Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde

Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde

Genre: Abenteuer • Rollenspiel
Autor: Nathan Hajek, Grace Holdinghaus
Illustrator: Edge Studios und weitere
Spieleverlag: Fantasy Flight Games
Empfohlenes Alter: 14
Spieldauer: 60 Minuten

Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde    18.02.2020 von Born2bewild

In der heutigen Zeit auf das Smartphone oder Tablet zu verzichten ist für manche schon eine Katastrophe. Diese Entwicklung geht natürlich auch nicht an den Gesellschaftsspielen vorbei. Mit Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde versucht Fantasy Flight Games den Spagat zwischen digitalem und analogem Spiel. Was uns daran fasziniert hat und warum wir das Spiel nicht im Schicksalsberg  versenkt haben, erfahrt Ihr in unserem Review…

 

Spielmaterial und Vorbereitung

 

Schon am Gewicht der Verpackung von Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde erkennt man, dass es das Spiel in sich hat. Im Inneren der Verpackung befinden sich zahlreiche Spielplanteile, die logisch durchnummeriert sind. Das bedeutet zum Beispiel, dass alle Planteile, die mit einer Eins beginnen auch ein Feld groß sind, die mit einer Zwei zwei Felder und so weiter. Außerdem sind sie beidseitig bedruckt, haben also eine Seite A und eine Seite B. Hinzu kommen über einhundert Karten und sehr viele Spielmarker aus Karton. Das Highlight sind aber die Kunststofffiguren, von denen sechs die Helden und fünfundzwanzig die Gegner darstellen. Die Verarbeitung dieser Figuren ist sehr gut und sie wirken, trotz einiger Details wie relativ dünner Schwerter, sehr robust. Insgesamt kann man also schon mal sagen, dass das Spielmaterial sein Geld wert ist. Um das Spiel aber spielen zu können, benötigt man zwingend ein Tablet oder ein Notebook. Auf der Seite von Asmodee findet man für die App Links zum Google Play Store, Apple Store und Steam. Somit hat man eine breite Auswahl an verfügbaren Plattformen. Aufgrund des Umfangs der App und dem Stellenwert im Spiel, raten wir von einem Spiel mit dem Smartphone ab, ein Laptop oder Tablet mit größerem Display ist schon Pflicht.

 

Für den Spielaufbau wählt sich zuerst jeder Spieler einen Charakter aus. Dementsprechend stellt er sich einen Kartenstapel aus Standardkarten, Charakterkarten und Klassenkarten zusammen. Außerdem erhält er noch eine Schwächekarte, die ebenfalls in den Stapel gemischt wird. Von den Klassenkarten wird die Karte mit den Sternen, die die Startfertigkeit darstellt, unter dem Charakterbogen offen bereitgelegt. Die übrigen Karten im Spiel werden nach ihren Rückseiten sortiert und bereitgelegt. Ebenso wie die Kartonplättchen. Dann startet man die App und steigt in ein neues Abenteuer ein. Dabei muss man auch die Charaktere wählen sowie deren Klassen, von denen man die Karten in seinen Stapel eingemischt hat. Die App zeigt einem dann noch die Startausrüstung eines jeden Charakters an, die man sich aus den entsprechenden Stapeln raussuchen muss und oberhalb seines Charakterbogens bereitlegt. Dann kann man das Abenteuer in der App starten…

 

Ziel des Spiels

 

Das Ziel des Spiels ist in Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde variabel und wird durch die App vorgegeben. Mal muss man Gegenden auskundschaften, Diebe stellen oder Schätze finden. Das tolle daran ist, dass zwar die Kapitel des Spiels beschränkt sind, dafür aber durch die App kein Spiel dem anderen gleicht. So gibt es unzählige Abenteuer zu bestreiten, die zwar in der grundsätzlichen Geschichte mit vielen Elementen gleich sind, aber sich in vielen Details unterscheiden.

 

Spielanleitung

 

Die Anleitung ist sehr gut strukturiert und in zwei Hefte aufgeteilt. Das eine ist die Anleitung, die man vor dem ersten Spiel gelesen haben sollte, das andere ist ein Referenzhandbuch, also eine Art Glossar für das Spiel. Man kann dort alle möglichen Begrifflichkeiten nachschlagen und findet ausführliche Erklärungen dazu. Insgesamt sind die Regeln trotz ihres Umfanges gut verständlich und anhand vieler Beispiele veranschaulicht. Trotzdem ist der Umfang mit achtzehn Seiten nicht zu verachten. Man sollte hier schon knapp dreißig Minuten oder mehr fürs Lesen einplanen.

