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Lady Macbeth

Originaltitel: Lady Macbeth
Genre: Drama
Regie: William Oldroyd
Hauptdarsteller: Florence Pugh • Cosmo Jarvis • Naomi Ackie
Laufzeit: DVD (86 Min) • BD (90 Min)
Label: Koch Media Home Entertainment
FSK 12

Lady Macbeth   09.05.2018 von LorD Avenger

Im Jahre 1856 in England wird die junge Katherine zwangsverheiratet und sieht nach dem Aufbruch ihres Mannes auf eine längere Reise die Chance gekommen, ihre Lebensfreude auszukosten...

 

Die Geschichte von Lady Macbeth basiert auf einer Kurzgeschichte von Nikolai Leskov und schon das Frontcover der Blu-ray/DVD preist den Film bereits mit Zitaten an wie "Eine sagenhafte Heldin", "Düster, gewaltig, absolut brillant", "Der radikalste Film der Saison", "Hypnotisierend" und die Lobgesänge werden auf der Rückseite der Verpackung sogar noch fortgesetzt. Auch die durchschnittlichen Reviews auf Seiten wie Rotten Tomatoes oder IMDb neigen eher zu positiven Kritiken. Naja - ich habe mich noch nie als Teil der breiten Masse gesehen.

 

Handlung

 

Der Film beginnt ohne Umschweife in dem tristen, alten Haus, in dem auch der Großteil der restlichen 90 Minuten spielen wird. Ohne es näher erzählt zu bekommen, ist schnell ersichtlich, dass die junge Protagonistin mit einem deutlich älteren Gutsherrn verheiratet wurde und darüber alles andere als glücklich ist. Interessanterweise scheint dasselbe für ihren Schwiegervater und ihren Mann zu gelten, der sich nicht einmal anrührt und wie eine Sklavin herumkommandiert. "Zieh dein Nachthemd aus!" "Dreh dich zur Wand!" "Nicht gucken! Ich hol mir grad einen runter!" Zugegeben, Letzteres ist kein offizielles Zitat aus dem Film, beschreibt aber meine Interpretation der sehr anschaulichen Geräusche, die in dieser Szene folgen. Irgendwann ist Mr. Fünf-gegen-Willy dann aber sang- und klanglos auf eine Reise verschwunden und Lady Macbeth findet sich mit ihrer groben, wortkargen Haushälterin allein im Haus zurückgelassen. Ihre zuvor unterdrückte Lebensfreude erwacht, indem sie sich verbotenerweise aus dem Haus schleicht, um die Umgebung zu erkunden und schnell auch den nächsten Schritt geht und einen Stallburschen vögelt. Auf den Geschmack gekommen, führt sie die Affäre lautstark und ungehemmt weiter und genießt so das Leben in dem abgelegenen Anwesen, bis als Erstes ihr Schwiegervater ihr auf die Schliche kommt. Doch die junge Frau will auf keinen Fall zulassen, wieder in ihr altes Leben zurückzufallen und tut alles, um ihre gewonnene Freiheit zu bewahren - selbst über Leichen gehen...

 

Analyse der Pressestimmen

 

Hier fangen die Lobpreisungen auf der Verpackung bereits an für mich zu bröckeln. "Eine sagenhafte Heldin"? Zugegeben, Zwangsheiraten ist riesiger Mist und war früher sicherlich noch viel schlimmer und einerseits ist es sicherlich sympathisch, dass sich eine der unzähligen unterdrückten Frauen gegen das System auflehnt, andererseits tut sie das auf eine Art und Weise, die sie zu alles anderem als einer Heldin macht. Die Frau ist für mehr Leichen aus Egoismus verantwortlich als man in so manchem Scream-Film findet. "Düster, gewaltig, absolut brillant"? Düster ist der Film ja, obwohl ich vielleicht eher Adjektive wie trist oder farblos gewählt hätte. Gewaltig eher weniger, dann doch schon eher gewalttätig. Sicher kann nicht bildgewaltig gemeint sein, denn der Regisseur ließ gefühlt nur an 5 Stellen im Haus feste Stative mit laufenden Kameras aufstellen, ist ausgiebig frühstücken gegangen und hat im Anschluss die Dreharbeiten beendet und seinen Film geschnitten. Manche mögen das als cineastische Kunst verstehen und interpretieren faszinierende Dinge hinein, wie dass die unbeweglichen, immer gleichen Kameraeinstellungen symbolisch sind für Katherines Gefangenschaft in Haus und Ehe, für mich ist es aber einfach nur langweilig. Dasselbe gilt für die musikalische Untermalung - die sucht man nämlich vergeblich. In der gesamten Laufzeit gibt es lediglich drei kurze Musikeinlagen, die verschwindend kurz sind, instrumentell auch als windige Hintergrundgeräusche durchgehen könnten und zudem nicht einmal an Schlüsselstellen eingesetzt werden. Stattdessen lebt der Film von der Stille des nahezu verlassenen, großen Hauses und den ohnehin schon wortkargen Charakteren. Das muss man dem Film aber anrechnen: Der Zuschauer bekommt dabei dieselben Depressionen, die man bei der jungen Katherine vermutet. Wenn das allerdings die Intention hinter der Musik-Tristesse sein soll, dann verstehe ich nicht, warum die Stimmung nicht signifikant aufhellt, wenn sie glücklich durch die Landschaft oder sich auf ihren Stallburschen streift. Immerhin - "Hynpotisierend" kann ich nachvollziehen: Deine Augenlider werden schwer... du wirst müde... und 3... 2... 1... Du schläfst ein.

 

Bildergalerie von Lady Macbeth (5 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Das triste, britische Grau, das sich durch den gesamten Film zieht, lässt jegliche Bildqualität untergehen - ebenso wie man kaum den Ton zu schätzen lernt, wenn andauernd nur Stille oder Schritte auf dem hölzernen Fußboden zu hören sind. Neben Trailern sind im Bonusmaterial auch insgesamt 16 Minuten Hinter den Kulissen-Aufnahmen zu finden, aber wenn der Film einen schon so runterzieht, möchte ich eigentlich ungerne noch etwas über seine Hintergründe erfahren...


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Lady Macbeth erscheint mir als Gesellschaftskritik an einer Gesellschaft, die über 150 Jahre alt ist. Zunächst erscheint die junge Katherine, die aus ihrer Zwangsheirat und dem öden Leben eingesperrt im großen Haus ausbricht, wirklich sympathisch und wie die auf dem Cover angepriesene Heldin. Schnell wird aber klar, dass sie alles andere als heldenhaft ist und sich sogar verblüffend schnell aus nichts weiter als Egoismus zu einem Schurken entwickelt, der skrupelloser ist als die meisten Batman-Bösewichte. Ihre Wandlung ist aus Sicht des Zuschauers tatsächlich skandalös und das kann man dem Film wohl anrechnen, seine Protagonistin aber derart unsympathisch zu machen und das Ganze auch noch in einen tristen, langweiligen Film zu packen, der einen mit seiner grauen Farbgebung, den starren und immer gleichen Kameraeinstellungen sowie der musiklosen Untermalung tatsächlich ziemlich runterzieht, ist bestenfalls gewagt.


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