Schönes Frankreich. Heimat der Stadt der Liebe, Erfinder des französischen Adventskranzes, Beherberger von Asterix und seinen aufgeputschten Kumpels. Hin und wieder schwappt auch einer der dortigen Filme zu uns über den Rhein, der nicht auf Arte versumpft. Point Blank – Bedrohung im Schatten, nicht zu verwechseln mit Point Blank – Aus kurzer Distanz, ist einer dieser Filme. Wobei, eigentlich wär’s vielleicht ganz gut gewesen, wenn er von Arte verhaftet worden wäre…
Also, da sind Polizisten, irgendwo in Frankreich. Die jagen serbischen Waffenhändlern hinterher, weil die NATO-Waffen günstig vertreiben. Dann sind da andere Bullen, die hetzen Jugoslawen hinterher, die Drogen verschleudern. Der Chef der Schießprügel-Suchabteilung hat scheinbar irgendwas mit einer Dame der Weißpulver-Fraktion. Ach halt, ist gar nicht seine Alte, ist seine Tochter. Aber seine Alte ist auch manchmal da, warum, weiß aber keiner. Dann wären da noch Drogen, die bei Waffendeals gefunden wurden. Und Waffen, die bei Übergriffen auf Drogendeals gefunden wurden. Und irgendwie stecken da auch ein paar Cops mit drin. Vielleicht. Aber nicht immer. Ach, was weiß denn ich. Wummen, Spaßpulver, Mama, Papa, Kind, darum geht’s. So.
Ich hätte wirklich gern eine etwas präzisere Inhaltsangabe geliefert, aber ohne wirklichen Inhalt kann ich nicht arbeiten. Point Blank ist dermaßen verwirrend aufgebaut, dass es einem die volle Laufzeit über schwer fällt, zu erfassen, was der Film einem eigentlich mitteilen will. Zu Anfang werden ein ganzer Haufen Charaktere eingeführt, ohne eine Erklärung zu liefern, wer wer ist, was sie tun, oder was deren Motivation ist. Und das zieht sich den ganzen Streifen durch. Dadurch wird die hohe Kunst zelebriert, dass man das Erzähltempo auf Maximum hält, ohne überhaupt etwas zu erzählen. Point Blank schafft es nicht, einen klaren roten Faden durch die Handlung zu führen, weil der Fokus ständig hin und her springt, ohne Prioritäten festzulegen. Zuerst sind es geklaute NATO-Waffen, die sehr böse illegal verscheuert werden. Dann sucht ein komplett anderer Trupp Koks. Dass das aber zwei vollkommen verschiedene Abteilungen sind, wird erst spät klar. Dann muss natürlich ganz obligatorisch Korruption mit ins Spiel kommen. Das wird aber so subtil gehalten, dass die Bullen wahrscheinlich selbst nicht wissen, dass sie eigentlich korrupt sein sollen. Es fallen nur hier und da Andeutungen und auch mal ein Bündel Geld, ohne dass man mitbekommt, wer da wen wofür bezahlt. Und das Beste an der ganzen Geschichte ist, dass es weder ein richtiges Feindbild gibt, noch auch nur eine einzige Auflösung kredenzt wird. Es werden einige Konflikte angerissen, wie die genannten Drogen und Waffen, dann noch ein bisschen Drama in Form von Vater-Tochter-Problemen und ein in sich gekehrter Hauptdarsteller, der mit seiner Vergangenheit und Vertrauensproblemen seiner Abteilung zu kämpfen hat. Und rein gar nichts davon erhält einen Abschluss. Alles bleibt oberflächlich und damit einhergehend undurchsichtig. Und dann endet der Film einfach irgendwann und hinterlässt ein Gefühl, dass man mal so richtig Zeit verschwendet hat.
Bildergalerie von Point Blank - Bedrohung im Schatten (8 Bilder)
Und wie werden diese verwirrenden 110 Minuten inszeniert? Öde. Das einzige was hier schnell ist, sind die Szenen- und Ortssprünge. Die meiste Zeit befinden sich die Darsteller am Handy oder einem vergleichbaren Fernsprecher. Dabei wird aber penibel drauf geachtet, dass jedes Mal, wenn die guten Damen und Herren außer Haus gehen, die Waffe brav in Nahaufnahme durchgeladen wird. Geschossen wird trotzdem so gut wie nie. Es gibt zwei Szenen, die die Bezeichnung Action annähernd verdienen würden. Ansonsten wird telefoniert und durch die Gegend gefahren. Muss an sich nichts Schlimmes sein. Auch ohne Blei kann ein Film spannend sein. Ist er aber nicht. Dafür ist alles viel zu träge und uninspiriert aufgezogen. Irgendwelche Typen kreuzen irgendwo auf, machen irgendwas und gehen wieder.
Point Blank schafft es zu keiner Zeit, zu fesseln, da keine Hintergründe beleuchtet werden und keine Motivation deutlich wird. Durch die oberflächliche Charakterzeichnung interessiert zudem kein einziger Charakter, wenn man sich überhaupt die Namen merken kann. Hier werden lapidar knappe zwei Stunden abgespult, ohne Inhalt oder ein interessantes Erlebnis zu liefern.
Wenigstens auf der technischen Seite ist alles im grünen Bereich. Wenn mal endlich was passiert, sieht es auch glaubhaft aus. Die Effekte sind also durchaus gelungen, nur viel zu wenig eingesetzt worden. Die Optik ist auch einer der wenigen Punkte, wo Point Blank überzeugen kann. Scharfes Bild, kein Rauschen und saubere, wenn auch wenig spektakuläre Kameraführung zeigen Professionalität. Die Vertonung ist ebenso gelungen. Wenn mal etwas Musik eingespielt wird, ist sie stimmig und trägt zur Grundstimmung bei. Die Sprecher wissen auch zu überzeugen, wobei die einzige Alternative Französisch ist.
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