Bad Hair
|
BEWERTUNG |
25.06.2021 von MarSMonatelang waren die Friseure geschlossen, und die Matte ist ungezähmt gewachsen. Der erste Friseurbesuch lässt einen nach dieser Zeit durchaus nachempfinden, welches Hochgefühl die Hauptfigur im Horrorstreifen Bad Hair erlebt, als sie endlich einen neuen Look spendiert bekommt. In diesem Fall allerdings ein optischer Wandel mit folgenschweren Konsequenzen...
Inhalt
Los Angeles im Jahr 1989. Seit ihrer Kindheit träumt Anna (Ellen Lorraine) von einer Karriere als Moderatorin im Musikfernsehen, doch ihr unscheinbares Äußeres und ihre durch ein Missgeschick in ihrer Kindheit äußerst widerspenstige Frisur stehen ihr immer wieder im Weg. Zudem haben es farbige Moderatoren ohnehin sehr schwer, in der sich stetig entwickelnden Branche Fuß zu fassen, und so fristet Anna ihr Dasein als schlechtbezahlte Assistentin beim Musiksender "Culture". Alles scheint sich zu bessern, als der Sender von der neuen Programmchefin Zora (Vanessa Williams) umstrukturiert werden soll, denn Zora ist durchaus interessiert an Annas frischen Ideen. Um ihre Karriere endgültig in Schwung zu bringen, entscheidet sich Anna zu einer Haarverlängerung im angesagtesten Salon der Stadt, und tatsächlich scheint ihr neuer Look Wunder zu bewirken. Doch alles hat seinen Preis, und schon bald verlangen die Extensions nach deutlich mehr als simpler Haarpflege...
Auch wenn es die Inhaltszusammenfassung vermuten lässt: Bad Hair ist keine trashige Horrorkomödie. Bad Hair ist nicht einmal ein klassischer Horrorfilm, denn erst im letzten Drittel geht es hier ein wenig deftiger zur Sache. Vielmehr ist das Werk Justin Simiens eine an vielen Stellen satirisch überzeichnete Kritik an den gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit, insbesondere den Schwierigkeiten, mit der die farbige Bevölkerung zu kämpfen hatte. Durch die Einbindung von Gruselmomenten, etwas Blut und einer guten Prise Bodyhorror (oder in diesem Fall "Hair-Horror") wird die Geschichte dabei zusätzlich garniert, was im Finale jedoch erst seinen eigentlichen Höhepunkt erreicht. Im Grunde erinnert Bad Hair damit an die Werke von Jordan Peele, und genau dessen Fans dürften hier am Ende auch den meisten Spaß haben. Die Mischung aus Horrorelementen und Gesellschaftskritik ist einfach nicht für Jedermann geeignet, doch ähnlich wie Peele gelingt auch Simiens dieser Spagat durchaus unterhaltsam, wenngleich auch nicht mit einer ebenso stimmigen Balance. Was auf jeden Fall gut funktioniert, dass ist die Atmosphäre der 80er Jahre, die absolut authentisch dargestellt wird und das Zeitalter der Musiksender und gesellschaftlichen Veränderungen - vor allem für Afroamerikaner - zu neuem Leben erweckt. Einen großen Beitrag zur Authentizität, vor allem aber daran, dass ein Film mit solch einer grundsätzlich eher schrägen Ausgangslage tatsächlich hochwertiger wirkt, als man es zunächst vermuten könnte, leistet Hauptdarstellerin Ellen Lorraine, deren Wandlung vom Mauerblümchen zum arroganten Biest durchwegs glaubwürdig wirkt. Gemeinsam mit dem übrigen Cast sorgt sie zudem dafür, dass Bad Hair neben Horror und Gesellschaftskritik auch ein Stück weit Emanzipationskino bietet, denn die stärksten und wichtigsten Rollen sind hier durch die Bank mit weiblichen Charakteren versehen.
Details der Blu-ray
Der Blu-ray sieht man mehr als deutlich an, dass Simiens in wirklich allen Bereich Wert auf Authentizität gelegt hat, denn das Bild ist absichtlich durchzogen von deutlichem Korn und einer deutlich reduzierten, altmodisch anmutenden Farbgestaltung. Sogar kleinere "Verunreinigungen" flimmern immer wieder durchs Bild. Dennoch können Schärfe und Detailgrad durchwegs überzeugen, was in der Gesamtheit für einen hervorragenden, da absolut passenden Look sorgt. Die Tonspur ist dafür komplett auf der Höhe der Zeit und zeichnet sich durch eine tolle Räumlichkeit und starke Dynamik aus. Eine klare und saubere Kanaltrennung sorgt unterdessen für eine saubere Verteilung von Effekten und Stimmen im ganzen Boxenspektrum. Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten. Das Fazit von: MarS
|
|
Kommentare[X]