Was haben die Methoden von aktuellen Entertainern auf der Bühne mit der Propaganda der Nazis gemein? Diese schwierige Frage stellt sich die Dokumentation A Venue For The End Of The World und wir haben sie uns angesehen ...

Wer sich den Trailer zur australischen Dokumentation
A Venue For The End Of The World anschaut, merkt relativ schnell, was auf ihn zukommt. Chip Monck, Produzent der Rolling Stones von 1968 bis 1973 erzählt dem Zuschauer, dass er in der Schweiz den Architekten des Dritten Reichs, Albert Speer, kennengelernt hat und die beiden das Bühnendesign sowie die Auftritte der Rolling Stones besprechen. Ein wenig später bescheiben vier Leute, die 1969 beim legendären Woodstock Festival gearbeitet haben und erzählen, wie damals eine Million Menschen dem Künstler auf der Bühne blind folgten, während kurz vorher ein Bild vom Reichsparteitag in Nürnberg gezeigt wurde. So hat der Trailer bei mir die Neugier auf mehr geweckt und ich schrieb den Produzenten von Devil Blue Films an, ob man den Sofahelden einen Streaming Link schicken könnte, da der Film aktuell in Deutschland noch keinen Partner hat. Ein paar Tage später machte ich es mir auf meiner Couch bequem und startete die Dokumentation.
Diese beginnt mit Aidan Prewett, einem jungen Regisseur und Filmmacher, der den Zuschauer durch die Dokumentation begleitet. So will Prewett direkt zu Beginn auf einer Bühne stehend versuchen, rund 10.000 Zuschauer von seiner Sache zu überzeugen. Nach und nach erfahren wir, wie er dies tun möchte. So spricht er vor allem mit Leuten, welche viel Erfahrung mit Bühnen haben, sowohl Künstler als auch Manager. Er spricht mit dem Mikrofontester des Woodstook Festivals und dem amerikanischen Talkshow Master und Moderator Dick Cavett. Leider fehlt hier jedoch dem deutschen Zuschauer der Zusammenhang zur Amerikanischen Kultur, die Bedeutung von Dick Cavett wird erst später in der Dokumentation deutlich. Generell verliert sich Prewett immer wieder in Details, welche nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben, so zum Bespiel ein gefühlt endloser Ausflug zum Thema Satire. Nichtsdestotrotz schafft es Prewett immer wieder, den Zuschauer einzufangen und abzuholen. Auch das Thema Manipulation kommt zur Sprache und sogar Propaganda wird angeschnitten. Generell scheint es jedoch, dass der Zuschauer auf verschiedenen Ebenen angesprochen wird. Da ist zum einen das Erzählte und Gezeigte. Hinzu kommen jedoch kleine Details, welche immer wieder stutzig machen. So wird direkt zu Beginn eine Ansprache Hitlers mit folgenden Worten untertitelt: “Ich weiß, es ist nur Rock and Roll. Aber ich mag es!” Dem deutschen Zuschauer ist sofort klar, dass Hitler dies nie gesagt hat, trotzdem hat Prewett bewusst diese Worte als Untertitel gewählt. Dies und viele weitere Dinge regen sehr stark zum nachdenken an, es ist fast so, als würden viele Dinge mehrere Bedeutungen haben. Und auch noch Tage nach dem Anschauen bleiben Dinge aus der Dokumentation im Kopf hängen.
Bildergalerie von A Venue For The End Of The World (15 Bilder)
Leider hat die Dokumentation ein paar Durststrecken, welche der Zuschauer überwinden muss. Zum Beispiel sprechen einige “Youtube Stars” von der Wirkung ihrer Videos, was jedoch sehr langatmig ist. Die uns vorliegende Streaming Version ist komplett in Englisch gehalten, daher kann über die Lokalisation aktuell noch nichts gesagt werden.
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