Kein Cover vorhanden: upload/articles/1_woi3o1fBFOYntHqXNlam.JPG

Dragon Age II

Publisher: Electronic Arts
Entwicklerstudio: Bioware
Genre: Rollenspiel
Sub-Genre: Action-Rollenspiel
Art: Vollpreisititel
Erscheinungsdatum: 10.03.2011
USK 18

Dragon Age II   25.03.2011 von GloansBunny

Episch, heroisch und unglaublich fesselnd- so könnte man „Dragon Age 2“ kurz und knapp beschreiben. Und die tapferen Recken von EA´s Bioware haben noch viel mehr zu bieten als „nur“ irgendwelche Drachen …

 

Das sanfte „Pling“ begleitet den Startvorgang meiner 360 Slim. Ich befinde mich in einem Zustand, den nur Rollenspiele in mir hervorrufen können. Meine Finger kribbeln - wohl wissend, dass sie die nächsten Stunden keine Ruhe erfahren werden. Mein Geist macht sich bereit, eine neue Heldengeschichte in sich aufzunehmen. Mein Magen erhält den unwiderruflichen Befehl, erst auf Kommando wieder Hunger zu haben. All diese Vorgänge ereignen sich im Bruchteil weniger Sekunden. Und als dann schließlich ein blutroter Drache durchs Bild fliegt und das Bioware-Logo auf den LCD-Bildschirm speit, beschleunigt sich mein Herzschlag auf angenehmes „Jetzt geht’s los“- Niveau.

 

Knapp 1,5 Jahre ist es her, dass der Abspann von „Dragon Age: Origins“ einen winterlichen Sonntagabend in meinem Spielerinnen-Leben ausklingen lies. Jetzt ist es Zeit, den Nachfolger eines der besten Rollenspiele der letzten Jahre zu meistern. Wobei „Nachfolger“ eigentlich das falsche Wort ist. Denn „Dragon Age 2“ erzählt die eigenständige Geschichte vom zunächst noch unbekannten Flüchtling Hawke, der erst über die Jahre hinweg zum Champion von Kirkwall aufsteigt. Ein Zwerg namens Varric ist hierbei derjenige, der spitzzüngig seine Version der Handlung zum Besten gibt und je nachdem, welche Entscheidungen der Spieler im Verlauf trifft, auch korrigiert. Und diese Erzählstruktur funktioniert - ich importiere meinen Spielstand aus „Origins“ und passe meinen Helden optisch noch ein wenig an meinen aktuellen Geschmack an. Das hat fast schon schöpferische Züge, da man vom Geschlecht bis zum Tattoo, die eigene Spielfigur beliebig gestalten kann. Zwar ist der Umfang des Charaktereditors im Vergleich zum ersten Teil etwas geschrumpft (eine Rassenwahl ist nicht mehr möglich), aber sobald die Wahl über Krieger, Magier oder Schurke getroffen ist und die ersten Attributspunkte im Fertigkeitenbaum verteilt sind, wird die Auswahl umgehend in Varrics Geschichte integriert und von mir weitergespielt. Alternativ kann auch anstatt der eigenen abgeschlossenen „Origins“- Geschichte eines von drei vorgegebenen Story-Enden verwendet werden. Einen Unterschied der Auswahl merkt man aber nur daran, dass die Möglichkeit, auf welche altbekannten Figuren aus Teil Eins man im Spielverlauf trifft, variiert.

Mit klassentypischen Waffen und Zaubersprüchen ausgerüstet, geht es dann endlich los in die Welt in und um Kirkwall. Mit der Familie im Schlepptau versuche ich, der Dunklen Brut zu entfliehen, um ein neues Leben in der Stadt der Ketten anzufangen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn nach den ersten Kämpfen gegen die Schergen der Unterwelt und dem tragischen Tod eines Familienmitgliedes steht man wutentbrannt und gleichzeitig völlig hilflos in einer Sackgasse voller Gegner. Doch „Dragon Age“ hätte seinen Namen nicht verdient, wenn nicht ein Wesen eben dieser Gattung auftauchen würde, um unserer mutigen Truppe zu helfen. Das Geheimnis hinter diesem Drachen ist nur eine von vielen Überraschungen, die Bioware für den Spieler bereithält!

