Final Mission
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BEWERTUNG |
09.09.2012 von GloansBunnyDer Vietnamkrieg forderte unzählige Opfer, sowohl in der Realität als auch in der Filmbranche. Klassiker wie Apocalypse Now oder Full Metal Jacket beispielsweise gehören zu den absoluten Spitzenfilmen in der Kriegsfilm-Ära. Final Mission ist ein eher unbekannter Film von 1984 mit gleicher Thematik. Brandheiß wie ein Hohlmantelgeschoss oder harmlos wie ein Wattebausch? Die Sofahelden begleiten Richard Young auf seiner letzten Mission ...
Regisseur Cirio H. Santiago, der auch unter dem Namen Leonard Hermes etliche Filme drehte, kann man nun nicht gerade als einen Meilenstein in der Filmgeschichte betiteln. Kein Wunder, schließlich fühlte er sich im B-Movie-Sektor deutlich wohler als im großen Hollywood. Nichtsdestotrotz wurde er durch Titel wie Firehawk ein Idol für den großen Quentin Tarantino. Dass es sich hier nicht um einen Rechtschreibfehler oder eine unglaubwürdige Quelle der Redaktion handelt, beweist Kill Bill: Volume 1. Einige der Charaktere basieren bewusst auf früheren Werken Santiagos, dem posthum sogar der Preis für sein Lebenswerk der Philippinischen Filmakademie verliehen wurde. Ein Grund mehr, sich Final Mission einmal genauer anzusehen ...
Die Story: kurz und schmerzlos ...
Bild und Ton: Darf's noch ein bisschen weniger sein? Die von uns getestete DVD-Version von Final Mission liefert eine solide visuelle Darbietung. Zwar ist ein unterschwelliges Rauschen allgegenwärtig, was aber durchaus zum düsteren, schmutzigen Szenario der Kulissen passt. Diese sind sorgsam gewählt und transportieren die Mischung aus Urwald und Stadtdschungel glaubhaft an das mit reichlich Billig-Action verwöhnte Zuschauerauge. Leichte Unschärfen in den Hintergründen fallen durch die tollen Kostüme und gut inszenierte Maske kaum auf. Lediglich das 4:3-Format trübt den Gesamteindruck etwas zu deutlich. Von einer überarbeiteten Version eines Films sollte eine Anpassung an gängige TV-Größen eigentlich schon erwartet werden dürfen. Beachtet man allerdings das Produktionsjahr, so ist von dem 1984 technisch möglichen die Grundsubstanz erhalten geblieben. Nüchtern gesagt: Unschärfen erhalten den Charme der 1980er-Jahre, und zwar auch heute noch. Die Kameraführung und die gesetzten Schnitte, einschließlich der Übergänge, können sich immerhin sehen lassen.
Akustisch gäbe es nichts zu meckern, wenn wir das Jahr 1984 schrieben. Die tolle Filmmusik, die zwischen 80er-Jahre-Rock und orchestralen Stücken wechselt, geht fast ebenso klanglos in den Weiten des Wohnzimmers unter wie die gut synchronisierten Dialoge. Schuld daran ist ein vom Aussterben bedrohtes Tonformat namens Mono. Die Lautstärke der (in diesem Falle überflüssigen) Soundanlage muss man schon extrem hoch einstellen, um einigermaßen den aus einer einsamen Box dringenden Konversationen und Melodien lauschen zu können. Durch diese Einstellung leiden aber die eigentlich ansprechend inszenierten Soundeffekte erheblich. So wird aus einem zerstörerischen Maschinengewehrfeuer (das gefühlte 75 % der gesamten Filmgeräusche ausmacht) ein sonores Dauertackern, eine wuchtige Explosion verpufft als übersteuerndes Geschepper in Zuschauernähe. Schade, dass hier nicht nachgebessert wurde. Den Teufelskreis aus flüsternden Gesprächen und drucklosen Spezialeffekten zu durchbrechen gestaltet sich schwierig. Die richtige Balance am Lautstärkeknopf zu finden entpuppt sich als batteriebetriebener Gordischer Knoten und schränkt den Dauerballer-Genuss doch erheblich ein ...
