Wonder Boy: The Dragon's Trap
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BEWERTUNG |
19.04.2018 von LorD Avenger
Ein mutiger Held wird nach dem Besiegen eines bösen Drachen selbst in einen verwandelt und versucht nun durch das Erlangen weiterer Erscheinungsformen den Fluch zu brechen...
Wonder Boy, auch bekannt als Monster World, ist als Spiele-Franchise tatsächlich bereits älter als ich. SEGA veröffentlichte das erste Wonder Boy 1986 als Arcade-Automaten und aufgrund der sehr positiven Resonanz folgten diverse Ableger, primär für die Retro-Konsolen von SEGA selbst. "The Dragon's Trap" war 1989 der Untertitel zu Wonder Boy III für u.a. das Master System - derselbe Untertitel, den nun auch das Remake erhält.
"Remake" ist in diesem Fall auch wirklich mal Programm. Da das Originalspiel noch aus den 80ern stammt, war die Grafik erwartungsgemäß simpel gehalten und pixelig. Wonder Boy als Remake begann Ende der 90er als ein Fanprojekt zweier Männer, von denen einer das komplette Spiel und sämtliche Animationen von Hand neu zeichnete. Und zeichnen kann er offenkundig, denn das Spiel ist ein optischer Schatz! Wunderschöne comichafte Grafik mit niedlichen, wie auch coolen Figuren und eindrucksvollen Hintergründen. Auch bei der Animation hinkt die Grafik nicht, denn die zahlreichen verschiedenen Charaktere und Gegner bewegen sich flüssig und dem Stil des Spiels angemessen. Besonderes und wirklich grandioses Gimmick für Fans der alten Spiele, ebenso wie für Videospielbegeisterte generell ist das eingebaute Originalspiel. Mit einem simplen Knopfdruck wechselt die Ansicht vom wunderschönen Remake ins klobige 1989 zurück und man kann jederzeit hin und her springen. Jedes Mal, wenn ich eine neue Charakterform entdecke, einen neuen Gegner oder einen neuen Bereich schalte ich für eine Weile um, um zu sehen, wie das alles vor rund 30 Jahren ausgesehen hat - und das alles ohne auch nur im Ansatz im Spielfluss gestört zu werden. Ein anderer Knopf kann noch dazu die sehr atmosphärische Musik um drei Jahrzehnte zurückversetzen, damit man wirklich das volle Retro-Erlebnis mitmacht.
Rein spielerisch merkt man dem Game nur stellenweise sein hintergründiges Alter an - alles in allem könnte es auch locker ein komplett neuer Indie-Titel sein. Nach einem kurzen Einführungslevel mit simpler Story, das übrigens eine vereinfachte Form des letzten Levels vom Vorgänger Wonder Boy in Monster Land (1987) darstellt, wird man als süßer, kleiner Drache in die nonlineare Spielwelt entlassen. Start- und Angelpunkt ist das Dorf, in dem man Ausrüstung einkaufen, sich in der Kirche ein Retro-Passwort ausgeben und in die restliche Welt ausziehen kann. Über diverse, größtenteils blockierte Auswege erreicht man andere Gebiete, wie den Strand, die Wüste, den Dschungel, den Untergrund, das feudale Japan oder andere Umgebungen, die mit neuen Gegnern und Herausforderungen aufwarten. Über Plattformen, Sprungblöcke und versteckte Bereiche kämpft man sich zum Ende des Levels, wo in der Regel ein Drachenboss auf einen wartet. Die amüsant und ebenfalls sehr comichaft gestalteten Bosse, wie Zombie- oder Mumiendrachen, verleihen einem nach dem Besiegen eine neue Erscheinungsform. So kann man als ursprünglicher Mensch, der in einen feuerspeienden Drachen verwandelt wurde, im Spielverlauf in den Körper einer an Wänden und Decken kletternden kleinen Maus schlüpfen, als Piranha-Mensch durchs Wasser schwimmen, als Löwe das Schwert schwingen oder als Falke fliegen kann. In der Regel sind die Bereiche nur für den Charakter zugänglich, dessen Fähigkeit auch für das Absolvieren des Levels benötigt wird - nicht selten lassen sich aber auch optionale Geheimnisse entdecken, wenn man in einer anderen Form dort auf die Suche geht.
Wo sich das Alter und die Anlehnung an das Original bemerkbar macht und wo dann auch der für mich bei Retrospielen typische Frustfaktor einsetzt, sind die fehlenden Checkpoints. Um ein Gebiet alleine zu erreichen, müssen teilweise schon verhältnismäßig aufwändige und lange Strecken zurückgelegt werden, gefolgt vom eigentlichen Level, das nicht selten auch noch in einem umfangreichen Turm endet, der mit Gegnern gespickt ist und den es zu erklimmen gilt - bevor am Ende selbstverständlich der Boss wartet. Wird man irgendwo auf dem Weg besiegt und hat keinen der seltenen Wiederbelebungstränke dabei, heißt es zurück ins Dorf und von vorne anfangen. Glücklicherweise kommt das Remake mit mehreren Schwierigkeitsstufen und die erste Hälfte des Spiels ist auf der niedrigsten gut zu bewältigen für alle Spieler, die nicht gerade die Herausforderung lieben - ab der Löwenform wird es aber selbst so sportlich. Abhilfe kann dann nur noch das Ausrüstungssystem schaffen. Überall in der Spielwelt sind von lustigen Schweinen betriebene Shops zu finden, die alle unterschiedliche Ausrüstung verkaufen, mit denen man seine Charakterwerte (Angriff & Verteidigung) aufpolieren kann. Manche Rüstungen und Schwerter haben sogar besondere Effekte, z.B. das unbeschadete Schwimmen durch Lava. Besagte Shops muss man in der Spielwelt allerdings erst finden und dann muss man auch noch genug Gold dabei haben, um sich die kostspieligen Schmiedeprodukte leisten zu können...
Genauso liebevoll wie das Spiel wurde auch die Retail-Version gestaltet. Die PS4-Ausgabe erscheint beispielsweise mit einem coolen Wendecover, das entweder das Remake oder das Original zum Thema hat und sich signifikant mehr unterscheidet als das übliche "kein USK-Logo". Im Inneren findet sich neben der Disc auch ganz oldschool ein farbiges Booklet mit generellen Tipps und Gameplay-Mechaniken sowie schönen Illustrationen und für Fans und Sammler gibt es dann auch noch eine Mini-Disc mit dem Soundtrack sowie einen knuffigen Schlüsselanhänger mit der Drachenform aus dem Spiel. Cover & Bilder © Headup GmbH, All rights reserved. Das Fazit von: LorD Avenger
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