Sicario
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BEWERTUNG |
04.02.2016 von MarSDie Filme des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve (Enemy, Prisoners) bestechen neben ihrem oftmals anspruchsvollen Inhalt vor allem auch durch ihre Bildsprache sowie die Untermalung durch den stets passenden Soundtrack. Kein Wunder also, dass sein neuestes Werk Sicario gerade in den Kategorien "Beste Kamera", "Beste Filmmusik" und "Bester Tonschnitt" für die diesjährigen Oscars nominiert wurde. Ob uns auch im ersten englischsprachigen Werk ohne Jake Gyllenhaal als Hauptdarsteller der Inhalt überzeugen konnte, erfahrt Ihr in der folgenden Kritik.
Hier findet Ihr übrigens die Kritik zu Villeneuves Enemy.
Die FBI-Agentin Kate Macer hat es geschafft, sich in der Männerdomäne der teils brutalen Außeneinsätze zu behaupten. Nach ihrem letzten Einsatz, der Aushebung des Verstecks eines mexikanischen Drogenkartells, wird Kate vom undurchsichtigen Matt Graver zu einer eigens gebildeten, zuständigkeitsübergreifenden Task-Force beordert, die den Kampf gegen die Kartelle im Grenzgebiet aufgenommen hat. Unterstützt wird das Team auch vom ehemaligen Staatsanwalt und jetzigen Söldner Alejandro, der erbarmungslos seinen persönlichen Feldzug zu verfolgen scheint. Schnell stellt sich heraus, dass die Task-Force ganz eigene Wege geht, um ihre Ziele zu erreichen, und dabei kaum Rücksicht auf Gesetze oder Moralvorstellungen legt. Die an Ideale und Recht glaubende Kate muss sich fragen, ob sie die Vorgehensweise wirklich unterstützen will, taucht gleichzeitig aber immer tiefer in die Welt aus Drogen, Gewalt und Misstrauen ein...
Mit Sicario präsentiert uns Denis Villeneuve erneut einen dichten, absolut packenden Film, der unbarmherzig und hart den beinahe aussichtslosen Kampf gegen die Drogenkartelle und deren Einfluss auf die Politik und die Menschen in Mexiko, aber auch den amerikanischen Grenzbezirken beleuchtet. Das Thema selbst ist zwar wahrlich nicht neu, jedoch kann die Inszenierung dennoch vollends überzeugen. Dies liegt zum einen an der gewohnt hervorragenden Bildsprache, die auch immer wieder als Ruhepol zwischen den Ereignissen fungiert, in Verbindung mit dem treibenden, atmosphärischen Score, zum anderen aber auch an den großartig agierenden Darstellern, von denen kein einziger negativ auffällt, obwohl sich die Hauptpersonen im Film ein ums andere Mal austauschen. Beginnt der Film noch aus der Sicht von Emily Blunt alias Kate Macer, ihren Zweifeln und dem Wunsch nach Gerechtigkeit, wendet sich Sicario vom Mittelteil bis ins Finale immer stärker dem charismatischen Söldner Alejandro aka Benicio del Toro zu, bevor sich dann der Blick erneut auf die inzwischen gebrochene Kate konzentriert. Diese Vorgehensweise verhindert zwar eine persönliche Bindung zu einem bestimmten Charakter, intensiviert aber stark das Geschehen und ist gleichzeitig das filmische Gegenstück zu den grenzübergreifenden Konflikten im Film.
Zwar könnte man als Zuschauer bemängeln, dass Emily Blunt neben dem mysteriösen Benicio del Toro und dem knallharten aber stets lässigen Josh Brolin etwas untergeht, obwohl sie doch eine der Hauptpersonen ist, doch gerade dies verdeutlicht nur umso mehr den Weg ihrer Figur und die Schwierigkeit, sich in dieser Welt zu behaupten, wenn man auf der Seite des Gesetzes steht und sich um legale Mittel bemüht.
Die über allem schwebende Frage in Sicario ist nämlich klar: Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel?
In teils drastischen, aufwühlenden und ungeschönten Bildern zeigt Denis Villeneuve die brutalen Vorgehensweisen auf beiden Seiten der Grenze, bleibt dabei aber stets authentisch und glaubwürdig, was das Geschehen noch viel beklemmender werden lässt. Wie bei den Figuren selbst verwischen auch in der Inszenierung immer wieder die Grenzen zwischen Gut und Böse, wobei keine Seite wirklich gut wegkommt. Kann man den Kampf gegen die Kartelle wirklich gewinnen und wenn ja, zu welchem Preis? Diese Frage stellt sich der Zuschauer nach Sicario und muss feststellen, keine eindeutige Antwort darauf finden zu können.
Das Bild der Blu-ray ist sehr gut. Die Farben sind entsättigt, teilweise mit einem gelblichen Farbstich versehen, was der Atmosphäre im Film sehr zuträglich ist und die Hitze sowohl der Ereignisse auch der Umgebung hervorragend verdeutlicht. Das Bild ist scharf und bietet viele Details. Der Schwarzwert ist meist satt und wird stellenweise auch als Stilmittel eingesetzt, um einzelne Bildanteile hervorzuheben, stellenweise ist das schwarz aber etwas gräulich. Der Ton liefert intensive, atmosphärische Surround- und Basseinbindung bei stets verständlichen Dialogen und bringt durch seine dynamische, kräftige Abmischung das Geschehen direkt zum Zuschauer ins Wohnzimmer. In den Extras findet man zusätzlich noch einige interessante Einblicke in die Produktion sowie ein kurzes Featurette über die tatsächlichen Zustände in der Grenzstadt Juarez, welches die Verbindung zwischen dem fiktiven Film und der Realität herstellt. Cover & Bilder © Studiocanal GmbH / Richard Foreman Das Fazit von: MarS
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