Lange war es still um Tiger Woods. Lediglich mit seinen dubiosen Erfolgen bei Frauen schaffte er es in die Presse. Mit Tiger Woods PGA Tour 13 soll sich dies nun zumindest im Videospielsektor ändern. Weltranglistenspitze oder Minigolfparcours? Die Sofahelden schwingen den Golfschläger ...
Über viele Jahre hinweg war Golf der Sport der Schönen und Reichen. Elitäre Clubs mit perfekt getrimmten Rasenflächen wurden von mit Botox perfektionierten Ladies und Gentlemen in Karohemden und Lacoste-Poloshirts besiedelt. Rolls-Royce reihte sich neben Bentley und Porsche, stets auf Hochglanz poliert und mit eigenem Chauffeur bestückt. Mitglied wurde nur, wer sich eine Gebühr in Dimensionen
eines Reihenmittelhauses in München Schwabing leisten konnte. Doch damit ist nun Schluss! Mit Tiger Woods PGA Tour 13 dürfen nun auch weniger Privilegierte den Golfschläger schwingen. Also rein in die Jogginghose, ab aufs Sofa und den virtuellen Golfcourt erobern!
Die Steuerung ist einfach konzipiert. Wahlweise darf je nach System Kinect, Move oder die klassische Bedienung via Controller eingesetzt werden. Die beiden Bewegungssteuerungen von PlayStation 3 und Xbox 360 arbeiten allerdings vergleichsweise ungenau. Extrem schwungvolles Ausholen, kaum Richtungsvorgaben und die fehlende Erkennung der Fuß- und Handstellung lassen Kinect unrealistisch wirken. Der Move Motion-Controller arbeitet zwar deutlich präziser als der Konkurrent von Microsoft, fehlende Ziel- und Schwunghilfen des Spiels lassen die Schlagversuche allerdings auch hier eher in einen imaginären Schwertkampf als in eine Golfsimulation ausarten. Beste Wahl ist somit die gute, alte Steuerung via Analogstick & Co. Im Halbkreis geführt kontrolliert man durch eben genannten Stick Schwungstärke und gibt dem kleinen, weißen Ball Effet. Per Schultertasten darf vorher die Fußstellung und somit die grobe Richtung vorgegeben werden. Alle anderen Buttons werden nur zur Steuerung des Caddies und zur Menüführung benötigt. Leider ist aber auch die Controllersteuerung sehr unpräzise, die Bälle driften meist sehr weit von der angepeilten Flugbahn ab und auf kurze Distanzen einzulochen, stellt sich als fast unüberwindliche Aufgabe heraus. Frust und Langeweile sind bei solch einer unausgereiften und ungenauen Steuerung vorprogrammiert.
Bildergalerie von Tiger Woods PGA Tour 13 (8 Bilder)
Grafisch verspricht der Name EA eigentlich höchstes Niveau, glänzt der Publisher doch Jahr für Jahr mit immer realistischerer Optik. Doch so detailliert und lebensecht wie das Vorzeigeobjekt
FIFA 13 präsentiert sich
PGA 13 lange nicht. Zwar überzeugen die Areale mit satten Farben und tollen Lichteffekten und auch die vielen Details wirken plastisch, allerdings stören kantige Bereiche und Unschärfen den ersten Eindruck. Charakteranimationen und die Treue zu den echten Golfern hingegen sind top. Tiger Woods, Rory McIlroy, Rickie Fowler & Co. sind perfekte, virtuelle Klone ihrer Originale. Das Masters-Turnier auf dem Pay-TV-Sender sieht nicht viel anders aus als das, was EA hier auf den Bildschirm bannt.
Die Geräuschkulisse ist wenig auffällig. Bis auf das sanfte "Ping!", das der Schläger beim Auftreffen auf den Ball erzeugt und gelegentliche Reaktionen des Publikums gibt es kaum nennenswerte Soundeffekte. Die musikalische Untermalung ist dezent-sportlich, Pluspunkte sammelt
PGA 13 mit den originalen Stimmen der Golfer.

Das komplette Spiel ist nur auf Englisch erhältlich, welches aber in Wort und Schrift auch für Nicht-Englisch-Leistungskursler leicht verständlich ist.
Spielerisch zeigt EA, was eine waschechte Golfsimulation zu bieten haben muss. Die Steuerung mit der True-Swing-Anzeige verzeiht keinerlei Fehler und bedarf einiger frustrierender Übungstouren, bevor man sich einigermaßen damit zurecht finden kann. Verschiedene Spielmodi sollen für Langzeitspaß sorgen, entpuppen sich aber als viel zu kurz geratene Turnierspiele. Im Karrieremodus darf nach Lust und Laune ein individueller Golfer kreiert und weiterentwickelt werden, was allerdings spektakulärer klingt, als es im Endeffekt ist. Nach etwa fünf Turnieren und kleineren Stufenaufstiegen findet man sich bereits im elitären Masters-Turnier wieder. Kleinere, aber unfair schwere Herausforderungen, Trainingskurse und ein Modus namens "Tiger´s Legacy" bilden den etwas mageren Gesamtumfang von
PGA 13. Letzterer erlaubt es dem Sofagolfer, Tiger Woods' Karriere von Kindesbeinen an nachzuspielen. Eine willkommene Abwechslung zum tristen, technisch unausgereiften Turniermodus. Kleiner Lichtblick sind die Originallizenzen der Zubehörfirmen. So darf mit den virtuellen Credits (die man auch für teures Geld per Kreditkarte erwerben darf) auf das Kleidungs-, Schläger- und Schuhsortiment von Nike, Puma & Co. zugegriffen werden. Zu guter Letzt dürfen sich Spieler aller Klassen online miteinander messen. Im selbst gegründeten Country Club werden Wettbewerbe veranstaltet, um den Meister am Analogstick zu küren. Bestenlisten und kostenpflichtige Downloadinhalte verstehen sich von selbst.
Tiger Woods PGA Tour 13 ist momentan die wohl beste Golfsimulation auf dem Markt und für Anfänger nicht geeignet. Profis am Controller werden aber ihre helle Freude haben, auch wenn EA im Vergleich zu den Vorgängertiteln kleinere Kürzungen vorgenommen hat. Online- und Offlinemodi wurden auf das Nötigste reduziert und auch die Bewegungssteuerung mit Kinect und Move lässt zu wünschen übrig.
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