Final Fantasy - Lightning Returns
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BEWERTUNG |
23.03.2014 von TorstenZu den erfolgreichsten Spieleserien der Videospielgeschichte zählt zweifelsohne die Saga von Final Fantasy. Im letzten Jahr gab es das MMO-Remake Final Fantasy XIV: A Realm Reborn. Das traf sicher nicht jedermanns Geschmack, sind es FF-Fans doch eher gewohnt alleine tief in eine wunderschön erzählte Story einzutauchen, statt in Fleißarbeit niedere Aufgaben zu erfüllen. Für genau diese Fraktion gibt es nun endlich den letzten Teil der Final Fantasy 13-Trilogie. Die Erwartungshaltungen an dieses Spiel sind allerdings derart hoch, dass es beinahe unmöglich scheint, Fan wie Kritiker gleichermaßen zufrieden zu stellen. Und dass hohe Hürden oft zum Stolpern zwingen, zeigt der Test ... Der Untergang ist nah!
Nicht nur an das Spiel werden hohe Erwartungen gesteckt, auch auf Lightning liegt eine schwere Last. Die wird aus einem 500jährigen Kristallschlaf erweckt, um der Menschheit Erlösung zu bescheren. Denn die Welt von Nova Chrysalia wird in 13 Tagen untergehen und die Gottheit Bhunivelze denkt nicht einmal daran, dieses tragische Schicksal abzuwenden. Stattdessen setzt sie auf den Neuaufbau, denn die gegenwärtige Bevölkerung hat ihre Chance gehabt ... und verspielt. Daher wird Lightning auserkoren, die Seelen möglichst vieler Menschen zu befreien, um diese in die neu erschaffene Welt überzusiedeln. Sie kann außerdem das Ende der Welt hinauszögern, aber keinesfalls verhindern. Spätestens nach 13 Tagen ist Schluss, vielleicht aber auch früher. Aber die Kämpferin mit den rosafarbenen Haaren erfüllt diese Rolle nicht aus reiner Liebe zur Menschheit. Vielmehr ist es ihre Chance auf Wiedergutmachung alter Sünden.
Mehr Freiheit!
In den beiden ersten Teilen der 13er-Trilogie wurden Spieler noch in ein eng gestecktes Level-Korsett gezwängt. Schlauartige Areale, die meist nur einen einzigen Weg zuließen, verhinderten die freie Entfaltung der Spielerpersönlichkeit. Dies ist in Lightning Returns endlich anders. Nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung dürfen sich Spieler per Schwebebahn zwischen allen vier zur Verfügung stehenden Kontinenten frei bewegen; und die Areale sind deutlich abwechslungsreicher als zuvor. Weitläufige Wüstenbereiche, beeindruckend schmuckvolle Städte und hübsche Landschaften laden ein ums andere Mal zu einem Seitenblick abseits der notwendigen Story-Geschehnisse ein. Überhaupt gibt es neben der Hauptgeschichte massig Interessantes am Wegesrand. Jeder angetroffene NPC-Charakter hat so seine eigene Geschichte zu erzählen und es gibt viele zusammenhängende Nebenmissionen, die sich konsequent und logisch aneinanderreihen. Klar gibt es auch die eine oder andere Fleißaufgabe, aber es gilt auch mitunter bockschwere Missionen zu meisten. Zur besseren Voreinschätzung werden diese Missionen mit einem Schwierigkeitsgrad von ein bis drei Sternen eingeteilt. So bleibt dem Spieler stets selbst überlassen, ob, wann und welche Nebenmission er übernimmt.
Ein Rollenspiel lebt natürlich ganz besonders von der Motivation durch das Aufwerten von Figuren und Equipment. Und so erhalten Spieler natürlich auch hier durch die Bekämpfung von Gegnern und den Abschluss von Aufgaben Verbesserungen und nützliche Gegenstände. Aber das aus anderen Rollenspielen bekannte Sammeln von Erfahrungspunkten entfällt in Lightning Returns komplett. Das mag auf der einen Seite einen enttäuschten Seufzer verursachen. Aber auf der anderen Seite fällt dadurch aber auch elendig langes Grinden mit stumpfsinnigem Monster-Verdreschen weg. So verlagert sich der Fokus des Spiels vom Kampf hin zur Erledigung von Story-Quests. Ein ganz anderes Feature gibt es zudem obendrauf: Die Errettung von Seelen. Denn abseits der Charakterverbesserung und der persönlichen Bereicherung steht hier das Wohl der virtuellen Welt auf dem Programm und dem Spieler läuft die Zeit davon, diese Welt zu retten - nein, eher zu erlösen. Denn dass sie unwiderruflich untergeht, das steht ja bereits fest. Jedoch nicht, ob ihr auch noch die volle Restzeit verbleibt und vor allem nicht, wie viele der Seelen in die neue Welt umgesiedelt werden können.
