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The Walking Dead: Survival Instinct
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BEWERTUNG |
10.05.2013 von GloansBunnyWer die TV-Serie The Walking Dead kennt und liebt, hat sicher auch das gleichnamige Spiel von Telltale Games durchlebt. Jetzt möchten die Entwickler von Terminal Reality nach nur einem Jahr Entwicklungszeit mit dem Zombie-Shooter The Walking Dead: Survival Instinct an den Erfolg der Konkurrenz anknüpfen. Waschechter Schocker oder faul wie ein Beißer-Zahn?
Die Comicreihe The Walking Dead von Robert Kirkman hat so einiges vorzuweisen. Mehr als 108 Comics, drei Staffeln einer sehr erfolgreichen TV-Serie, unzählige Fanartikel und das von der Fachpresse mit Preisen überhäufte Videospiel The Walking Dead Season One (Episode Eins bis Fünf) von Telltale Games erobern legal und sehr überzeugend die Realwelt und verwandeln sie in ein Biotop aus Zombiejüngern und Beißer-Fans. Charismatische, tiefgründige Figuren, packende Szenarien, atmosphärische Schicksale und eine unheimliche,
Steuerung und Sound: Lieber zehn Finger an der Hand als zwei Arme auf dem Boden!
Das leicht erlernbare Tastenlayout ist schnell verinnerlicht. In altbewährter Shooter-Manier werden die Spielfigur aus der Egoperspektive via Analogsticks durch die Level dirigiert und das Fadenkreuz justiert. Auf den Schultertasten finden sich typische Handlungen wie zoomen, schießen oder sprinten, während die Aktionsbuttons wie üblich nachladen, springen, kriechen, Nahkampfattacken etc. beherbergen. Eine frei justierbare Zielempfindlichkeit sowie das ins Spiel integrierte Tutorial ermöglichen einen schnellen und simplen Einstieg in das zumeist technisch gut umgesetzte Controllerlayout.
Das aus der Serie bekannte Maintheme und die Stimmen der originalen Hauptdarsteller samt gut synchronisierter, deutscher Untertitel machen von Anfang an akustisch Lust auf The Walking Dead: Survival Instinct. Wenn sich die Brüder Merle und Deryl ein hitziges, mit Schimpfworten gespicktes Wortgefecht liefern, fühlen sich Fans und Kenner der TV-Episoden schnell heimisch. Umgebungsgeräusche und Hintergrundmusik fügen sich stimmig ins Spielgeschehen ein und auch die Waffensounds können sich durchaus hören lassen. Sowohl die tollen Dialoge im Kirkman-Stil als auch die Vertonung der zahlreichen NPCs und Gegner (die zu einem hohen Prozentsatz aus Untoten bestehen) erzeugen auditiv die beliebte melancholische Stimmung, wie sie auch in der Comicbuchvorlage zu finden ist. Terminal Reality kann beim Thema Sounddesign viele Punkte sammeln und die Herzen der Walking-Dead-Fans höher schlagen lassen.
Grafik und Gameplay: Zombies gammeln eben nicht nur äußerlich.
Dass Lizenzspiele nicht immer automatisch genauso gut sein müssen wie ihre filmischen, lektorischen oder gezeichneten Vorbilder, haben schon Games wie etwa Iron Man 2: The Videogame, Ice Age 4: Voll verschoben oder Men in Black: Alien Crisis schauderhaft bewiesen. Leider kann auch das reine Offline-Einzelspielererlebnis The Walking Dead: Survival Instinct in vielen spielerischen und technischen Punkten nicht überzeugen.
Grafisch bewegt sich das Abenteuer rund um den heimlichen Serienstar Daryl Dixon auf durchschnittlichem 08/15-Niveau. Zwar sind die zahlreichen Städte, Farmen und Gebäude, die man in dem etwa fünf bis sieben Stunden umfassenden Ableger bereist, mit allerlei postapokalyptischen Details ausstaffiert, über die lieblose und triste Levelgestaltung an sich können diese aber nicht hinwegtäuschen. Leblose, von Grün- und Brauntönen dominierte Kulissen gleichen sich wie ein Backstein dem anderen und weisen stets ähnliche Umgebungsstrukturen auf. Die nachladenden oder plötzlich auftauchenden Texturen wie Bäume, Straßensperren oder Autos, unsichtbare Wegblockaden sowie die viel zu starren, schlauchartigen Levelpfade verleihen Survival Instinct optisch einen unfertigen und eilig
Selbst das Herz eines Zombie-Spiels lässt eben gleiches Spielerorgan vor Gräuel zerbersten: die Untoten selbst. Wo in der TV-Serie die vielfältigen, grausigen und äußerst realistischen Masken wahre Gruselatmosphäre und Ekelgefühle erzeugen, bringen einen die modrigen Klon-Gammler von Survival Instinct nur zum Gähnen. Von einer kleinen Handvoll Schockmomenten abgesehen stellen weder KI noch Optik der Beißer eine ansprechende Herausforderung dar. Das kantige, immer gleiche Äußere der Zombies enttäuscht ebenso wie das hirnlose und unausgereifte Verhalten der blutgierigen Feinde. Apathisch und desinteressiert schlurfen Zombiedame A bis E und Untotentyp Eins bis Fünf durch die Straßenzüge, um sich der Reihe nach artig hinterrücks exekutieren zu lassen. Via stets gleich inszenierter Kurzsequenz erledigt man so ganz anspruchslos einen Infizierten nach dem anderen. Herausforderungen und Abwechslung sucht man so vergeblich wie die Serienhelden ein Heilmittel.
Selbst die vorgegebenen Haupt- und Nebenmissionen bieten kaum mehr als "Bringe Gegenstand X zu Ort Y" oder "Rette Person A aus Gebäude B" und machen die oberflächliche, spannungsarme Story zu einem hinfälligen Nebenprodukt. Gute Gameplayansätze wie die Möglichkeit, Gerettete passiv auf Rohstoffsuche zu schicken oder die Fahrtroute nach Gefahrenpotenzial auswählen zu dürfen, verlieren dank oberflächlicher, austauschbarer Charaktere und langweiliger Aufmachung zu schnell wieder an Reiz. Grobe Balancing-Schnitzer sorgen zusätzlich für Frustmomente und verschenken viel schlummerndes Potenzial, das bei der Waffenauswahl kurz einmal aufblitzt. Wenn aber in Außenarealen Schüsse keinerlei Reaktion der Zombies nach sich ziehen, das Alter Ego ohne jegliche Konsequenz vor den fauligen Nasen der Untoten herumspazieren kann oder ein Sprung auf
The Walking Dead: Survival Instinct wollte ursprünglich auf den Zombie-Schnellzug aufspringen, legt sich aber leider suizidal auf die Gleise der hochfrequentierten Bahnstrecke "Ego-Shooter". Technische Mängel, abwechslungsloses Gameplay und permanentes Gegner- und Kulissen-Geklone samt fehlender Atmosphäre führen leider in eine Richtung, die sich weit vom faszinierenden und beliebten Kirkman-Lebenswerk entfernt. Selbst Hardcore-Fans dürften sich wenn überhaupt nur sehr seicht unterhalten fühlen. Das Fazit von: GloansBunny
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