankbar“. Es gibt glücklicherweise die Option, den Redefluss des Sprechers zu minimieren, aber nach kurzer Zeit wirken selbst die selten einsetzenden Einwände des Off-Sprechers nerviger als Buschmanns repetitive Standard-Spräche im neuesten Fifa-Jahresupdate.

 

Nah- wie Fernkampf, Upgrade und Crafting

 

Wir kämpfen grundsätzlich auch mit bloßen Fäusten recht passabel. Aber ungemein lässiger geht es mit besser gleich zwei selbst konstruierten Hieb- und Stoßwaffen. Jegliche Waffe können wir finden, aufwerten und – je nach aufgefundenen Bauteilen – beliebig modifizieren. Nach Stufenaufstiegen investieren wir Punkte in unsere Fähigkeiten, Resistenzen gegenüber Umwelteinflüssen oder aber unsere PSI-Mächte. Anfangs hinterlassen wir giftige Wolken oder Feuerspuren oder beeinflussen einfachere Gegner. Im späteren Verlauf können wir mittels der PSI-Fähigkeiten schweben, schleudern Blitze auf unsere Gegner oder schmettern sie per Telekinese in Abgründe. Verschiedene Fernkampfwaffen runden unser Angriffs-Repertoire ab. Pistolen, Gewehre, Maschinengewehre und Bumerangs. All diese Waffen können wir ebenso wie Schwerter und Stäbe aufwerten und verbessern.  

 

Ebenso werten wir auf, indem wir Entscheidungen treffen. Ein Karma-System beurteilt, ob wir gute oder schlechte Entscheidungen treffen. Allerdings bekommen wir dies nicht unterschwellig mitgeteilt, sondern es erscheinen buchstäblich die weiße und die dunkle Ablichtung kleinerer Fabelwesen, die auf uns im recht nervigen Disput, einander streitend, einreden. Wirklichen Nährwert haben die Diskussionen nicht, aber wir sammeln nicht ausschließlich einfarbige Einheiten. Gut so, denn einige PSI-Attacken benötigen eine gewisse Anzahl von weißer oder aber schwarzer Karma-Energie. Wenn wir aber den gänzlich hellen oder dunklen Weg einlegen, ändern wir die Story von Grundherauf. So retten wir am Ende nicht die Welt, sondern stürzen sie in ihr unverhinderbares Ende.

 

Grafik und Sound

 

Das Spiel ist in einem bunten Comic-Look gehalten. Die Open World ist recht weitläufig und so greift man gerne auf Reittier oder Boot zurück, um schneller voranzukommen. Im Nahbereich wirken Texturen des Öfteren etwas matschig, die Fernsicht jedoch ist stellenweise recht schön. Hier und da trüben repetitive Gänge und hässliche Innenareale das Bild. Außerhalb der Bebauungen sieht es hingegen gar nicht so schlecht aus. Das saftige, grüne Gras wiegt rhythmisch im Wind, skurril wirkende Tier-Humanoide greifen uns an und die veränderbaren Rüstungsteile und improvisierten Waffen verpassen dem Spiel einen herrlich schrägen Charakter. In welchem Spiel haben wir jemals mit zwei Schwertern mit Klobürstengriffen auf unsere Gegner eingedroschen? Der Sound kombiniert ordentliche Effekte mit seichter, musikalischer Untermalung. Einzig der Sprecher weiß in Kürze den letzten Nerv zu rauben. Das Sony-Lager scheint zudem massive Probleme mit der Stabilität zu haben. Auf der XBOX Series X kam es während des gesamten Testzeitraums jedoch zu keinen größeren Fehlern oder gar Abstürzen. Ein Paar Sound Loops und Clipping Fehler waren durchaus zu verschmerzen.

 

Bildergalerie von Biomutant (7 Bilder)

 

Das Spiel wurde auf der XBOX Series X getestet. Unterschiede zu anderen Varianten wurden nicht berücksichtigt.



Cover & Bilder © THQ Nordic


Das Fazit von: Torsten

Torsten

Biomutant macht uns die Sache nicht leicht. Es bietet so viele Möglichkeiten, eine frei begehbare Welt, allerhand Quests und Nebenmissionen, abgedrehte Gegner-Typen und eine tolle Kombination aus Nah- und Fernkampf, sowie zahlreiche freischaltbare PSI-Angriffe. Leider wirken die meisten Teilbereiche des Spiels nicht bis zu Ende gedacht und umgesetzt. Bei den Kämpfen gibt es Kameraprobleme, das Karma-System wirkt ebenso aufgesetzt wie die meisten Charaktere und die Aufgaben sowie Schalterrätsel sind auf Dauer eintönig. Und doch macht es dann immer wieder eine Mordsgaudi mit dem kleinen Nager durch die Gegnermassen zu hetzen, die herrlich abgedrehten Waffen zu schwingen und dabei die zahlreichen PSI-Angriffe auszuprobieren. Klar, die Geschichte ist ähnlich flach wie die Niederlande, aber die ewige Ausschau nach noch spektakuläreren Waffen oder Ausrüstungsgegenständen motiviert ein ums andere Mal, noch eine Stunde dran zu hängen. Biomutant ist kein Spiel für Jedermann, aber man sollte ruhig einmal reinschauen, ob es nicht vielleicht doch das Spiel für einen selbst ist.


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positiv negativ
  • Weitläufige und abwechslungsreiche Open World
  • Motivierende Loot-Jagd
  • Tolle Kombination aus Nah-, Fern- und Psi-Kampf
  • Modifizierbare Ausrüstung und Waffen
  • Abgedrehte Charaktere
  • Zahlreiche Möglichkeiten
  • Eintönige Quests und Rätsel
  • Nerviger Sprecher
  • Flache Charaktere und Story
  • Umständlich verschachtelte Menüs





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