Der Spring Break, spätestens seit Piranha 3D wissen wir alle, wie der auszusehen hat. Heerscharen jugendlicher Berufskotzer, tausende hemmungslos auf und ab hüpfende Bikinifüllungen, am besten ohne Bikini, und heillos überforderte Gesetzeshüter, die auch noch an der Flasche hängen. Und jetzt stellt euch vor, es ist Spring Break, und keiner geht hin. Keiner kauft Alk, keiner macht Party, keiner kümmert sich auch nur einen feuchten Dreck um die größte Orgie im Jahr. Und schon haben wir die Zutaten von Spring Break Massacre.
Wir schreiben das Jahr 1997 in Mapletown. Ein semi-hübsches Mädel will eine Hausparty schmeißen und die ersten ungeladenen Gäste sind schon da. Nach einem kurzen, saudummen Dialog fließt der erste Klare die Kehle hinab, als plötzlich die Tür klingelt. Erschrocken fährt die Gastgeberin auf, denn klingelnde Türen gehen gar nicht. Einer der Gäste beruhigt sie: „Beruhig‘ dich, wir haben vor zwei Stunden Pizza bestellt.“ Worauf sie mit messerscharfer Logik antwortet:
„Na wenn das so ist, dann müsst ihr jetzt gehen!“, und wirft die beiden raus. Sich um ihre Pizza betrogen sehend stechen sie die Dame kurzerhand auf ihrer eigenen Terrasse ab, gängige Praxis in good ol‘ USA. Der Pizzabote ist schuld und geht dafür, dass ihm keiner die Pizza bezahlen wollte „mindestens 15 Jahre“ ins Kittchen. Wow, der Einstieg reißt das Niveau schon mit aller Gewalt gen Erdkern, doch zum Glück geht es noch weiter.
Zehn Jahre später, einen Tag zuvor, sodass auch alle wach bleiben und rechnen ... Ein paar zusammengewürfelte Jugendliche liegen am Strand und albern sinnlos herum. Wieder mal schmeißt eine Dame eine Hausparty und muss daher heim, um die Abreise ihres Vaters zu unterstützen. Also wird sich erst einmal bei einer Runde Beachvolleyball blamiert. Gut, Dad verschwindet, die anderen semi-hübschen Mädels treffen ein, ziehen sich erst einmal bis auf die Unterwäsche aus und fangen an Zigarren paffend zu pokern. Die Boys sitzen solange in einer entvölkerten Kneipe und kippen schales Bier. So muss Spring Break aussehen! Zum Glück hat sich noch ein gelangweilter Killer in diese Geisterstadt verirrt und fängt an, Polizisten niederzumähen. Spannung vorprogrammiert.
Spring Break Massacre! Der Name muss ausgewürfelt worden sein. Hier gibt’s keinen Spring Break, hier gibt’s kein Massaker, hier gibt’s nur einen Stall abgewrackter Straßencasts, die gelangweilt, desinteressiert und geistig abwesend Zeit totschlagen, während sie darauf warten, selbst totgeschlagen zu werden. So viel geballte Hirnlosigkeit muss erst einmal verkraftet werden. Der Einstieg ist schon zäh wie gesotten Rindsleder ausgefallen, doch spiegelt er nur einen Bruchteil der himmelschreienden Dummheit wider. Die Darsteller haben nämlich über die Hälfte des ohnehin kurzen Streifens Zeit einfach nichts zu tun, außer die Zuschauer mit einem gerüttelt Maß an Einfalt in den Freitod zu langweilen. Wenn der Killer dann aufkreuzt, erspart uns die Kamera seinen grauenhaften Anblick. Und zwar so professionell, dass der Eindruck entstehen könnte, die Ermordeten sähen aus, als ob sie epileptische Metaller wären: Es wird gemosht, bis Blut fließt, dazu Mucke aus der Tonne und dann ist Ruhe. Zudem werden alle Klischees bedient, die auf die Schnelle ausgegraben werden konnten: schreiende, ganzheitlich verblödete Mädels, selbstüberhebliche Testosteronbomber, ein wirrer, zwielichtiger Nachbar, ein ausgebrannter Bulle, ein patriarchalischer Vater. Nur eins haben sie vergessen: Das Klischee der Spannung. SBM zieht sich länger als Spandex und ist dabei nur halb so interessant. Mit dem besagten Gärtner wird noch versucht, die spärlichen vor den Fernseher gefesselten Zuschauer in die Irre zu führen, was aber mit wehenden Fahnen in die Hose geht. Sogar ein gehbehinderter Schimpanse könnte die nächsten Schritte vorausahnen.
Bildergalerie von Spring Break Massacre (5 Bilder)
Zu den weiteren Qualitäten ist zu sagen, dass weder Kommissar Rex noch Lassie oder gar Vincent Raven sie aufspüren könnten. Die Effekte, gehört man zu den stählern Aufmerksamen, die einen Blick darauf erhaschen können, sind allerfeinste Dilettanten-Arbeit. Kopfschüsse ohne Einschussloch, dafür tritt Nudelsuppe aus, Kehlenschnitt ohne Schnitt, und ansonsten passiert sowieso alles im dankbaren Off. Erfährt man dann, wer der Killer ist und schafft man es, seinem gähnend öden Monolog über seine an den Haaren herbeigeschleiften Beweggründe zu lauschen, kann man die Logik endgültig am Wounded Knee vergraben, da gab’s wenigstens auch ein Massaker. Was einen wach halten könnte, sind die Synchronstimmen. Selbst drittklassige Pornos werden glaubwürdiger und vor allem ohrenschonender synchronisiert. Nicht genug, dass der Brei aus Over- und Underacting die Atmosphäre wie Fort Knox aussperrt, das Deutsche legt noch ‘ne Schippe Kohlen drauf auf die Flamme des Verrisses. Die darstellerische Leistung sollte weitestgehend aus dem Text zu filtern sein, ebenso die Effekte. Zur Technik ist zu sagen, dass auch hier erschreckend wenige Fachmänner am Werk waren. Das Bild ist matschig, zu dunkel und selbst bei strahlendem Sonnenschein liegt ein grauer Schleier der Trauer über dem unscharfen Bild. Zum Glück spielt vieles nachts, wo nicht so viel zu erkennen ist.
Bleibt noch das Zusatzprogramm. Ein paar irreführende Trailer zu diesem und anderen Filmen sowie deleted scenes und behind the scenes. Dort erfährt man dann, dass dieser Schund in sechs Tagen abgedreht worden ist. Quasi wie entreichere ich die Filmwelt in weniger als einer Woche. Um Irreführung vorzubeugen, der Film ist FSK 16, nur das noch matschigere Bonusmaterial drückt die Freigabe weiter nach oben.
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