Die Macher von Neon Genesis Evangelion und Shin Godzilla erwecken ein neues Ungetüm zum Leben: Einen Drachen, der nur von Zahnschmerzen in die Knie gezwungen werden kann...

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Die gesamte Welt wird von einem fürchterlichen Krieg erschüttert und eine Seite kann den Widerstand nur aufrechterhalten, weil sie die Unterstützung eines gigantischen, mächtigen Drachens für sich gewinnen konnten. Das durch die Luft schwebende Ungetüm ist nicht nur die Heimat des auf dem Rücken gebauten Hauptquartiers der Armee, sondern auch der sogenannten Drachen-Zahnärzte, die in einfachen Hütten leben, die vom Bauch des Drachen in schwindelerregender Höhe herabhängen. Ihre Aufgabe ist es, sich um die riesigen, zahlreichen Zähne der mythischen Kreatur zu kümmern, aus denen der Drache seine Macht zieht. Die Beißer sind nämlich auch magische Portale zu einer anderen Welt, aus der regelmäßig kleine und größere Quälgeister herausspringen, die es zu beseitigen gilt, bevor sie der Mundhygiene Schaden zufügen können.

Allerdings entlassen die Zähne nicht nur diese finsteren Monster, sondern auch jede Menge Kriegshinterlassenschaften. Zerbeulte Helme, kaputte Gewehre, zerfetzte Uniformen - und ab und zu, wie im Fall eines jungen Soldaten der Gegenseite, auch einen Menschen, der eigentlich tot sein sollte. Wie es nunmal Tradition auf dem Drachen ist, sucht dieser sich sein medizinisches Fachpersonal selbst aus und dem Soldaten bleibt gar nichts anderes übrig als sich ebenfalls den Zahnärzten anzuschließen, an der Seite der eifrigen Nonoko.

Die Ereignisse und der geregelte Alltag überschlagen sich allerdings als ein Zahn ein besonders großes und gefährliches Monster entlässt, dass nicht nur den Zahnärzten zusetzt, sondern auch einen der Beißer zerstört und zur Erde hinabfallen lässt. Mit einem unvollständigen Gebiss verliert der Drache zunehmend seine Kraft und die Feinde bekommen die lang ersehnte Gelegenheit die darauf ansässige Armee auszuschalten. Nonoko und der junge Soldat folgen dem Zahn und versuchen ihn schnellstmöglich an seinen angestammten Platz zurückzubringen, um das Schlimmste zu verhindern.

Die auf einem Kurzfilm basierende Handlung erinnert mit der mythischen Kreatur und der leicht abstrakten Handlung, ebenso wie den fantasievollen Lebensorten der Zahnärzte, unweigerlich an einen Ghibli-Film - zwar nicht ganz auf demselben Animations-Niveau, dafür aber mit einer deutlich geradlinigeren Handlung und weitaus mehr Action. Das hat zur Folge, dass die Charaktere ein bisschen zu kurz kommen und sich immer noch ein wenig so anfühlen, als hätten sie nur den Umfang, der in einen Kurzfilm passt. Gerade der junge Soldat ist eine sehr hohle Figur, zumindest was seinen Gehalt angeht und das Gefühl, das der Zuschauer für ihn bekommt. Nonoko hingegen ist die klassische Anime-Film-Protagonistin und könnte so auch in einem Ghibli-Film auftauchen.

Nebencharaktere gibt es zwar einige, diese kommen aber ebenfalls ziemlich kurz und selbst die Bösen werden nicht ausreichend mit Aufmerksamkeit gesegnet, sodass man richtiges Interesse für sie aufbauen kann. Auch über die Welt an sich hätte ich mir etwas mehr Informationen gewünscht - worum bekriegen die Armeen sich? Wo kommt der Drache her und was hat er vor der Einbindung in den Krieg so getrieben? Wie hat der Clan der Zahnärzte sich entwickelt?

Bildergalerie von The Dragon Dentist (6 Bilder)

So sehr der Film in vielen Elementen auch an das Kultstudio Ghibli erinnern mag, so sehr unterscheidet er sich auch qualitativ. Nicht, dass die Zeichnungen und Animationen von Dragon Dentist nicht wunderschön oder leinwandreif wären, sie bezaubern aber auch nicht so wie ein Schloss im Himmel und gehen mit 3D-Cel Shading-Animationen einige Abkürzungen, die zum Glück nicht so unschön herausstechen wie in anderen Animes. An der deutschen Synchronfassung habe ich absolut nichts auszusetzen und war sehr zufrieden mit der Wahl der Sprecher, hätte aber auch jederzeit auf die japanische Originalfassung zurückgreifen können. Auf Bonusmaterial muss man verzichten, obgleich zumindest hier etwas mehr Hintergrundwissen zur Welt oder sogar der als Vorlage dienende Kurzfilm schön gewesen wären.

Cover & Bilder © Otaro Maijo, nihon animator mihonichi, LLP./NHK, NEP, Dwango, khara