Ein Spiel auf Zeit und seine Prioritäten-Setzungen
Zeit ist ein entscheidender Faktor im Spiel und so vergehen in einer realen Minute der Spielzeit etwa 30 Minuten der virtuellen Zeit. Lightning hat für ihren Aufenthalt zudem einen fest vorgegebenen Tagesablauf. Sechs Uhr morgens heißt es Meldung abgeben und befreite Seelen übergeben. Sind diese in ausreichender Anzahl vorhanden, dann gibt es einen weiteren Tag auf Nova Chrysalia. Im schlimmsten Fall geht die Welt nämlich nach bereits sechs Tagen unter. Sammeln wir stetig genügend Seelen, so gibt es die volle – wenn auch immer noch recht kurze – Restzeit von 13 Tagen. Der erwähnte Tagesablauf muss auch in die Planung von Quests mit eingerechnet werden, denn einige Bewohner sind nur zu bestimmten Zeiten zu erreichen. Daher sollten Spieler mit Bedacht seine kostbare Zeit planen und abwägen, ob Zeit sinnlos für die Warterei verschwendet wird, oder ob sich in der Zwischenzeit nicht doch noch die ein oder andere Nebenquest erledigen und somit auch Seele befreien ließe. Dadurch stoßen Haupt- und Nebenquest in ihrer Rangfolge oft aneinander, es entsteht ein Zeit- und Planungsdruck.
Angriff und Verteidigung
Auch das Kampfsystem wurde im Vergleich zu den Vorgängern einem Update unterzogen und spielt sich wieder deutlich direkter, orientiert sich allerdings im Groben und Ganzen am beliebten Vorbild, um Fans der Serie nicht zu verlieren. Aktionen verbrauchen hier ATB-Punkte. Ist die ATB-Leiste leer, kann weder geblockt, noch angegriffen werden. Die Zeit der Regeneration dieser Leiste ist von ausgewählten Boni und vom eingestellten Schwierigkeitsgrad abhängig. Es darf dann allerdings auch alternativ auf ein anderes Set zurückgegriffen werden, welche beliebig editiert und verbessert werden können. Dadurch haben sie verschiedene Auswirkungen auf Angriff, Verteidigung, Magie und Regeneration, aber auch auf die optische Gestaltung von Lightning. Das Erlernen gegnerischer Angriffsmuster ist im Kampf das wichtigste Spielelement, um das korrekte Timing von Block und Gegenangriff zu setzen. Aber auch das Ausnutzen von Schwachpunkten ist mitunter überlebenswichtig, vor allem bei den Boss-Kämpfen. Denn während der magiebegabte Widerling unsere Blitze und Feuerbälle schluckt, als ob sie mit Butter überzogenes Popcorn wären, reagiert der schwer gepanzerte Drache äußerst empfindlich auf derartige Angriffe. Analyse und Taktik sind hier gefragt. Allerdings leider nur selten, denn all zu oft beherrscht gedankenloses Button-Mashing unsere Angriffsabfolge. Stumpfsinnige Dauerangriffe bis zur Erschöpfung der ATB-Leiste, Outfit-Wechsel und wieder von vorne. Das macht viel der zu erwartenden Taktik-Tiefe des Titels zunichte. Etwas Licht in die Kämpfe bringen die Sonderfertigkeiten Lightnings. So darf sie beispielsweise mittels Zeitdilatation das Kampfgeschehen stark verlangsamen, um geschockten und somit wehrlosen Gegnern den Garaus zu machen oder aber sich auf einen beliebigen Punkt der Welt teleportieren, um die Reisezeit zu verkürzen.
Aushängeschild sind weiterhin die bildschönen Zwischensequenzen, die vor allem mit ihren hervorragenden Animationen der Charaktere und der überdetaillierten Darstellung von einzelnen Haaren in abgedrehten Frisuren zu begeistern weiß. Die Außenareale bieten dann auch die ein oder andere schöne Umgebung, die eine liebevolle Detailarbeit erkennen lässt. Die Spielwelt innerhalb der Dungeons ist hingegen oft sehr kontrastarm geraten und geizt mit optischer Abwechslung. Das hat man selbst in den Vorgängern schon schöner gesehen. Matschige und flackernde Texturen und ausdrucksschwache Charaktere zeugen nicht von einer Ausreizung der aktuellen Konsolen-Technik. Wenigstens haben die Entwickler den Sound mit einer gehörigen Portion Arbeit bedacht. Ein stimmiger und fast schon orchestraler Soundtrack, sowie hervorragende Synchronstimmen korrigieren die Technik-Note gekonnt nach oben. Das Fazit von: Torsten
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