Driveclub VR
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BEWERTUNG |
25.10.2016 von GloansBunnyDie PlayStation VR ist geradezu prädestiniert für rasante, realitätsnahe Rennspiele. Redakteurin GloansBunny schwingt sich samt Headset ins virtuelle Cockpit von Driveclub VR...
Endlich sitze ich am Steuer meines Traumwagens, dem Audi R8 V10 Plus. Ich starte den Motor, der mir mit immensem Gebrüll beinahe die Ohren wegfliegen lässt. Ein kurzes Tippen aufs Gaspedal, nur um wirklich sicher zu gehen, dass das meine Kiste ist, die da mit ihren unzähligen PS prahlt. Check! Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts, den Rückspiegel nicht vergessen: neben und hinter mir stehen ein feuerroter Ferrari 458 Italia, ein Mercedes Benz SLS AMG in bedrohlichem Schwarz und weitere Boliden, deren Wert in etwa mein Jahresgehalt bis zum Ende meines Lebens noch übersteigt. Die sirrende Luft über der Orts-Rennstrecke sprüht geradezu vor Spannung, Benzin und Adrenalin. Noch bevor ich mich richtig konzentrieren kann, leuchten weiße Buchstaben vor mir auf: "Ready... Go!" Ich drücke hektisch das rechte Pedal ins Blech, sehe im Augenwinkel den AMG an mir vorbeiziehen wie eine schwarze Bestie. Verbissen kralle ich mich ins virtuelle Lenkrad, Straßenmarkierungen, Häuser und Waldrand rauschen in einer atemberaubenden Geschwindigkeit an mir vorbei. Ständig schaue ich mich um, achte auf die Fahrzeuge neben mir, bewundere für Bruchteile einer Sekunde die Kulisse um mich herum. Wahnsinn, wie echt sich dieser Racer anfühlt! Doch schon wenige Augenblicke nach dem Start bemerke ich dasselbe Problem, das mich auch auf echten Autofahrten heimsucht: schwitzige Hände, Speichelfluss und ein flaues Gefühl in der Magengegend. Ja, da ist sie, meine treue Begleiterin, die Reiseübelkeit. Ein hoch motorisierter Audi R8 samt einer äußerst schnellen und kurvenreichen Strecke war wohl nicht die beste Wahl, um meine ersten 3D-Fahrversuche im für Motion Sickness bekannten Driveclub VR zu unternehmen...
Steuerung und Sound: darf's auch ein kleines bisschen mehr sein...?
Die Steuerung von Driveclub VR kann auf zwei Art und Weisen gezähmt werden. Zum einen lässt sich per Controller der virtuelle Bolide relativ direkt und gezielt um die Kurven schmeißen, mit ein bisschen Übung und Fingerspitzengefühl findet man sich schnell in die Steuerung via Analogsticks, Schultertasten und Co ein. Als besonders angenehm entpuppt sich hier die Möglichkeit, Sitzhöhe und Position per Gamepad genau anpassen zu können, was den Komfort enorm erhöht. Die andere, alternative und gleichzeitig extrem spaßige Steuerungsmethode, ist jedoch zweifelsohne der Einsatz eines PS4-kompatiblen Lenkrades samt Pedalsatz. In Kombination mit der 360 Grad-Rundumsicht des VR-Headsets ergibt sich so ein wirklich intensives Mittendrin-Gefühl, das seinesgleichen sucht und das von klassischen Arcadehallen um ein Vielfaches übertrifft.
Das Soundgerüst von Driveclub VR bewegt sich auf solidem, aber nicht überragendem Niveau. Die Motoren klingen brachial, kernig und authentisch, haben aber ein großes Manko: die Maschinen der anderen Fahrer sind extrem laut und übertönen, unabhängig von der Entfernung, das Motorengeräusch des eigenen Boliden. Schalten nach Gehör und akustische Leistungszuordnung sind somit schier unmöglich, was dem Spiel ein wenig die Dynamik nimmt. Auch die Umgebungsgeräusche wie etwa Reifenquietschen auf Asphalt oder Kollisionen klingen eher nach Spielhalle aus den 1990ern als nach einem aktuellen High-End-Titel. Die im Optionenmenü eingefügten Einstellungsmöglichkeiten, welche bedingte Lautstärkeregelungen individueller Kategorien erlauben, verbessern die surreale Akustik kaum. Der genretypische Soundtrack ist leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein und glättet die Wogen wenig.
Grafik, Gameplay und Umfang: zu viel schlägt vielen auf den Magen...