Wusstet Ihr schon ...
Wie die Screenshots und das Cover schon vermuten lassen, ähnelt Final Mission bewusst dem Action-Klassiker Rambo. Richard Young spielt hierbei die Rolle seines Vietnamkämpfers mit ebensolcher Hingabe zu seiner Waffe und derber Action, wie einst Sylvester Stallone. Es ist also wenig verwunderlich, dass Young seine Figur Vince Deacon weniger durch herzzerreißende Gefühlsduseleien in Szene setzt, sondern vielmehr den hartgesottenen Soldaten mit Hang zum Realitätsverlust demonstriert. Dabei kann er einigermaßen überzeugen, wenn auch nicht gerade oscarreif. Die Nebenrollen sind mit weitaus unbekannteren Darstellern besetzt und bleiben kaum im Gedächtnis. Die Hauptfigur steht im Vordergrund, was die anderen Rollen in Final Mission einfach viel zu sehr verblassen lässt. Die oberflächlichen Dialoge, das hölzernen Minenspiel und die emotionslosen Handlungen lassen nur wenig Empathie zu den Figuren entstehen. Retter in letzter Kritik-Sekunde ist leider tatsächlich Richard Young, der sich zumindest bemüht, die psychische Wandlung vom glanzvollen Sergeant zum durchgeknallten Antihelden glaubhaft darzustellen. Andernfalls wäre die Bewertung wohl noch negativer ausgefallen.
Die Geschichte um die blutige Vendetta eines rachsüchtigen Ex-Soldaten ist visuell ganz passabel inszeniert. Klug gewählte Kulissen wie der vietnamesische Dschungel, das heimische Wäldchen oder das Polizeipräsidium arbeiten autark und bestechen durch ihre realistische Schlichtheit. Der Rest des geringen Budgets aber, das dem Filmteam zur Verfügung gestanden haben muss, wurde lieblos in etwas zu kostengünstig anmutende Actionpassagen mit Hubschraubern, Nationalgarde und überdimensionierte Maschinengewehre investiert. Das typische Rambo-Gehabe ist natürlich auch vertreten: Die Hauptfigur rennt in vollem Lauf durch den Wald, springt galant über sämtliche Hindernisse und ballert einhändig extrem zielsicher mit seinem unhandlichen, schweren Maschinengewehr ... Die Handlung hat durchaus einen realistischen Hintergrund, was das Internet bei der Suche nach „Posttraumatische Belastungsstörung und Krieg“ beweist. Allerdings verliert die Story durch viele kleine Logikfehler und den spannungsarmen Verlauf ihre Ernsthaftigkeit. Den größten Überraschungseffekt hat der vorhersehbare Actionstreifen in seiner Schlusssequenz. Der zum Großteil im Amerika der 1980er-Jahre angesiedelte Film endet mit einem offenen Finale, welches ein kleines bisschen zum Nachdenken anspornt. Schade, dass das die Vietnameinstellungen nicht bewirken, denn dieses grausame Kapitel der Menschheit ist das eigentliche Drama.
Ein Vietnam-Film ist Final Mission schon, zumindest zum Teil. In typisch amerikanischer B-Movie-Manier fliegen in knapp 90 Minuten mehr Kugeln durch das Bild, als eine ganze Kompanie tragen kann. Der psychische Verfall der Hauptfigur wird durch die Daueraction allerdings so gekonnt in den Hintergrund gedrängt, dass der Film seine Spannung verliert und eher anstrengt als unterhält. Hinzu kommt, dass die Soundqualität und das Bildformat einen Hauch zu viel 80er vermitteln und die Konzentration des Zuschauers mehr auf der Laut-Leise-Taste der Fernbedienung als auf der sowieso viel zu oberflächlichen Geschichte ruht. Für eingefleischte B-Movie-Fetischisten mit Mini-MG82 in der Sammelvitrine ist Final Mission durchaus geeignet. Jeder andere wird aber vermutlich lieber zu dem altbewährten Rachesüchtling mit dem imposanten Schlupflid namens Rambo tendieren oder gleich auf Platoon und Co. umsteigen ... Cover & Bilder © ... Das Fazit von: GloansBunny
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