 

Reise durch den Fluss, den Abhang runter, durch den Schlamm durch Mittelerde…

 

Sobald das Abenteuer gestartet ist, liest einer der Spieler die angezeigte Geschichte vor. Dann zeigt die App einem welche Kartenteile wie aufgebaut werden und wo die Helden positioniert werden. Außerdem werden hier und da noch Marker gemäß den Angaben der App platziert. Da die Abenteuer sehr unterschiedlich sind, gibt es zum Beispiel keine Holzkisten, sondern Suchmarker. Was diese bedeuten kann man durch tippen auf die App aber jederzeit nachgucken. Außerdem zeigt sie einen Bedrohungsbalken an, der die übriggebliebene Zeit im Abenteuer symbolisiert. Er steigt nämlich nach jeder Runde an und erreicht er bestimmte Schwellwerte, gibt es ein Ereignis. Ist er voll, so hat man das Spiel verloren. Darunter wird das Missionsziel angezeigt, das für das Bestehen des Abenteuers benötigt wird. Sobald alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, zeigt die App den Spielern an, dass sie sich in der Aktionsphase befinden. In dieser Phase kann jeder Spieler zwei mögliche Aktionen, auch zwei identische, aus den folgenden wählen:

 

  • Reisen
  • Angreifen
  • Interagieren

 

Das Reisen ist im Endeffekt die Bewegung auf dem Spielfeld.  Dabei dürfen die Spieler sich zwei Felder bewegen. Diese Aktion kann man auch aufteilen, also ein Feld gehen, angreifen oder interagieren und noch ein Feld gehen. Der Angriff erfolgt nicht, wie in anderen Spielen durch Würfel, sondern durch eine sogenannte Probe. Diese spielen insgesamt eine sehr wichtige Rolle und werden auch bei manchen Interaktionen benötigt. Je nach Art der Probe stehen jedem Charakter eine andere Anzahl an Karten zur Verfügung. Die Anzahl findet man neben den Symbolen auf der Charakterkarte. Man zieht diese Anzahl vom eigenen Kartenstapel und betrachtet die Symbole im oberen, linken Bereich. Ist dort ein Stern abgebildet, ist es ein Erfolg, ist dort ein Blatt abgebildet, ist es ein Schicksalssymbol, das man mit einem Inspirationssplättchen zu einem Erfolg aufwerten kann. Letztere erhält man im Laufe des Abenteuers. Ist dort kein Symbol, hat man leider Pech. Je nach Ausgang einer Probe, kann man im Falle eines Kampfes die auf der Waffe abgebildeten Fertigkeiten wie Schaden austeilen durchführen, allerdings jede der gelisteten nur einmal pro Kampf. Das Ergebnis des Kampfes kann man dann komfortabel in der App eingeben. Diese zeigt einem an, wie viele Monster gegebenenfalls von der Karte entfernt werden müssen. Allerdings haben die übriggebliebenen Monster die Möglichkeit, sich im Kampf zu wehren. Den daraus resultierenden Schaden kann man durch eine weitere Probe verringern. Der Schaden an den Charakteren wird durch „Furcht“ und „Schaden“(gemeint ist körperlicher) darstellt, den man auch mit speziellen Karten ziehen muss. Das kann einfach nur eine Schadenskarte sein, aber auch ein dauerhafter, negativer Effekt. Beim Interagieren gibt es verschiedene Proben mit Angabe der nötigen Erfolge und offener Anzahl. Versucht man zum Beispiel ein Schloss zu knacken und scheitert mit zwei Erfolgen, kann es beim nächsten Versuch einfacher werden, da das Schloss ja schon beschädigt ist.

 

Nachdem jeder Spieler seine Aktionen durchgeführt hat, erfolgt die Schattenphase. Hierbei können Monster sich bewegen oder angreifen oder andere Dinge passieren. Was genau, legt die App fest. Interessant ist hierbei, dass die App nur die Startpunkte der Charaktere oder Monster kennt, nicht aber wo sie sich gerade befinden, also muss der Spieler die Fragen der App wahrheitsgemäß beantworten und es wird auch nicht geprüft, ob sich Spieler oder Monster wirklich Regelkonform bewegt haben. Anschließend steigt noch die Bedrohung. Diese richtet sich nach der Spieleranzahl (zwei je Charakter), Bedrohungsmarkern und Entdeckungsmarkern.