Optisch kann Driveclub VR nicht aus den Vollen schöpfen. Zwar sind die Cockpits der einzelnen Fahrzeuge im Gegensatz zu den Strecken selbst sehr detailliert und originalgetreu gestaltet, die Umgebungen hingegen wirken durch ihre geringe Auflösung eher wie die eines Arcaderacers aus den 1990er Jahren. Das hohe Bewegungstempo lässt allerdings kaum einen genauen Blick zu, weshalb man nur vor und nach Rennstart die unscharfen Texturen wirklich aktiv wahrnimmt. Unschöne Pupups und geringe Weitsicht samt zaghafter Kantenglättung zeugen trotzdem davon, dass die Hardware der VR viele visuelle Einbußen hinnehmen muss. Von den drei wählbaren Kamerasichten ist die Cockpit-View eindeutig die beste Wahl, die Außenansichten sorgen zum einen für mehr Übelkeit und wirken zum anderen recht unscharf und detailarm.
Die Spielmechanik von Driveclub VR beruht natürlich auf rasanten, fordernden Rennen, die in verschiedenen Klassen mit unterschiedlichen Fahrzeugen bestritten werden wollen. Während man zunächst nur ein paar wenige der insgesamt 80 Boliden fahren darf, spielt man nach und nach weitere frei. Schnell steigt man so vom simplen Limousinen-Besitzer zum Millionär auf, der statt in einem Audi A1 Quattro in einem Mercedes Benz SLS AMG oder einem Aston Martin One-77 Platz nehmen darf. Doch der Weg zum Traumwagen ist hart, bis die besten, schnellsten und teuersten Autos zur Verfügung stehen, müssen zahlreiche Herausforderungen und Rennen bestritten werden. Bei der Auswahl von über 100 Strecken und vielen, für Anfänger etwas unübersichtlichen Multiplayermodi stellt dies aber kaum ein Problem dar. Zeitrennen bestreiten, einen vorgegebenen Platz erreichen und viele weitere Herausforderungen laden zum Ausprobieren ein. Wer mag, kann einen einem Team, dem sogenannten "Driveclub", beitreten oder selbst einen solchen Clan erstellen, um gemeinsam mit Feinden und Spielern aus aller Welt an den vielen Communityevents und Onlinerennen teilzunehmen. Doch auch Solo darf man in der Rangliste der besten Driveclub VR-Fahrer mitmischen und gegen andere Spieler antreten. Der Schwierigkeitsgrad erweist sich dabei als anspruchsvoll, zumal die KI der anderen Fahrer recht aggressiv vorgeht, stets unrealistisch dicht hintereinander fährt und Kollisionen provoziert. Nicht selten landet man ungewollt in der Leitplanke oder kehrt mit einem arg demolierten Fahrzeug ins Auswahlmenü zurück. Für alle Besitzer der Nicht-VR-Version gilt: Driveclub VR ist bei genauer Betrachtung eine abgespeckte Variante des normalen Driveclub, das durch die Integration von Virtual Reality Einbußen in anderen Bereichen liefert. So fehlen beispielsweise die beliebten Motorräder, die eine wichtige Rolle bei den Fans eingenommen haben, aktive Umwelteinflüsse wie Regen und Tag-Nacht-Wechsel sucht man vergeblich und die spärlichen Umgebungseffekte wie fliegende Vögel, rauschender Wind und fallendes Laub sind wenn überhaupt nur angedeutet in Driveclub VR zu finden.
Der VR-Faktor
Wie bereits erwähnt ist die Auflösung der virtuellen Racingwelt nicht besonders hoch und nur im Inneren der Boliden wirklich sehenswert. Doch das Mittendrin-Gefühl, das Sonys Headset mit Driveclub VR erzeugt, ist wirklich gelungen. Das freie Umsehen im Cockpit lässt sogar eindrucksvolle Blicke aus dem Fenster und in den Rückspiegel zu, was dem Spieler das Gefühl gibt, tatsächlich in einem richtigen Boliden zu sitzen. Besitzer eines Lenkrades samt Pedalsatz genießen hierbei sogar eine noch größere Immersion, für das perfekte Feeling fehlt eigentlich nur, dass man in den Sitz gedrückt wird. "Mittendrin statt nur dabei" lautet das Motto von Driveclub VR. Empfindliche Mägen werden allerdings durch das hohe Tempo, die vielen Kurven und die zackigen Richtungswechsel gerne von der gefürchteten Motion Sickness heimgesucht. Die Cockpitsicht schafft zwar etwas Abhilfe, kann dieses bekannte Problem allerdings nicht komplett beseitigen. Das Fazit von: GloansBunny
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