The English - Die komplette Serie
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BEWERTUNG |
20.05.2023 von MarSKaum ist man der Meinung, der Western sei gestorben, beweist uns irgendjemand, dass dieses Genre wohl niemals verschwinden wird. Mit der sechsteiligen Miniserie The English ist es nun an Autor und Regisseur Hugo Blick (The Honourable Woman), Totgesagte länger leben zu lassen...
Inhalt
Amerika im Jahr 1890. Die Britin Cornelia Locke (Emily Blunt) ist im Affekt ins Land eingereist und befindet sich auf der verzweifelten Suche nach dem Mörder ihres einzigen Sohnes, um sich an ihm zu rächen. Bislang jedoch stößt sie auf nichts weiter als Ablehnung und Feindseligkeit, und muss schon bald schmerzhaft erfahren, dass das Recht des Stärkeren sowie der eigene Vorteil das einzige sind, das in der weiten Prärie des Wilden Westens zu zählen scheint. Völlig unerwartet erhält sie jedoch Hilfe vom ehemaligen Kavallerie-Scout Eli Whipp (Chaske Spencer), einem gebürtigen Pawnee Indianer, der sich nach seinem Dienst das ihm versprochene Stück Land erhofft, und sich deshalb genau wie Cornelia auf dem Weg in den Norden befindet. Die zufällige Begegnung entwickelt sich rasch zu einer Zweckgemeinschaft, die nur einem einzigen Ziel dient: Lebend dort anzukommen, wohin die gemeinsame Reise sie auch immer führen mag...
Ist es möglich, einen klassischen Western zu erzählen, dabei aber dennoch etwas ganz Neues zu erschaffen? Hugo Blick, Regisseur und Drehbuchautor hinter der Miniserie The English, beantwortet diese Frage mit einem mehr als deutlichen Ja. In beeindruckenden Bildern und Panoramaaufnahmen, die eines möglichst großen Bildschirms, im Idealfall einer Leinwand würdig sind, erzählt The English eine Geschichte von Rache inmitten der rauen und unwirtlichen Prärie des Wilden Westens, lässt Schießereien ebenso wenig aus, wie kompromisslose und äußerst brutale Gewaltmomente, oder auch den beinahe schon obligatorisch erscheinenden Hass auf die indigene Bevölkerung. Und doch steckt hinter dieser handwerklich zweifellos hervorragend eingefangenen Fassade noch viel mehr. Alleine die Entscheidung, die Geschichte aus der Sicht zweier Außenseiter in Form einer Frau sowie eines indigenen, ehemaligen Militärangehörigen zu erzählen, zeugt bereits davon, dass The English sich bewusst vom klassischen Western distanziert, sich jedoch gleichzeitig vor dem gesamten Genre auf ganz eigene Art und Weise verneigt. Auf den Punkt vorgetragene, aufs Wesentliche reduzierte Dialoge treiben hier die Erzählung voran, während eine bis in die letzte Nebenrolle perfekte Besetzung mindestens genauso beeindruckt, wie die beinahe schmerzhafte Authentizität der Ereignisse. The English schildert nicht einfach nur eine Geschichte, sondern wirkt vom ersten Moment an wie eine Erzählung von Geschehnissen, die sich tatsächlich genau auf diese Weise hätten ereignen können, und das, obwohl trotzdem an vielen Stellen grundsätzlich gängige Genre-Klischees bedient werden. Ein wahres Kunststück, gerade wenn man bedenkt, dass die komplexe Struktur und das gesamte Konstrukt der Handlung zu jedem Zeitpunkt scheinbar mit Leichtigkeit ineinandergreifen, und es keine Szene gibt, die nicht für den Verlauf der Geschichte, oder gar eine spätere Fortführung wichtig wären. Tiefgang und stellenweise schon fast philosophische Untertöne ebenso inklusive wie subtile, niemals aufdringliche oder gar störende Romantik. Doch damit der Kunststücke noch lange nicht genug, denn auch wenn The English durchwegs mit herausragenden schauspielerischen Leistungen glänzt, gelingt es Emily Blunt und Chaske Spencer dennoch, sich noch einmal deutlich hervorzuheben. Dies ist nicht nur der großartigen Chemie zwischen den beiden Darstellern zu verdanken, sondern auch den detailliert und vielschichtig ausgearbeiteten Charakteren, mit denen es der Zuschauer hier zu tun bekommt. Wie es sich für eine Serie gehört, die ihren Spannungsbogen bis zuletzt aufrechterhalten will, bedarf es allerdings sowohl Aufmerksamkeit wie auch Zeit, bis die komplexe Geschichte entwirrt und alle Zusammenhänge offenbart werden - ein Aufwand, den man gerne und ohne jegliche Mühen auf sich nimmt, und der ohne jeden Zweifel mit einem durchwegs mitreißenden Erlebnis sowie einem der besten Genrebeiträge überhaupt belohnt wird.
Details der Blu-ray
Nicht nur die Serie selbst ist einfach großartig, sondern auch die Blu-ray erreicht sowohl visuell als auch akustisch Referenzwerte. Wüsste man nicht, dass sich "nur" eine Blu-ray im Player befindet, würde die HD-Scheibe problemlos auch als 4K UHD durchgehen. Das Bild ist ausnahmslos gestochen scharf und detailreich, und besticht sowohl durch eine kräftige, leuchtende Farbbrillanz wie auch durch einen hervorragenden Kontrastumfang. Die dunklen oder minimalistisch ausgeleuchteten Szenen profitieren unterdessen von einem perfekt ausbalancierten Schwarzwert. Gleichermaßen überzeugend zeigt sich die Tonspur. Abgemischt in DTS-HD 5.1 wird der gesamte Ton mit brachialer Kraft wiedergegeben, wobei sowohl die Sprachausgabe wie auch die atmosphärischen Surroundeffekte stets hervorragend ortbar bleiben und gezielt im Raum verteilt werden. Der hervorragende Soundtrack, der zweifellos an die Glanzzeiten des Western erinnert und dennoch einen modernen Touch aufweist, fügt sich dabei mit viel Druck, aber stets harmonisch ins Geschehen ein.
Episodenguide
Cover & Bilder © polyband Medien GmbH. All rights reserved. / © Drama Republic & All3Media International Das Fazit von: MarS
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