Robotic Angel
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BEWERTUNG |
16.03.2021 von MarSInspiriert durch Fritz Langs Stummfilmklassiker Metropolis erschuf der "Gott des Manga" Osamu Tezuka im Jahr 1949 seine gleichnamige Interpretation dieser dystopischen Geschichte. 2001 wurde der Manga schließlich als Anime adaptiert und im deutschsprachigen Raum aus rechtlichen Gründen in Robotic Angel umbenannt. Zum 20-jährigen Jubiläum widmet Koch Films / KSM Anime dem Werk nun eine Veröffentlichung im Mediabook - und damit gleichzeitig seine Premiere auf Blu-ray...
Inhalt
Die Spur des verrückten Wissenschaftlers Dr. Laughton führt den Tokioter Privatdetektiv Shunsaku Ban und seinen Neffen Kenichi bis in die Stadt Metropolis. Dort herrscht eine strenge Gliederung nach gesellschaftlichen Klassen, in welcher unprivilegierte Menschen und Roboter auf unterster Stufe stehen, was immer wieder für Unruhen und Rebellion auf den Straßen sorgt. Als sie den gesuchten Verbrecher endlich aufspüren können, geht dessen geheimes Forschungslabor jedoch in Flammen auf, wobei Dr. Laughton ums Leben kommt. In dem Chaos macht Kenichi unterdessen Bekanntschaft mit Tima, einem geheimnisvollen Mädchen, das keinerlei Erinnerung an ihre Vergangenheit zu haben scheint. Während die beiden versuchen, Shunsaku Ban wiederzufinden, werden sie plötzlich von Rock verfolgt, dem roboterhassenden Adoptivsohn des machtbesessenen Großindustriellen Duke Red. Ohne es zu ahnen, ist Kenichi zwischen die Fronten einer brisanten politischen Verschwörung geraten, in deren Mittelpunkt offensichtlich seine Begleiterin Tima steht...
Nur ein Bild. Mehr hatte Osamu Tezuka von Fritz Langs Metropolis nicht gesehen. Und doch erschuf er daraus seine eigene Dystopie unter dem gleichen Namen, die mit dem Stummfilmklassiker nicht viel gemein, aber dennoch großen Erfolg hatte. Die Adaption als Anime aus dem Jahr 2001 schlug schließlich eine Brücke zwischen beiden Werken, denn für Metropolis aka Robotic Angel wurde nicht einfach die Geschichte des Mangas verfilmt, sondern diese wurde um inhaltliche Elemente des Klassikers, aber auch Elemente diverser anderer Science-Fiction Streifen ergänzt beziehungsweise inhaltlich geändert. Auf diese Weise entstand schließlich ein eigentlich losgelöster Anime, der trotz vieler bekannter Aspekte und einer gewissen Vorhersehbarkeit auch 20 Jahre nach seiner Entstehung kaum etwas seiner damaligen Faszination eingebüßt hat.
Wie es sich für eine Dystopie gehört, besteht auch die Struktur in der Stadt Metropolis aus einer klaren Einteilung in Gesellschaftsklassen, die von der privilegierten Oberschicht einiger weniger Auserwählter, über die klassische Mittelschicht in schwierigen Verhältnissen, bis hin zum im Untergrund lebenden Rest, bestehend aus ausgestoßenen Menschen und verhassten Robotern reicht. Dieses Szenario beherbergt selbstredend eine Menge Konfliktpotential und Kontraste, die in Robotic Angel nicht nur thematisiert, sondern auch optisch und akustisch absolut grandios umgesetzt wurden. Riesige Wolkenkratzer und technologischer Fortschritt stehen vermüllten Slums und ausgedienten Maschinen gegenüber, digital erschaffene Details bilden den Kontrast zu den beinahe schon nostalgisch anmutenden, handgezeichneten Charakterdesigns, selbst der oftmals Jazz-lastige Soundtrack steht dem in der Zukunft angesiedelten Geschehen komplett entgegen. Auf die Spitze getrieben wird das Ganze schließlich im großartigen, sehr emotionalen Finale, wo das Geschehen plötzlich und völlig unerwartet von dem Song "I Can´t Stop Loving You" von Ray Charles begleitet wird. Und dennoch entsteht gerade durch diese krassen Gegensätze ein absolut harmonisches, authentisches Bild einer Zukunft, die mit ihrem gesellschaftlichen Aufbau und den inneren Strukturen gar nicht so abwegig erscheint - und die mit ihrer Detailverliebtheit einen bleibenden Eindruck hinterlässt und gleichzeitig die Reise durch Metropolis zu einem echten Entdeckungstrip macht. Doch damit noch nicht genug, denn neben all diesen vielen Feinheiten und der Tatsache, dass auch ein jüngeres Publikum hier gut unterhalten wird, bietet Robotic Angel zahlreiche durchaus tiefgängige und anspruchsvolle Themengebiete, die klar das erwachsene Publikum ansprechen sollen. Philosophische Grundsatzfragen, die klassische Frage nach der Menschlichkeit intelligenter Roboter, aber auch viel Symbolik in der Gestaltung, nicht nur optisch fühlt man sich an vielen Stellen an Blade Runner erinnert. Dabei greift Robotic Angel zwar auf eher klischeehaft gezeichnete Figuren zurück und ist deutlich strukturierter als beispielsweise Ghost in the Shell, macht damit aber seine Erzählung einem altersmäßig größeren Publikum zugänglich.
Details der Blu-ray
Robotic Angel erscheint in zwei Mediabook-Varianten, wobei Variante B bereits zwei Wochen früher und exklusiv über den Koch Films Shop erhältlich ist. Beide Varianten bestehen aus jeweils drei Discs, die den Film jeweils auf Blu-ray und DVD sowie eine Bonus-DVD mit umfangreichem Bonusmaterial umfassen. Weitere Angaben können wir zu den Mediabooks an dieser Stelle nicht machen, da uns für unsere Kritik lediglich die Blu-ray als Presse-Disc vorlag. Diese zeichnet sich durch ein ansprechendes Bild aus, dass größtenteils sehr scharf und kontraststark ausfällt. Ein leichtes Rauschen auf gezeichneten Flächen grenzt diese sichtbar von den computergenerierten Inhalten ab, was im Gesamtbild aber einen stimmigen Kontrast erzeugt. Nur selten wirkt das Bild ein wenig unruhig und auch kleinere Unschärfen halten sich in überschaubaren Grenzen. Die Tonspur erweist sich als ungewöhnlich räumlich und versorgt die Surroundanlage durchwegs mit feinen Umgebungsgeräuschen und Effekten, was für eine hervorragende Atmosphäre sorgt. Das Sounddesign in den Actionszenen sowie der Soundtrack werden kraftvoll wiedergegeben. Dem gegenüber stehen die Dialoge, die im Vergleich ein klein wenig zu leise abgemischt wurden, dabei aber dennoch verständlich und sauber bleiben. Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: MarS
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