 

Noch fulminanter wird die dichte Atmosphäre der Einführungsgeschichte, wenn man immer tiefer in die Hintergründe des schweren Aufstiegs Hawkes zum Champion eintaucht. Dies geschieht automatisch im Spielverlauf und kann durch vorgegebene, wählbare Gesprächsoptionen beeinflusst werden- mit spür- und sichtbaren Folgen! Das bereits aus „Mass Effect 2“ bekannte Dialogsystem glänzt durch einfaches, aber durchdachtes Handling. Eine aggressive Aussage, ein lustiger Spruch oder eine einfühlsame Antwort des Helden ruft beispielsweise eine entsprechende Reaktion beim Gegenüber hervor. Gegner lassen sich so einschüchtern, zum Aufgeben überreden oder bis aufs Blut reizen. Bei Gruppenmitgliedern wirkt sich ein Gespräch mitunter auf die Gesinnung aus - Freundschaft, Feindschaft und auch Romanzen und Bettgeschichten sind mit fast allen der bis zu neun Mitstreiter beider Geschlechter möglich. Die Synchronsprecher der Figuren leisten durchweg grandiose Arbeit und machen Lust, die Gespräche bis zum letzten Satz auszureizen - und auch Hawke hat endlich eine eigene Stimme. Zudem sind die Konversationen toll animiert, die Sequenzen in Spielegrafik lassen die aufwendig gestalteten Figuren sehr menschlich wirken und ziehen mich mit ihren detaillierten Regungen voll in ihren Bann. Doch auch abseits der Gespräche kommt keine rhetorische Langeweile auf. Zieht man mit maximal Dreien seiner Mitstreiter durch die verschiedenen Stadteile von Kirkwall oder Umgebung, wird gestritten, gewitzelt und gejammert, was das Zeug hält. Ich bin nicht selten stehen geblieben, um mir einfach nur die unterhaltsamen Dialoge der cleveren Kumpanen anzuhören, bevor es in den nächsten Kampf geht. Besonders viel zu lachen gibt es mit dem zynischen Zwerg Varric und der frechen Schurkin Isabella, die immer auf der Suche nach Männerbekanntschaften und einem Bier ist.

 

Auch in Kirwalls Stadtteilen und Umgebung treffe ich auf viele verschiedene Gruppierungen, Händler und Personen. Die einen haben Sorgen, Ängste und Nebenmissionen anzubieten, andere sprechen einfach nur aus, was ihnen auf der Seele brennt. Die Standbesitzer haben den ein oder anderen nützlichen Ausrüstungsgegenstand wie Waffen, Rüstungsteile, Schmuck oder Tränke zu verkaufen. Auch Runen zur Aufwertung des Inventarinhaltes oder questbezogene Dinge lassen sich hier für sauer verdiente Sovereigns erwerben. Diese Währung wandert durch Abschließen der unzähligen Missionen in den virtuellen Geldsack. Dabei steht es dem Spieler frei, in welcher Reihenfolge die Haupt-, Neben-, und Gefährten-Quests gemeistert werden. Wie in Rollenspielen üblich, winken natürlich auch Erfahrungspunkte, die je nach Gegnerstärke in der Höhe variieren. Steigt Hawke oder ein Gruppenmitglied eine Stufe auf, kann frei entschieden werden, welche Attribute gesteigert werden sollen - logischerweise richtet der erfahrene Rollenspieler diese Entscheidung an der jeweiligen Klasse der Figur aus. Auch Fertigkeitspunkte gilt es weise zu verteilen - das fällt in „Dragon Age 2“ deutlich leichter als noch im ersten Teil, da dem Talentbaum einige Äste gestutzt wurden und alles übersichtlicher und einsteigerfreundlicher gestaltet wurde. Wer sich diese taktische Arbeit völlig sparen möchte, kann alternativ auch der Konsole per automatischem Stufenaufstieg die Kontrolle überlassen. Das ist zwar bequem, aber dämmt die taktische Basis dieses Games wieder ein - also lieber selber machen!

