Triple 9

Triple 9

Originaltitel: Triple 9
Genre: Action • Thriller
Regie: John Hillcoat
Hauptdarsteller: Chiwetel Ejiofor
Laufzeit: DVD (ca. 115 Min) • BD (ca. 115 Min)
Label: Universum Film
FSK 16

Triple 9   23.09.2016 von Beef Supreme

Zwischen der Unzahl an Comic-Verfilmungen, Fortsetzungen und Comic-Verfilmungsfortsetzungen kann es fast schon als kleines Wunder betrachtet werden, wenn es doch mal neues, mehr oder minder originelles Material auf die Leinwand schafft. Leider setzt sich der Trend fort, dass ebensolche Filme in Hollywood zunehmend als Risikogeschäft gelten. Triple 9 hat es dennoch ins Kino geschafft und ist mittlerweile auch auf Scheibe erhältlich. Lohnt sich die Anschaffung dieses Thrillers um korrupte Cops und die Russenmafia?

 

Butterweich lief der Überfall. Rein, ein paar Löcher in die Decke gestanzt, Schließfach ausgeräumt und wieder weg. Hätten Michaels Mannen dann noch die Farbpatrone bemerkt, die die ganze Kohle versaut und fast die Flucht ruiniert hätte, wäre es der perfekte Raub geworden. Doch darum ging es gar nicht. Es sollte der letzte Auftrag für die Russenmafia, geführt von Michaels Ex-Schwägerin Irina (Kate Winslet), werden, doch wer traut schon der Mafia. Der wirklich wirklich letzte Auftrag führt Michaels Trupp aus korrupten Cops und Ex-Special Forces in ein schwer bewachtes Gebäude der Homeland Security. Unter anderen Umständen hätten sie diesem Auftrag niemals zugestimmt, aber Irina hält Michaels Sohn quasi als Geisel und hat ihn somit in der Hand. Also muss das Unmögliche möglich gemacht werden. Und zwar mit einem Triple 9: Dem Polizeicode für einen Polizistenmord. Wie unglaublich praktisch, dass einer der korrupten Cops in Michaels Team gerade einen neuen Partner namens Chris (Casey Affleck) zugewiesen bekommen hat. Perfektes Kanonenfutter, wäre Chris nicht der Neffe von Übercop Jeff (Woody Harrelson). Um es mit den Amis zu halten: Die Scheiße gedenkt den Ventilator zu schlagen.

 

Der Kern von Triple 9 ist relativ schnell erzählt. Der Film geizt aber nicht mit Nebenhandlungen und schlägt diese dem Zuschauer in ordentlichem Tempo um die Ohren. Mal wird bruchstückhaft auf die Beziehung zwischen Michael und Irina bzw. seiner Ex, also Irinas Schwester eingegangen, dann folgt sofort der Sprung zu Jeff und seiner Beziehung zu Chris. Dann wiederum die Beziehungen zwischen Michaels Crew untereinander und gelegentlich wird noch Vassili, der eigentliche Anführer der Russenmafia, untergemischt. All das ist verwirrender, als es eigentlich sein müsste und kann zuweilen auch den Zuschauer überfordern, wenn er sich von dem Überangebot an Information mitreißen lässt. An sich ist diese Art der Vielschichtigkeit gar nicht so verkehrt, verleiht es dem Film eine gewisse Tiefe, ja sogar so etwas wie einen „Wiederschauwert“, man könnte ja Details übersehen haben. Letztendlich ist das aber bei Triple 9 nicht der Fall, da aus dem Informations- und Handlungsbombenteppich nichts gemacht wird. Im Endeffekt spielt dass alles eigentlich überhaupt keine Rolle, was sehr schade ist. Wäre der Autor etwas motivierter gewesen, hätte sich da echt noch was rausholen lassen. Triple 9 ist bei weitem kein schlechter Film, auf Handlungsebene, nur verschenkt er massiv Potential, da er sich nicht die Mühe macht, die einzelnen Handlungsstränge intelligent zusammenzuführen.

 

Dass das Gezeigte trotzdem gut funktioniert, liegt maßgeblich an dem namhaften Cast, der hier mehr als ordentlich performt. Gerade Woody Harrelson als heruntergekommener aber immer noch höchst kompetenter Cop weiß zu überzeugen. Aber auch Kate Winslet als Irina macht ihre Sache mehr als gut. Selten konnte man so schnell einen Hass auf den Antagonisten entwickeln. Generell gibt es in dieser Hinsicht keine Ausfälle zu verzeichnen, da die gesamte Darstellerriege durch die Bank glaubhaft spielt. Und selbst kleinere Rollen wurden zum Teil mit bekannten Gesichtern besetzt, was dem Film keinesfalls geschadet hat.

 

Zwischendurch findet sich trotz Plot-Overkill immer noch die Zeit für ein paar hübsche Ballereien und die haben’s in sich. Erdig, dreckig, hart, so lässt sich die Action beschreiben. Triple 9 beschönigt nichts und vermeidet glücklicherweise auch diese Unart mit den Wackelkameras. Knallharte Action, die keine Kompromisse eingeht. Es wird zwar nicht allzu oft um sich geschossen, aber wenn, dann rentiert sich das auch. Leider ist das Blut sehr hell und ähnelt eher eingedicktem Erdbeersaft, was dem ganzen etwas die Glaubwürdigkeit nimmt. Abgesehen davon kann Triple 9 durchaus mit seiner Härte überzeugen.

 

Bildergalerie von Triple 9 (5 Bilder)

Bleibt zum Schluss noch die Technik. Bei einem Big-Budget-Streifen gibt’s hier auch erwartungsgemäß nichts zu beanstanden. Das Bild ist gestochen scharf und der Klang sauber und knackig. Einzig die Farben sind vielleicht etwas zu intensiv geraten, was bei dunklen Szenen leicht irritierend wirken könnte. Abgesehen davon ist alles im grünen Bereich.



Cover & Bilder © Universum Film GmbH


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Triple 9 hat mich durchaus überzeugt. Der Streifen wird mit Sicherheit keine Preise für Originalität gewinnen, dafür hat man das alles so oder ähnlich viel zu oft gesehen, doch die Umsetzung kann durchaus als gelungen bezeichnet werden. Satte Action und ein hervorragender Cast werten den Film ganz klar auf. Leider krankt der Film etwas an seiner Handlung, da hier versucht wurde, eine storytechnische Tiefe zu erzeugen, die nicht da ist. Der Film eröffnet zu viele Nebenschauplätze, die zum Schluss nicht oder nur unkreativ zusammengeführt bzw. zum Ende gebracht werden. Der eigentliche Kern des Films, besagter Triple 9 gerät so gelegentlich aus dem Fokus, weil der Zuschauer zu sehr mit anderen Fragen beschäftigt wird, die aber nicht so richtig aufgelöst werden. Wäre Autor Matt Cook hier etwas Intelligenteres eingefallen, Triple 9 wäre die Überraschung des Jahres geworden. So bleibt einfach nur ein guter Film, der aber nicht an Größen wie Training Day heranreicht.


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