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Asura's Wrath
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BEWERTUNG |
03.03.2012 von GloansBunnyZornigen Menschen kann man aus dem Weg gehen, aber einer wütenden Gottheit auszuweichen ist ziemlich schwer. Die Sofahelden stellen sich tapfer "Asura's Wrath" ...
Die weißen Augen funkeln dämonisch, glühend rote Linien überziehen den bronzig glänzenden Körper. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht saugt der Hüne Unmengen Sauerstoff in seine Lungen, spannt bebend die Muskeln an. Ein bedrohliches Grollen ertönt aus der Kehle, die nicht von dieser Erde stammt, bis sich schlussendlich all der unbändige Zorn in einem gewaltigen Brüllen entlädt: "Arrrrrrrrrggghhhhhh!"
Keine Frage - Asura ist sauer. Stinksauer sogar. Einst war das muskulöse Kraftpaket einer der acht Wächtergeneräle, jene menschenähnliche Gottheiten mit enormen Fähigkeiten, die die Welt vor einer zerstörerischen Macht namens Gohma beschützten. Doch Asura wird Opfer einer Verschwörung. Man bezichtigt ihn des Mordes am Kaiser, tötet seine Ehefrau, entführt seine geliebte Tochter und verbannt ihn, all seiner göttlichen Fähigkeiten beraubt, auf die Erde. Krank vor Trauer sinnt Asura auf Rache und hat nur ein Ziel vor Augen: die Drahtzieher hinter der Intrige ausfindig machen und sie zur Rechenschaft ziehen. Ein Kampf unbeschreiblichen Ausmaßes beginnt, den der Wächtergeneral nur danke seiner unbändigen Wut meistern kann ...
Capcom's neustes Action-Adventure ist anders. Sehr anders. "Asura's Wrath" kann man wohl am ehesten als eine interaktive Action-Anime-Serie beschreiben. Die knapp 20-minütige Einführungssequenz besteht wie etwa 50 Prozent des gesamten Spiels aus handgezeichneten Renderszenen, und macht optisch einen ziemlich ordentlichen Eindruck. Im Animestil erzählen die Entwickler durch solche Kurzfilme fast die komplette Story und legen enorm viel Wert auf detaillierte, einprägsame Figuren und bombastische visuelle Effekte. Leider kommen bei so viel Liebe zu monströsen Steingolems, unzähligen Körperdetails der Wächter und Explosionen am Himmel die Umgebungstexturen etwas zu kurz. Wo imposante Gegner jeder Größe drohend ihre Waffen schwingen, sich gigantische Feuersbrünste in Asura's Augen spiegeln und dutzende Ringe, Ketten und Kleidungsstücke die Körper der Gottheiten schmücken, trifft das verwöhnte Spielerauge leider auf blasse, detailarme und leblose Umgebungen. Da die Figuren aber extrem sorgfältig und flüssig animiert sind und nur so vor Details strotzen, ist dies nur ein Meckern auf hohem Niveau. Wenn der Hauptcharakter durch Gegnerhorden wirbelt, Tritte, Schläge und Schüsse effektvoll auf die Widersacher einprasseln, und Asura zum guten Schluss seine unbändige Wut entfesselt, herrscht eine regelrechte Reizüberflutung im Sehnerv. Die nahtlose Verbindung von handgezeichneten Zwischensequenzen und epischen Gameplay-Passagen in Form einer spielbaren Fernsehserie, fesseln den Spieler konstant an den Bildschirm.
