The Survivalist
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BEWERTUNG |
02.07.2016 von Beef SupremeMeist sind Zombies, ein Virus, Aliens oder andere mehr oder weniger weit hergeholte Katastrophen die Ursache für das Ende der Menschheit. Doch es geht viel banaler, viel langweiliger und dennoch viel angsteinflößender, da eine Situation tatsächlich realistisch und vielleicht gar nicht so weit weg ist, wie wir uns das wünschen würden: Uns geht einfach das Öl aus. The Survivalist beschwört den Zusammenbruch der modernen Gesellschaft herauf, da es keinen Tropfen Öl mehr auf der Welt gibt und ohne das Schwarze Gold läuft bei uns gar nichts mehr...
Ein Wald, eine heruntergekommene Blockhütte, ein Typ in abgerissenen Klamotten bei der Gartenarbeit. Man lauscht dem Wühlen in der Erde, dem Zwitschern der Vögel, dem Schlurfen durch den Dreck. Es wird Abend. Besagter Typ wäscht sich und entzündet ein Feuer bevor er sich zu Bett legt. Man lauscht dem Knistern des Feuers, dem Rascheln der Bettwäsche, der Atmung des Schlafenden. Der nächste Tag bricht an und der Spaß beginnt von vorne. Kein Wort wird gesprochen, keine Musik unterbricht die fast schon idyllische Ruhe. Bis eines Tages zwei Frauen, eine Mutter mit ihrer Tochter, vor der Hütte des Mannes stehen und um einen Platz für die Nacht und Futter bitten. Die Einsamkeit hat den Waldbewohner paranoid und übervorsichtig werden lassen. Wild mit seiner Doppelläufigen fuchtelnd lässt er die beiden widerstrebend ein. Fortan schreiten die Tage nach gleichem Muster nur mit mehr Leuten voran. Gesprochen wird weiterhin so gut wie gar nicht und der alltägliche Rhythmus wird nur durch gelegentlichen Sex mit der jüngeren der beiden Frauen durchbrochen. Es scheint als würde die fast stillschweigende Koexistenz laufen, doch die zwei Damen wollen das Domizil für sich allein und planen ihren Gönner um die Ecke zu bringen. Fast kommt es auch so weit, doch dann merken die drei Waldbewohner, dass sie nicht so allein sind, wie sie bisher vermutet haben.
The Survivalist lässt sich Zeit. Sehr viel Zeit. Allein bis das erste Wort gesprochen wird, vergehen knapp 20 Minuten. Und auch wenn mal geredet wird, erfährt der Zuschauer so gut wie nichts, keine Hintergründe, keine Motivationen, keine emotionalen Zustände. Der Film lässt Kracher der Marke „Mir geht es schlecht“ oder „Du verschwendest Beeren“ vom Stapel. Auch wird sich zu keiner Zeit mit der Ursache für die eigentliche Situation beschäftigt. Würde nicht eine kurze Animation zu Beginn des Films die Prämisse, dass es kein Öl mehr gibt, beschreiben, die drei Waldschrate könnten genauso gut verschrobene Esoterikaussteiger sein, da der Film sich ausschließlich auf die Vorkommnisse auf der kleinen Lichtung um die Hütte herum konzentriert. Auch die Mordabsichten der beiden Damen bleiben unkommentiert, obwohl der namenlose Mann davon weiß. Zumindest könnte man das annehmen, es wird ja nicht angesprochen. Selten habe ich so einen dialogarmen Film gesehen. Auch die Handlung hält sich vornehm zurück. Oder anders gesagt, es gibt keine. Über den gesamten Film verfolgt man ausschließlich die drei Personen bei ihrem Tagwerk und den damit verbundenen Aufs und Abs. Dabei versucht der Film gar nicht erst Endzeitstimmung zu erzeugen, er verwendet lediglich den Mangel als einziges Stilmittel, das für das Ende aller Tage stehen soll. Kern des Films stellt die Beziehungen zwischen den drei Hüttenbewohnern dar und wie diese sich im Laufe der Zeit entwickeln. Dennoch entbehrt der Film nicht einer gewissen Spannung, denn er schafft es, nur durch diese ruhigen Bilder und gelungenes Schauspiel das Gezeigte interessant zu halten. Obwohl wenig geschieht und noch weniger gesprochen wird, herrscht permanent eine triste und dichte Atmosphäre, die die Ausweglosigkeit der Gesamtsituation gut transportiert.
Aus handwerklicher Sicht bietet der Film nicht viel Raum für Kritik. Das Bild ist scharf und die Farben kräftig. Dunkle Einstellungen sind gut erkennbar und gelegentlich wird sogar etwas mit der Beleuchtung gespielt, was einige interessante Bilder erzeugt. Die Kameraführung ist meist statisch, abgesehen von einer Einstellung, in der so etwas wie Action vorkommt. Diese sticht dafür umso mehr heraus, da sie stark im Kontrast zum Rest des Films steht. Bleibt noch der Sound, von dem der Film quasi lebt. Score braucht man nicht zu erwarten, denn musikalische Untermalung findet man nirgends. Die Soundeffekte sind dafür umso besser und untermalen das Gezeigte jederzeit stimmig. Erwähnt werden sollte noch die Ausstattung der Disc, da sich noch zwei Kurzfilme darauf befinden, die durchaus interessant sind. Umso mehr, da einer davon quasi das Prequel zu The Survivalist darstellt und die Zeit vor der Ölknappheit zeigt. Zumindest auf diesem Wege erfährt man etwas über die Hintergründe, wenn schon der eigentliche Film nichts dazu verrät. Cover & Bilder © Neue Pierrot Le Fou / The Fyzz Facility Film One Limited 2014 Das Fazit von: Beef Supreme
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