Das kalte Herz (2016)
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BEWERTUNG |
30.03.2017 von MarSBeinahe sieben Jahrzehnte ist es nun her, dass die Deutsche Film AG (DEFA) im Jahr 1950 mit Das kalte Herz, der filmischen Adaption eines Märchens von Wilhelm Hauff, den Grundstein für ihre Märchenfilmreihe legte und dabei gleichzeitig einen zeitlosen Klassiker im Genre erschuf. Nach einigen weiteren Versionen erlebte die Geschichte im Jahr 2016 ihre Wiedergeburt im Kino und nun erscheint Das kalte Herz (2016) auch fürs heimische Wohnzimmer...
Peter Munk ist wie auch sein Vater ein Köhler im Schwarzwald, ein aussterbender und nicht sehr angesehener Beruf der inzwischen gerade noch ausreicht, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Tief in seinem Herzen wünscht sich Peter, ein Glasbläser zu sein und irgendwann einmal Lisbeth, die Tochter des reichen Glasmachers Löbl, zu heiraten. Um seine Träume wahr werden zu lassen geht Peter eines Tages in den Wald, um dort nach dem Glasmännchen zu suchen und sich von diesem als ein an einem Sonntag geborenes Kind drei Wünsche erfüllen zu lassen. Die Wünsche, allesamt materieller Natur, scheinen zunächst ihrem Zweck zu dienen, doch schon bald muss Peter feststellen, dass seine Wünsche nicht sehr überlegt waren. Um erneut zu Geld zu kommen lässt er sich deshalb auf einen Pakt mit dem unheimlichen Holländer Michel ein, der Peters Herz gegen ein Herz aus Stein tauscht und damit den Weg zu Wohlstand und Reichtum ebnet. Doch Geld ist eben nicht alles im Leben und das herzlose Dasein zieht Konsequenzen nach sich...
Das kalte Herz (2016) erreicht zwar nie ganz die Ausstrahlung und den Charme der DEFA-Verfilmung aus dem Jahr 1950, ist jedoch eine absolut sehenswerte, modernisierte Variante des Filmstoffs und überzeugt dabei nicht nur durch seine visuelle sowie akustische Aufmachung. So erhalten alle Figuren zusätzliche Charakterzüge und Nebengeschichten, die für mehr Tiefe sorgen, aber auch die damals eher unterschwellige Sozial- und Gesellschaftskritik wurde ausgebaut und viel deutlicher in die Inszenierung eingebunden. Überhaupt wirkt Das kalte Herz (2016) inhaltlich ausführlicher als die bisherigen Versionen, wobei das ganze Geschehen durch diverse verwendete Elemente auch eine globalere Komponente erhält. Industrialisierung, die Gier nach Geld und sogar die überhebliche Einstellung von großen Konzernen stechen noch immer klar aus dem Märchen heraus und sorgen neben den ohnehin schon düsteren Ereignissen für eine zusätzliche bedrückende Atmosphäre, die in den Aufeinandertreffen mit den mystischen Wesen wie dem Glasmännchen und dem Holländer Michel stets ihren dramatischen und oftmals auch brutalen Höhepunkt erreicht. Apropos brutal, ein Kinderfilm ist Das kalte Herz (2016) auf keinen Fall, denn zum einen gibt es wie bereits im Jahr 1950 einige blutige und harte Szenen zu sehen, zum anderen ist auch die hoffnungslose, unangenehme und finstere Atmosphäre definitiv nichts für die kleinsten Familienmitglieder. Aber auch der Inhalt selbst, mit all seiner Kritik an den Mechanismen der Konsum- und Erfolgsgesellschaft, kann von jüngeren Zuschauern noch überhaupt nicht in Gänze verstanden bzw. verarbeitet werden. Im Gegensatz zur DEFA-Verfilmung, die zweifelhafterweise ohne Altersbeschränkung freigegeben wurde, ist hier die Freigabe ab 12 Jahren jedenfalls angebracht und sollte auch beachtet werden.
Doch nicht nur die Inszenierung selbst weiß dank tollen Settings, wundervollem Make-Up und moderner Umsetzung der Geschichte zu gefallen, auch im schauspielerischen Bereich kann Das kalte Herz (2016) neue Akzente setzen. Während Milan Peschel als Glasmännchen deutlich mehr Spielraum und Facetten aufweist und mit erhobenem Zeigefinger durch die Ereignisse führt, kann Moritz Bleibtreu als Holländer Michel ebenfalls durch seine Präsenz überzeugen, auch wenn seine Figur dabei nicht ganz die bedrohliche Aura von Erwin Geschonneck erreicht. Sehr interessant ist die Darstellung von Frederick Lau als Peter Munk, der seinen Charakter auf geistig zurückgebliebener Ebene ansiedelt und auf diese Weise die nicht sehr durchdachten Handlungen seiner Figur erklärt. Etwas blass bleibt lediglich Henriette Confurius als Lisbeth, die als einzige immer wieder ein wenig aufgesetzt wirkt und mehr als zierendes Beiwerk und Objekt der Begierde dient als für inhaltlichen Mehrwert zu sorgen.
Das Bild der Blu-ray ist hervorragend und liefert scharfe Bilder sowie einen hohen Detailreichtum. Das Kontrastverhältnis ist ausgewogen und sorgt dafür, dass die triste Farbgebung sehr gut zur Geltung kommt. Im Schwarzwertbereich liefert das Bild satte dunkle Bereiche ohne dabei Feinheiten zu verschlucken, feines Filmkorn und leichtes Rauschen ist nur in wenigen Szenen auszumachen. Der Ton der Scheibe kann ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen und bringt mit viel Druck und Dynamik das Heimkino zum Beben. Egal ob der tolle Soundtrack, gezielte Umgebungsgeräusche oder kraftvoller Basseinsatz, die Tonspur weiß durch ihre atmosphärische und weitläufige Abmischung alle Kanäle der Surroundanlage durchgehend zu nutzen. Von technischer Seite gibt es bei der Blu-ray keinerlei Anlass zu Klagen. Cover & Bilder © Universum Film GmbH - Alle Rechte vorbehalten. Das Fazit von: MarS
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