Die Videosequenzen sind der interaktive Hauptteil des Spiels und bieten überdurchschnittlich viele QuickTime-Reaktionstests. Bedeutet: Während auf dem Bildschirm die kämpferische Post abgeht, wird eine bestimmte Abfolge von Tastenkombinationen eingeblendet. Die Action wird hierbei nicht unterbrochen, Videosequenzen gehen nahtlos in QuickTime-Szenen und spielbare Abschnitte über. Letztere können mit einer eingängigen und unkomplizierten Steuerung punkten. Wie gewohnt wird mit dem linken Analogstick Asura selbst und mit dem rechten Stick der Blickwinkel der Kamera gesteuert. Die vier Aktionstasten dienen leichten oder schweren Angriffen, lassen den Halbgott springen, blocken oder auf entfernte Ziele schießen. Per Schultertasten werden Gegner anvisiert, Ausweichmanöver gestartet oder Asura's Zorn entfesselt. Diese verheerenden Wutausbrüche erfordern allerdings eine gefüllte Wrath-Anzeige, die sich durch mehrere erfolgreiche Treffer über die komplette Bildschirmbreite erstreckt. Folge ist ein eindrucksvoller Finishing-Move, der meist die nächste Rendersequenz einläutet. Die intuitive und präzise Steuerung kann man leider pro Episode nur etwa drei bis fünf Minuten in vollem Umfang nutzen, da die spielbaren Actionabschnitte nur etwa 40 Prozent der Gesamtspielzeit in Anspruch nehmen. Umso mehr genießt man aber eben diese rasanten Passagen, in denen flinke Finger am Controller das A und O sind. Geschicktes, schnelles Wechseln zwischen Angriff und Abwehr sind der Schlüssel zum Sieg, dank durchdachter Tastenbelegung und ordentlicher Kameraführung funktioniert das reibungslos und flüssig. Die Titelwahl der Musikstücke ist überschaubar, aber stets passend zum Setting gewählt. In den actionlastigen Abschnitten treiben rockige Beats zu Höchstleistungen an, während bei den Mangazeichnungen ruhige Fernost-Töne zu einer kurzen Verschnaufpause animieren. Die Soundeffekte überzeugen und sind punktgenau auf das Geschehen am Bildschirm abgestimmt. Die englischen Synchronsprecher leisten durchweg gute Arbeit, deutsche Untertitel tragen außerdem zum Verständnis der verworrenen Geschichte bei.
Umfang und Gameplay von "Asura's Wrath" sind solide. Das ungewöhnliche Setting vermischt asiatische Mythologie gekonnt mit Sci-Fi-Elementen und überzeugt mit ungewöhnlichen Kampfarenen und Charakteren. Den Großteil des Abenteuers bilden mit QuickTime-Aktionen gespickte Renderszenen, gefolgt von kurzen Actionabfolgen à la "Devil May Cry", und ein paar wenigen Railshooter-Abschnitten. Passionierten Adventure-Gamern werden die Unmengen an interaktiven Animeszenen wohl etwas sauer aufstoßen, zumal nach knapp sechs Stunden Spielzeit bereits der Abspann über den Bildschirm flimmert. Trotzdem kann Capcom viele Pluspunkte sammeln: Schwarzer Humor, abwechslungsreiche Spielabschnitte und eine ausdrucksstarke Story, die nicht zuletzt durch den stinkwütenden Hauptcharakter spannend ist. Die Tatsache, dass man Asura weder mit neuen Fähigkeiten noch sonstigen Upgrades ausstatten darf, bestätigt: Hier handelt es sich um ein waschechtes Actiongame! Kein Auflevel-Schnickschnack, keine Waffenupgrades, kein Inventar. Nur Asura selbst, den man dank ausgewogenem, jederzeit änderbarem Schwierigkeitsgrad und fair gesetzten Speicherpunkten (Autosave) durch sein Abenteuer geradezu brettern lässt. Und eben jener Asura ist es, der Sympathie und Empathie im Spieler erweckt. Ehe man sich versieht, sitzt man schimpfend, kopfschüttelnd und sprachlos vor dem Bildschirm - ein triumphierendes "Yeeeees!" wird nicht lange auf sich warten lassen. Eine andere Reaktion ist auch kaum möglich, schließlich versohlt der Halbgott einem monströsen Fettwanst gerade den gigantischen Hintern. Oder einem anderen der vielen, einzigartigen Gegnern auf sarkastische Art und Weise den Weg in die ewigen Jagdgründe zeigt, natürlich mit spektakulären Wutausbrüchen garniert. "Asura´s Wrath" fetzt, bei Bedarf sogar zu zweit. Einen kurzen Zwei-Spieler-Modus hat Capcom tatsächlich auch mit auf die Disc gepackt, ebenso eine Online-Rangliste. Am meisten Spaß macht das Spiel allerdings im Einzelspieler-Modi, denn nur in diesem kann man die komplette Geschichte samt Actionelementen am Stück erleben. Das Fazit von: GloansBunny
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