Square Enix kennt jeder - „Final Fantasy“ und „Kingdom Hearts“ beispielsweise fesseln seither unzählige Spieler an den Bildschirm. Und jetzt ist es an der Zeit, auch die kleine PSP mal wieder mit einem Action- RPG- Schmankerl zu verwöhnen...
Voller Spannung blicke ich auf meine „kleine Schwarze“. Klappe auf, Spiel rein, Klappe zu und nach kurzer Aktualisierung des Systems leuchtet mich ein feuerrotes „Start drücken“ an. Sie befiehlt, ich folge.
„Lord of Arcana“ startet mit einem Charaktereditor, der zwar überschaubar ist, aber dennoch eine feine Auswahl bietet: Geschlecht, Frisur, Haarfarbe, Gesicht, gut ausbalancierte Waffengattungen und Stimmen warten darauf, den Vorstellungen des Spielers in etwa zu gefallen. Das typische Anime-Aussehen ist hierbei charakteristisch für Square Enix und erinnert je nach getroffener Auswahl doch sehr an Squall aus Final Fantasy VII. Gerade
wenn der eigene Held ein übergroßes Zweihandschwert lässig auf der Schulter mit sich herumschleppt, keimt der Gedanke auf, „Den kenn ich doch!“. Aber das stört nur (wenn überhaupt) kurz.
Dann startet auch schon das Tutorial. Maximal aufgelevelt und mit allerlei Zauber- und Nahkampffähigkeiten bestückt, lernt man hier schnell die Steuerung des Spiels kennen. Diese ist gut durchdacht und leicht erlernt. Alle Tasten sind mit Aktionen belegt, aber nicht überladen. Leider muss man aber schon nach wenigen Minuten feststellen, dass die Entwickler beim Thema „Kameraführung“ die Maßstäbe eher weiter unten angesetzt haben. Sowohl beim Erkunden der linear aufgebauten Level als auch bei den Kämpfen in Echtzeit - diese finden in einer Art geschlossener Kampfarena statt - muss man nicht selten die Kamera nachjustieren, um das Geschehen im Blick zu behalten. „Der Weg ist das Ziel“ wäre hier ein passendes Motto. Gut, dass per Druck auf die linke Schultertaste die Ansicht hinter den eigenen Charakter schwenkt und in der Nähe befindliche Gegner automatisch erfasst. Im manuellen Modus raubt einem die Sichtkorrektur per Steuerkreuz wertvolle Sekunden, was sich der ein oder andere Gegner gerne zu Nutze macht, um hinterrücks einen Angriff zu starten.
Der Einführungslevel ist ohne große Mühe schnell abgeschlossen und schon freut man sich auf mehr. Doch der selbst gestaltete Kämpfer startet buchstäblich bei null: keine Erfahrung, null Waffen und mit gar keiner Erinnerung. In einem Tempel erfährt man, dass die von Monstern belagerte Welt Horodyn nur durch einen Helden gerettet werden kann. Das ist keine Überraschung, basieren doch die meisten RPGs auf einer ähnlichen Geschichte. Dass diese große Aufgabe nur durch den Besitz des mächtigen Arcana-Steines gemeistert werden kann, zeigt, woher das Spiel seinen Namen hat. Viel mehr Inhalt hat die Geschichte nicht zu bieten.
Also startet man über die im Ort ansässige Kämpfergilde das erste Abenteuer – eine Aufnahmeprüfung. Diese ist ebenso einfach zu absolvieren wie die darauf folgenden Quests, die man fast ausschließlich von der Gilde erhält. Jede Aufgabe muss innerhalb eines bestimmten Zeitlimits beendet werden und belohnt den Spieler mit allerlei Ausrüstungsgegenständen, Heiltränken und Erfahrungspunkten. Der Inventarinhalt kann dann im Dorf nach Belieben verkauft, gelagert oder verbessert werden.
Aber der Schwierigkeitsgrad ändert sich mit der ersten Tempel-Quest plötzlich von „fast schon langweilig“ in „verflucht schwer“. Wo zu Beginn Gegnerstärke und Zeitlimit noch fair gestaltet waren, gerät man ab hier gewaltig unter Druck. Die Monster sind unerwartet zäh und die Bossgegner fast schon unbezwingbar. Wer zu wenig Heiltränke im Inventar hat und mit der falschen Taktik in die Bosskämpfe startet, wird es enorm schwer haben. Eine bessere Balance oder ein wählbarer Schwierigkeitsgrad hätten dem Spiel hier sehr gut getan. Auch fehlt die Abwechslung im Kampfsystem. Mit Waffenhieben oder Magie wird dem Gegner erst ordentlich zugesetzt, dann per Kreistaste der so genannte „Gnadenstoß“ aktiviert. Dieser Finisher ist recht blutig und zunächst auch sehr unterhaltsam, aber schon nach kurzer Zeit würde man die immer gleiche Sequenz am liebsten überspringen. Bei den Quicktime- Duellen mit den Bossgegnern ist es ähnlich, die vorgegebene Reaktionszeit ist dafür aber meist gerecht bemessen.

Die Spielegrafik bewegt sich gewohnt solide auf PSP Niveau. Eine gewisse Ähnlichkeit zum „großen Bruder“ Final Fantasy VII ist auch in diesem Bereich nicht zu übersehen. Die lineare Levelstruktur ist etwas karg und die Texturen an der einen oder anderen Stelle verwaschen. Manche Dungeonabschnitte sind einen Hauch zu dunkel geraten und führen dazu, dass der Held manchmal ein wenig desorientiert durch das Gebiet irrt. Eine Karte, wahlweise Minimap oder als großformatiger Menüpunkt hilft aber dabei, den blutdürstigen Avatar wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Im Gegensatz dazu zeigen glänzende Marmorböden, fließendes Wasser und loderndes Feuer, was die kleine Hosentaschen-Playstation eigentlich leisten kann. Die Animationen von Menschen und Monstern sind ebenso flüssig und detailliert wie der gesamte Spielverlauf. Lediglich das plötzliche Erscheinen von Charakteren aller Art in der vorher noch leeren Landschaft fällt negativ ins Gewicht. Dafür gibt es eine große Variation an unterschiedlichen Gegnern, Umgebungen und Inventargegenständen. Jeder Typus von Widersacher verlangt eine andere Strategie - Das fordert Köpfchen! Die optische Vielzahl an Kreaturen und Bewohnern aller Art überzeugt selbst weniger versierte Spieler. Die Ladezeiten zwischen den einzelnen Spielabschnitten sind relativ lang, aber erträglich. Eine vorherige Installation auf dem PSP-System schafft dabei Abhilfe.
Einen großen Pluspunkt sammelt „Lord of Arcana“ auch beim Sounddesign. Dutzende rockige Kompositionen treiben den Spieler melodisch immer weiter vorwärts, die Kampf- und Umgebungsgeräusche sind sauber und stets passend ins Gameplay integriert.
Wem das über 20stündige Einzelspielererlebnis zu schwer oder zu langweilig wird, dem sei der Multiplayermodus ans Kämpferherz gelegt. Wer einen oder gar mehrere Mitspieler im näheren Umkreis hat, darf munter auf gemeinsame Monsterjagd gehen. Das schafft Langzeitmotivation und macht richtig Spaß - zudem auch Besitzer der Demoversion bis zu einem gewissen Gildenrang Seite an Seite mit den „Vollversionern“ den roten Lebenssaft spritzen lassen dürfen.
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