Endlich hat es einer meiner absoluten Lieblingsfilme aus Korea auf eine deutsche Blu-ray geschafft. Die Rede ist von „A Bittersweet Life“, der von Regisseur Kim Ji-woon im Jahre 2005 inszeniert wurde. Es ist aber ein Film, der nicht jeden ansprechen wird. Wer aber auf coole und düster inszenierte Gangster-Thriller steht, sollte auf jeden Fall weiter lesen ...
S
un-woo ist ein Mann mit Stil. Er ist die rechte Hand des Gangsterbosses Kang und er erledigt seine Aufträge stets mit absoluter Präzision. Dabei lässt er sich nichts zuschulden kommen, denn Loyalität steht bei ihm ganz oben. Trotz seines guten Aussehens und seiner maßgeschneiderten Anzüge gibt es keine Frau in seinem Leben. Gangsterboss Kang erteilt ihm kurz vor einer Geschäftsreise einen etwas merkwürdigen Auftrag. Sun-woo soll während Kangs Abwesenheit dessen Geliebte Hee-soo beschatten. Dieser hat das Gefühl, das sie ihm fremd geht. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, so ist es seine Aufgabe, beide sofort zu eliminieren. Sun-woo verbringt einige Zeit mit ihr und spürt dabei eine ungewöhnliche Nähe. Kurze Zeit später erwischt er Hee-soo zusammen mit einem anderen Mann und schreitet sofort ein. Dummerweise bringt er es nicht übers Herz, beide zu töten. Er schlägt ihnen vor, die ganze Sache zu vergessen, und sich nicht mehr wieder zu sehen. Dummerweise bleibt sein Fehler nicht unerkannt und nun steht er selbst auf der Abschussliste.
Zugegeben, die Story ist überhaupt nicht neu und bietet auch kaum Überraschungen, aber die Inszenierung dieses Filmes ist einfach überwältigend. Regisseur Kim Ji-woon lässt den Zuschauer in das kühle und düstere Gangster-Milieu Koreas abtauchen, was ein wenig an die Machart eines Michael Mann erinnert. Allerdings macht er dabei einiges besser, als der Amerikaner. Seine Bildsprache ist dermaßen simpel und dennoch gewaltig, dass man sich dem Film zu keiner Zeit entziehen kann. Die Bilder sind meistens extrem ruhig und kommen fast ohne Musik aus. Manchmal fragt man sich, wann hier mal was passiert, aber genau in dem Moment, wo man es am wenigstens erwartet, schlägt Regisseur Kim Ji-woon zu. Ganz plötzlich entlädt sich hier eine Welle der Härte und Gewalt, wie man sie nur selten zu sehen bekommt.
Genau durch die krassen Wechsel zwischen Ruhe und Härte, wirken die Actionszenen gleich um ein Vielfaches krasser. Und dabei steht Hauptdarsteller Lee Byeong-heon ganz im Mittelpunkt. Dieser Mann verkörpert sein Ego mit der gleichen Präzision, wie dieser seine Aufträge ausführt. Er erinnert ein wenig an den frühen Alain Delon, der mit einer ähnlichen Coolness bekannt wurde. Zugegeben, es gibt ein paar Action-Szenen, die durch einen fehlenden Bezug zur Realität aus dem Rahmen fallen, aber das sei dem Film verziehen. Ich bin von Anfang an voll drin gewesen und habe mit dem Hauptcharakter gelitten, was wirklich wehtut. Dieser Mann geht buchstäblich durch die Hölle und es gibt kaum ein Licht am Horizont. Und wenn die Macher mal Musik einsetzen, dann stehen den grausamen Bildern wunderschöne klassische Melodien entgegen. Das ist ganz großes Kino.
Bildergalerie von A Bittersweet Life (7 Bilder)
Die deutsche Blu-ray beinhaltet den ungekürzten koreanischen Director’s Cut, der einige Schauwerte mehr als die Kinofassung zu bieten hat. Das gibt ein ganz dickes Plus. Die Bildqualität schwankt dabei zwischen Gut und weniger Gut. Manche der dunklen Szenen wirken ein wenig zu sehr verwaschen, was definitiv nicht als Stilmittel zu sehen ist. Dafür wirken andere Szenen wieder zu besser. Hier könnte alles ein wenig homogener sein. Der Sound hingegen ist ein Knaller. Die ruhigen Szenen sind natürlich frontlastig, aber wenn es dann mal zur Sache geht, bekommt die Kinoanlage mal richtig was zu tun. Hierbei ist es allerdings ein Muss die koreanische Tonspur zu schauen, da der Film in seiner deutschen Synchronisation zu viele Emotionen und auch zu viel Atmosphäre verliert. Bonusmaterial gibt es hier jede Menge und für Fans des Filmes bleiben keine Wünsche offen. Das typische Wendecover darf natürlich auch nicht fehlen.
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