64 Minutes - Wettlauf gegen die Zeit
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BEWERTUNG |
20.07.2020 von Dan DeMento
Anfang des neuen Jahrtausends sah es kurz so aus, als würde Aaron Eckhart einer der ganz Großen in Hollywood werden, als er 2008 erst Harvey Dent in Nolans The Dark Knight verkörperte und 3 Jahre später mit der Hauptrolle in Battle: Los Angeles nachlegte. Doch danach verschwand er zunehmend wieder in die Reihe der Nebenrollen. Der Action-Knaller 64 Minutes - Wettlauf gegen die Zeit bietet da eine große Ausnahme. Ob der Streifen einen Blick wert ist, erfahrt ihr hier.
Inhalt:
Der Polizist Frank Penny (Aaron Eckhart) hat ein kleines Problem mit seiner Impulskontrolle, weshalb er von einer Eliteeinheit zum stumpfen Streifendienst degradiert wurde. Geblieben ist ihm aber immerhin sein Funkgerät und dadurch erfährt er auch von einer fehlgeschlagenen Geldübergabe in der Nähe. Er schafft es, den Verbrecher zu stellen, erschießt ihn dann aber dummerweise. Das Problem dabei: Der Mann war einer der beiden Entführer, die die elfjährige Tochter von Polizeichef Volk (Giancarlo Esposito) in ihrer Gewalt haben. Nur bleibt als einzige Spur ein Videostream, der das Mädchen in einem Tank mit steigendem Wasserstand zeigt. Auf eigene Faust und gegen jede Anweisung macht sich Penny auf die Suche nach Volks Tochter. Unterstützt - oder vielmehr behindert - wird er dabei von Internet-"Reporterin" Ava Brooks (Courtney Eaton), die im Zuge der Pressefreiheit und der Kritik an Polizeigewalt jeden seiner Schritte live ins Netz streamt. Und während das Interesse der Öffentlichkeit steigt, läuft dem ungleichen Paar die Zeit davon, denn in genau 64 Minuten wird der Tank komplett mit Wasser gefüllt sein...
Der Action-Thriller, im Original Line of Duty betitelt, erschien hierzulande unter dem plakativen Titel 64 Minutes - Wettlauf gegen die Zeit, vielleicht auch um Verwechslungen mit der gleichnamigen britischen Serie zu vermeiden, und wurde weitgehend ignoriert. Verwunderlich ist das nicht, glänzt Regisseur Steven C. Miller doch hauptsächlich darin, ehemalige Weltstars ihrer B-Movie Zweitverwertung zuzuführen. So ist er verantwortlich für die Bruce-Willis-Trash Trilogie Extraction / Marauders / First Kill und Escape Plan 2: Hades. Doch während gerade letzterer passend zum Titel wirklich unterirdisch schlecht war, ist 64 Minutes tatsächlich ein sehr solider und unterhaltsamer Action-Streifen.
Aaron Eckhart spielt die Rolle des leicht cholerischen "Einsamen Wolfes" hervorragend und auch der gewohnte Plan, der mittelalten Hauptfigur einen jungen Sidekick zur Seite zu stellen, um die jüngere Generation anzusprechen, geht hier ausnahmsweise einmal gut auf. Courtney Eaton, dem geneigten Zuschauer vielleicht durch Nebenrollen in Mad Max: Fury Road oder Gods of Egypt ein Begriff, spielt die Reporterin Ava Brooks mit einer Kaltschnäuzigkeit, die ich noch selten gesehen habe und ihre große Klappe ist der von Eckhart mehr als ebenbürtig. Es ist schön, einmal eine starke junge Frau in einer solchen Rolle zu sehen statt dem ewigen hilflosen Mäuschen. Erfrischend ist außerdem, dass der Mitte 50 Mann und das Anfang 20 Mädchen nicht wie üblich als Liebespaar enden, sondern sich eher eine Vater-Tochter-Beziehung entwickelt. Offenbar zeichnet sich in diesem Bereich langsam sogar unter den Action-Filmern ein gewisser Fortschritt ab.
Besonders zu erwähnen ist auch, dass O.C. California Schönling Ben McKenzie hier eine absolut überzeugende Performance als durchgedrehter Bösewicht abliefert. Zwar wurde dessen Imagewechsel schon mit Southland oder spätestens Gotham vollzogen, in einer solchen Rolle war er bisher aber selten zu sehen. Einzig Giancarlo Esposito, bekannt aus Breaking Bad, wird leider ein wenig ungenutzt verbraten.
Der Kniff, dass der Film ab einem gewissen Punkt in Echtzeit spielt, was sich durch die Liveübertragung ins Internet und den titelgebenden 64-Minuten-Countdown wiederspiegelt, gibt dem Film ein gewisses Tempo, was ihm sehr gut tut und das Spannungslevel konstant oben hält. Zwar wurde hier gerade in den Actionsszenen teilweise ein wenig getrickst, das ist aber absolut verzeihbar. Gerade diese Actionszenen machen einen Großteil des Filmgenusses aus und sind wirklich großartig umgesetzt und ein schöner Ausreißer aus dem üblichen Einheitsbrei der Actionfilm-Landschaft.
Aus dem Aspekt der Liveteilnahme einer ganzen Stadt hätte man auf jeden Fall mehr machen können, vor allem, da mit Jessica Lu eine sehr interessante Nebenfigur quasi komplett ungenutzt blieb. So wurde dieser Aspekt leider nur für das - recht pathetisch geratene - Finale genutzt.
Alles in allem ist 64 Minutes - Wettlauf gegen die Zeit aber ein von Anfang bis Ende unterhaltsamer und spannender Action-Streifen, der nicht nur Fans des Genres viel Spaß bereiten dürfte.
Details der Blu-Ray:
Technisch gibt es absolut nichts auszusetzen. Das Bild ist etwas überstilisiert (vergleichbar mit der typischen CSI-Optik), in diesem Rahmen aber klar und ohne Störungen, auch in dunklen Szenen. Der Ton kommt sowohl im O-Ton als auch in der deutschen Synchro mit Druck und schön aufgeteilt aus den Boxen. An Bonusmaterial gibt es ein sehr interessantes Making-Of, einen Audiokommentar, Trailer und eine Bildergalerie.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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