 

Um die Geschichte im Zeitalter des Drachen voranzutreiben, absolviert die bunte Truppe um Hawke Quest um Quest. Diese Abenteuer sind gespickt mit Kämpfen gegen die unterschiedlichsten Kreaturen und Charaktere. Riesenspinnen, Kunari, Räuber, Blutmagier und viele andere Gegnertypen sind hier vertreten - toll animiert und vertont. Die Geräuschkulisse umfasst eine riesige Vielfalt - lauschiges Vogelgezwitscher wird von Blätterrascheln begleitet, morsche Skelettkrieger nähern sich knarrend mit rasselnden Säbeln, an der Verwundeten Küste rauscht das Meer… 5.1-Surround-Sound ist ein Muss! Auch der orchestrale Soundtrack fügt sich stimmig ins tonale Gesamtkonstrukt ein und erzeugt nicht selten Gänsehaut. Nur an wenigen Stellen im Spiel wirkt die Musikuntermalung etwas fehl am Platze. Wenn beispielsweise das charakteristische Grollen von Oboen und Co das dumpfe Gefühl erzeugt, gleich von etwas Großem angegriffen zu werden, sich dann aber weit und breit nicht ein einziger Fiesling zeigt, hemmt das den sonst so grandiosen Spielspaß. Stellenweise ist auch eine gewisse Ähnlichkeit mit „Mass Effect 2“ bei den ruhigeren Musikstücken hörbar.

 

Die Steuerung ist für mich als alter „Origins“- Hase nicht neu. Per Druck auf einer der Aktionstasten werden Waffenhiebe, Zaubersprüche oder Kampfmodi aktiviert. Welche Spezialaktion auf welchem Knopf liegt, kann selbst bestimmt werden. Die Schultertasten öffnen entweder das sekundäre Aktionstastenmenü, das nochmals drei weitere Angriffsmöglichkeiten bietet oder das übersichtlich gestaltete Ringmenü. Letzteres pausiert das Spiel, lässt mich kampf- und bewegungstaktische Aktionen festlegen und erlaubt den Zugriff auf Tränke und weitere Inventargegenstände. Ein Antippen der Bumper genügt, schon schlüpft man in die Haut der anderen Gruppenmitglieder und zaubert, schießt oder meuchelt fröhlich vor sich hin. Das macht richtig Spaß, bringt die nötige Abwechslung in die Kämpfe und ist vor allem für Taktiker ein wichtiger Punkt. Und wer jetzt Angst um seinen modifizierten Hauptcharakter hat, den kann ich an dieser Stelle beruhigen. Die gut ausbalancierte KI übernimmt die Steuerung der eigenen Mitstreiter, einstellbare Verhaltensmuster werden meist zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt. Und sollte sich der schwachbrüstige Magier doch einmal nicht wie vorgegeben heilen, wechselt man eben einfach wieder per Bumper zur jeweiligen Person und handelt selbst. Clever gelöst, Bioware! Das kann man von der Kamerasteuerung leider nicht sagen. Kaum einer der blutigen Echtzeit-Kämpfe läuft ohne manuelle Korrektur des Blickwinkels ab. Wenn man sich erst mühsam den vermeintlich gefährlichsten Gegner aus der Menge der Widersacher herauspickt, nur, um ihn dann gleich wieder aus den Augen zu verlieren, weil die Third-Person-View lieber die Details der nahe gelegenen Häuserkante betrachten will, dann frustriert das den Daumen am rechten Analogstick schon etwas. Das Anwählen der Gegner per Digikreuz ist leider nicht ganz ausgereift und hilft im Kampfgetümmel kaum weiter.

 

In Sachen Grafik ruft „Dragon Age 2“ in mir gemischte Gefühle hervor. Die Texturen sind stellenweise verwaschen, die verschiedenen Areale wechseln kontrastreich von hell nach dunkel. Auch, wenn Kirkwalls Stadtteile sehr lebendig und detailreich gestaltet sind, tröstet das leider nicht über die mangelnde Vielfalt  an Arealen hinweg. Wo „Origins“ noch eine riesige offene Welt voller Nebenschauplätze war, führt man jetzt Hawke und sein Gefolge durch die immer gleichen Häuser, Höhlen und Bezirke. Alles ist sehr linear und abgegrenzt, Freiraum sucht man vergebens. Andererseits sind die aufwendigen Animationen der Figuren und Gegner sehr detailliert und lebendig, immer wieder gibt es Neues zu bestaunen, an jeder Ecke zeigt die Stadt der Ketten ein anderes Gesicht, Lagerfeuer flackern. Lediglich manche Gewächse am Straßenrand wirken etwas zu steril. Zaubereffekte sowie Zustandsveränderungen aber sind deutlich als solche erkennbar und fügen sich stimmig ins flüssige Kampfgeschehen ein. Der frische Wind des Gesamtkonstruktes an Farben und Bewegungen entfernt somit die größte Staubschicht der etwas veralteten Eclipse-Engine. 