 

Am Ende folgt die Erholungsphase. Dabei mischt als erstes jeder Spieler seinen Ablagestapel in seinen Nachziehstapel. Anschließend können die Spieler eine neue Fertigkeit bereitmachen. Das geschieht über „Kundschaften 2“. Dabei ziehen die Spieler jeweils zwei Karten und wählen sich eine davon aus, um sie unter ihrer Charakterkarte offen hinzulegen und somit bereit zu machen. Ist eine Karte bereit, kann sie jederzeit zum aufgedruckten Ereignis eingesetzt werden (zum Beispiel als Bonus bei einem Kampf). Die zweite Karte wird entweder unter oder auf den Nachziehstapel gelegt. Dabei ist die Wahl nicht einfach, denn (fast) jede Karte hat einen Effekt und gute Karten meistens oben links noch ein Erfolgssymbol. So muss man sich entscheiden, ob man zum Beispiel die Karte ohne Erfolgssymbol als Fertigkeit bereit macht und die Karte, die vielleicht besser wäre, aber ein Erfolgssymbol hat, lieber verdeckt auf seinen Nachziehstapel für die nächste Probe legt oder umgekehrt. Im Anschluss folgt wieder die Aktionsphase und die Spieler dürfen wieder in beliebiger Reihenfolge ihre Helden aktivieren und ihre Aktionen durchführen.

 

Es gibt noch einige weitere Regeln, deren Erwähnung hier zu weit ginge. Das oben genannte spiegelt aber den grundsätzlichen Spielablauf wieder.

 

Bildergalerie von Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde (9 Bilder)

Lieferumfang

 

  • 22 Reise-Kartenteile
  • 2 Schlacht-Kartenteile
  • 31 Miniaturen aus Kunststoff
  • 83 Gegenstandskarten
  • 15 Gunstkarten
  • 28 Furchtkarten
  • 28 Schadenkarten
  • 10 Geländekarte
  • 30 Basis-Fertigkeitskarten
  • 30 Helden-Fertigkeitskarten
  • 72 Rollen-Fertigkeitskarten
  • 20 Schwächen-Fertigkeitskarten
  • 21 Titel-Fertigkeitskarten
  • 6 Heldenkarten
  • 3 Gruben-/Nebel-Geländemarker
  • 4 Fässer-/Tisch-Geländemarker
  • 4 Feuergruben-/Statuen-Geländemarker
  • 12 Feindbanner mit Standfüßen aus Kunststoff
  • 20 Such-/Bedrohungasmarker
  • 30 Inspirations-/erfindungsmarker
  • 21 Erschöpfungsmarker
  • 8 Personenmarker
  • 5 Dunkelheitsmarker
  • 1 Spielanleitung
  • 1 Referenzhandbuch


Cover & Bilder © Cover: Asmodee Deutschland / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: Born2bewild

Born2bewild

Als Alex Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde Anfang des Jahres 2019 in Nürnberg in einer Glasvitrine das erste Mal sah, stand für uns schon fest, dieses Spiel müssen wir zumindest einmal ausprobieren. Und dabei wusste er noch nicht einmal von der App-Unterstützung. Als wir es dann auf der Spielwiesn 2019 bei Asmodee schon einmal testen konnten, war die Begeisterung groß. Die Spielmechanik mit den Proben ist sehr gut gelöst, das Spielmaterial ist sehr hochwertig und die App-Unterstützung nahezu perfekt. Schön ist, dass man seinen Fortschritt unter mehreren Speicherplätzen abspeichern kann. Eine Verbesserung in der Richtung wäre, wenn man zumindest beim Abspeichern des Spielstandes nach den Positionen der Monster und Charaktere gefragt würde. Aber hierfür kann man sich natürlich mit der Kamera des Tablets einen Workaround schaffen, indem man den Fortschritt abfotografiert. Ansonsten werden die Werte und auch die Ausrüstung der Charaktere in der App gespeichert. Eine weitere Stärke der App ist der enorme Wiederspielwert, der durch die zufällig generierten und unzählbaren Varianten der einzelnen Kapitel zustande kommt. Allerdings bleiben Kerngeschichte und -elemente dieselben. Hinzu kommt natürlich auch noch die einfache Erweiterungsmöglichkeit durch DLCs für die App. Für uns ist das Spiel ganz klar einer der Favoriten für das „Spiel des Jahres“ und verdient klare 10/10 Punkten mit einem Couch Award.


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