Never Grow Old
|
BEWERTUNG |
08.09.2019 von MarS
Schon öfter wurde bewiesen, dass der moderne Western weit weg von Wildwest-Harmonie und schillernden Helden angesiedelt ist. Auch Never Grow Old des irischen Regisseurs Ivan Kavanagh bildet da keine Ausnahme...
Inhalt
1849. Das kleine Städtchen Garlow liegt am California Trail und ist die Heimat des irischstämmigen Zimmermanns und Totengräbers Patrick Tate (Emile Hirsch). Gemeinsam mit seiner Familie, einer Frau und zwei Kindern, lebt er hier ein ruhiges Leben. Seitdem der örtliche Prediger jedoch dafür gesorgt hat, dass es in der Stadt keine Laster mehr gibt, kann sich Patrick nur noch knapp über Wasser halten, da fehlendes Glücksspiel, Prostitution und Alkohol für entsprechend wenig Tote im Ort sorgen. Das ändert sich allerdings, als der Kopfgeldjäger Dutch Albert (John Cusack) die Bühne betritt und kurzerhand den Saloon kauft, um dort eben die Dinge wieder einzuführen, die der Prediger verbannt hatte. Bereits kurz darauf bekommt Patrick wieder alle Hände voll zu tun, doch seine Frau Audrey (Déborah Francois) hat trotz des neu gewonnenen Wohlstands schon bald Zweifel daran, ob man vor dem Unrecht im Ort wirklich die Augen verschließen und sich selbst daran bereichern sollte...
Die Zeiten des klassischen Western scheinen endgültig vorbei zu sein. Anstatt weiter Prärie, malerischen Landschaftsaufnahmen und dem obligatorischen Kampf von Gut gegen Böse zeigt sich Never Grow Old extrem rau, schmutzig und authentisch, während die Handlung moralische Grundsatzfragen und den inneren Zwiespalt der Beteiligten gegenüber den Ereignissen behandelt. Hier gibt es keine heile Welt, sondern nur den Kampf ums nackte Überleben in einer grausamen und unfreundlichen Umgebung, der man ebenso hilflos ausgeliefert ist wie den herrschenden Naturgewalten. Selbst Gottes Gesetze werden in der Abgeschiedenheit nach eigenem Ermessen ausgelegt und vorhandene Macht gegenüber schwächeren stets ausgenutzt. Inmitten dieser Welt ein Leichenbestatter zu sein, das sorgt selbstredend für Probleme, verdient man doch sein Geld mit dem Leid anderer. Eben dieses Dilemma ist schließlich auch die treibende Kraft in Never Grow Old, wobei Emile Hirsch trotz dem durch das Drehbuch minimalistischen Dialogeinsatz seiner Figur die nötige Zerrissenheit entlocken kann, während Déborah Francois diesen Zwiespalt wesentlich deutlicher, da direkter vor Augen führt. Unerwartet präsent zeigt sich auch John Cusack, der zwar größtenteils als klassischer Klischee-Bösewicht fungiert und im ersten Moment in dieser Rolle etwas seltsam erscheint, sich letztendlich aber stimmig ins Gesamtbild des Films einfügt. Never Grow Old geht zwar in seinen moralischen Fragen niemals zu sehr in die Tiefe und liefert ansonsten vor allem einen wenig neuartig gestalteten Westernaufbau, weiß jedoch trotzdem zu überzeugen. Das liegt neben den glaubwürdigen Settings auch am großartigen Soundtrack, der ebenso treibend wie minimalistisch ausgefallen ist, sowie an der äußerst gelungenen, teilweise regelrecht kunstvollen Kameraführung, welche die gezeigten Bilder wunderbar intensiv wirken lässt.
Details der Blu-ray
Die Blu-ray liefert ein fürs Westerngenre ungewöhnlich klares und rauschfreies Bild. Die Schärfe ist sehr gut, die Farbgebung passend zum Szenario düster. Der satte Schwarzwert sorgt für sehr dunkle Bereiche, ohne dabei Details zu verschlucken. Unschön sind Aufhellungen und Unschärfen, die immer wieder in den Randbereichen auftauchen. Die Tonspur überzeugt durch ihre dynamische, kraftvolle Abmischung, die Schüsse druckvoll ins Heimkino liefert und sowohl Effekte als auch den Soundtrack dank sauberer Kanaltrennung schön im Raum verteilt. Die Dialoge bleiben dabei stets absolut klar und verständlich. Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: MarS
|
|
Kommentare[X]