 

Nach etwas mehr als 25 Stunden neigt sich dann die Geschichte dem Ende zu. Der jederzeit wechselbare Schwierigkeitsgrad spielt bei dieser im Vergleich zu „Origins“ deutlich kürzeren Spieldauer aber weniger eine Rolle als die vielen Dialoge und Zwischensequenzen. Zwar haben sich ein paar wenige Bugs eingeschlichen, die mich ein bis zwei Missionen nicht beenden ließen, aber mein ganz persönlicher Hawke ist trotzdem zum Champion Kirkwalls aufgestiegen. Stufe um Stufe habe ich die Klassentalente und Attribute meiner Truppe verbessert, stärkere Fähigkeiten erlernt und neue Inventargegenstände und Waffen ausgerüstet. Da der Schwerpunkt sich auf actionreiche Kämpfe verlagert hat und das taktische Feinjustieren eher in den Gameplay- Hintergrund gewandert ist, habe ich mehr Zeit, die vielen tollen Eindrücke und blutigen Kämpfe noch einmal Revue passieren zu lassen. Meine Finger kribbeln noch immer und verlangen umgehend nach mehr Drachen und Monstern. Mein Geist ist gefüllt mit massenhaft Hintergrundinformationen und tollen Bildern. Und mein Magen? Der ruft herzerweichend nach einer XXL-Pizza mit so viel Kalorien, dass drei Skelettkriegerarmeen davon satt werden würden …

  


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

"Dragon Age"- diese zwei kleinen Wörter bringen Rollenspielfans ins schwärmen. Setzt man jetzt noch eine "2" hinter diesen Titel, so findet man sich in einer neuen Fantasy- Spielwelt wieder. Der Nachfolger eines der besten Games der letzten Jahre kommt mit viel Neuem daher. Grandiose Animationen, eine emotionale, eigenständige Geschichte und 1a- Soundtrack und Synchronisation zeichnen das Zeitalter des Drachen aus. Stunde um Stunde rast an einem vorbei, man will keinen Augenblick dieses Heldenepos verpassen und kostet es regelrecht aus, auch bei frühlingshaftem Wetter vor der Konsole zu sitzen. Actionreiche Kämpfe gepaart mitt etwas taktischem Vorgehen betonen die perfekt auf die Konsole abgestimmte, intuitive Steuerung. Kleinere Grafikfehler  und Texturschwächen fallen kaum ins Gewicht. Und selbst wenn sie es tun würden- die witzigen Dialoge der cleveren Mitstreiter  geben dem Spiel eine solche Würze, dass die ein oder andere Minute der Gesamtspielzeit nur fürs Zuhören geopfert wird! Wer Varric und Co nicht ins Herz schließt, der kann nur ein Kind der Dunklen Brut sein...  Trotz fehlender Abwechslung im Leveldesign ein Pflichtkauf für alle Jäger, Sammler und die, die es werden wollen!


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Tolle Animationen mit viel Abwechslung
  • Lange Spieldauer mit unzähligen Quests
  • Umfangreiche Story mit massig Gesprächsoptionen
  • Klasse Soundtrack und grandiose Synchronsprecher
  • Unterhaltsame, clevere KI- Mitstreiter
  • Weniger Taktik, mehr Action
  • Vielfältiges Kampfsystem
  • Große Auswahl an Inventargegenständen und Waffen
  • Dialogsystem hat Auswirkung auf den Spielverlauf
  • "Dragon Age" durch und durch
  • Wenig "Offene Welt"- Charakter mit teils arg linearen Levelabschnitten
  • Bugs in manchen Missionen
  • Locations der Nebenquests häufig gleich
  • Stellenweise verwaschene Texturen
  • Weniger Taktik, mehr Action





Kommentare[X]

[X] schließen