Evil Toons

Evil Toons

Originaltitel: Evil Toons
Genre: Horror
Regie: Fred Olen Ray
Hauptdarsteller: Monique Gabrielle • Dick Miller • David Carradine
Laufzeit: DVD (83 Min) • BD (83 Min)
Label: cmv Laservision
FSK 16

Evil Toons   22.02.2018 von LorD Avenger

Eine Putzfirma schickt vier junge Frauen in ein altes, verlassenes Anwesen, um dort übers Wochenende aufzuräumen. Antike Artefakte und ein unheimliches Buch mit perversen Zeichnungen läuten allerdings bereits in der ersten Nacht das Unheil ein...

 

Regisseur und Drehbuchautor von der Trash-Horror-Parodie Evil Toons Fred Olen Ray ist berühmt und berüchtigt für seine Low- und Medium-Budget-Filme - inzwischen mehr als 100 Stück. Seine eigene Firma Retromedia veröffentlicht in erster Linie die eigenen Filme erneut auf DVD, während es "Perlen" wie Evil Toons nun sogar auf Blu-ray schaffen. Der wurde übrigens in ganzen acht Tagen fertig abgedreht und war laut Regisseur-Aussage günstiger als geplant. Joa, kann ich mir vorstellen.

 

Inhalt

 

Bei den Horrorfilmen dieser Ära (80er und frühe 90er) kann man sich zwar nie sicher sein, ob sie wirklich so schlecht sind, man ihre mangelnde Qualität mit einem vermeintlichen Parodie-Siegel übertünchen möchte oder ob es sich tatsächlich um eine nicht ernst gemeinte Persiflage handelt. In diesem Fall ist es gefühlt von allem ein wenig und die Ernsthaftigkeit des Projekts wird ohnehin stark davon beeinflusst, dass der Film in knapp einer Woche gedreht wurde und das Drehbuchschreiben noch weniger Zeit in Anspruch nahm.

 

Die ersten Minuten, in denen die vier Protagonistinnen vorgestellt werden, zeigen dem Zuschauer auf jeden Fall schon mal, welches Element zwar sämtliche Feministen auf den Plan rufen, aber auch einen Großteil des Films einnehmen wird - die vier Damen sind nicht umsonst jung, attraktiv und vollbusig. Wirft man einen Blick ins Bonusmaterial erfährt man auch, dass sie gezielt von Olen Ray ausgesucht wurden, weil sie noch unbekannt im Filmbusiness und leichter für das Zeigen nackter Haut zu begeistern waren. Und tatsächlich gibt es keine einzige Frau im gesamten Film, die ihren prächtigen Vorbau nicht mindestens einmal der Kamera präsentiert. Den jungen Damen stehen schauspielerisch im Grunde genommen nur zwei Filmgeschäft-Rentner gegenüber, namentlich Arte Johnson und Dick Miller, die beide bereits seit den 50er-Jahren in Film- und Fernsehen zu sehen waren.

 

Die Darsteller

 

Die schauspielerische Leistung vernünftig einzuschätzen gestaltet sich ähnlich anspruchsvoll wie die geplante Ernsthaftigkeit des gesamten Films zu bewerten. Zweifelsohne sollten gerade die involvierten Damen, passend zu den raren Zeichentrickelementen, deutlich überzeichnet spielen, künstlich und ziemlich albern kreischen oder demonstrativ Treppen hochschleichen als wären sie selbst Zeichentrickfiguren. Auch wenn sie zu dritt übereinander die Köpfe aus dem Türschlitz stecken, wirken sie eher wie Bugs Bunny und Co. als wie reale Schauspieler. Arte Johnson als Lustmolch-Nachbar merkt man seine Filmerfahrung überhaupt nicht an und Dick Miller wird in seiner Rolle als grimmiger Chef nicht sonderlich gefordert. Zweifelsohne hat man hier aber in dieser Hinsicht schon weitaus Schlechteres gesehen - und wem es doch zu schlecht sein sollte, der kann sich immerhin an der Optik der Darstellerinnen erfreuen.

 

Die Story

 

Story-technisch merkt man sehr schnell die Kürze, in der die Geschichte entstanden ist. Nicht, dass die meisten anderen Horrorgeschichten damals komplexer gewesen wären, aber Evil Toons hat sicherlich auch nicht das Niveau eines Nightmare on Elm Street, Tanz der Teufel oder Halloween. Allen voran stört besonders die Vorgeschichte, die allenfalls in einem Nebensatz unzureichend erklärt wird. Aus stumpfsinnigen Dialogen geht hervor, dass in dem Haus schreckliche Dinge geschehen sind, das Haus an sich scheint aber überhaupt nichts damit zu tun zu haben. Stattdessen taucht in einem Blitzschlag nachts ein Kerl im Van Helsing-Kostüm im Vorgarten auf und liefert ein altes Buch ab, das mit dem vorgelesenen Zauberspruch schließlich das Monster entfesselt - wer das Buch geschrieben hat, warum es böse ist, woher die Monster darin stammen oder wer genau der Van Helsing-Typ ist bleibt im besten Fall undurchsichtig. Die Dialoge sind für einen Film dieses Niveaus in Ordnung und nur stellenweise so lächerlich, dass sie dann aber auch wieder zum Witz beitragen - sei er nun unfreiwillig oder beabsichtigt.

 

Spezialeffekte

 

Effekttechnisch kriegen wir neben den Zeichentrickeinlagen nicht viel mehr geboten als falsche Monsterzähne und ein wenig knallrotes Kunstblut. Die Cartoon-Elemente, die schließlich namensgebend für den Film waren und von denen ich einen Space Jam-, Last Action Hero- oder Roger Rabbit-Charakter erwartet hätte, sind dann aber doch eher enttäuschend. Die Qualität von Zeichnungen und Animation entsprechen den berüchtigten Zelda-Spielen auf der zurecht ausgestorbenen Philips CD-i-Konsole und heben sich dadurch noch einmal mehr vom normalen Bild ab und wirken einfach fehl am Platz. Hinzu kommt, dass das Monster in animierter Form sehr selten Auftritte hat und diese selten länger als ein paar kurze Sekunden andauern und nur in der Hälfte dieser Szenen interagiert es tatsächlich mit der Umgebung, so dass die Animation nicht einfach nur darüber gelegt erscheint. Die aufwändigste und zugleich ikonischste Szene des gesamten Films ist, als sich das Monster auf Frauenopfer #1 stürzt, sie wie in einer Vergewaltigung zu Boden drückt und ihr den BH vom Körper reißt, während sie wie am Spieß schreit.

 

Bonusmaterial

 

Das Bonusmaterial präsentiert sich sehr zahlreich, ist vom Umfang und vor allem von der Qualität her eher ernüchternd. Den größten Umfang stellt Regisseur Fred Olen Ray mit seiner Selbstbeweihräucherung. In einer ziemlich peinlichen, zugleich aber auch trashig-amüsanten Pseudo-Vorstellung von Retromedia stapft Olen Ray durch seine vermeintliche Playboy-Villa, in der nackte Frauen auf dem Sofa gegeneinander kämpfen und er seine vollbusige Therapeutin mit einer Röntgenbrille nackt betrachtet und sich zwischendrin darüber lustig macht, dass ihm und seinen Filmen Sexismus vorgeworfen wird. Das längte Bonuselement ist allerdings eine Art Vlog, die er gefühlt mit seinem alten Handy im Hausflur aufgenommen hat und in dem er Anekdoten von der Entstehung des Films erzählt - so auch, dass eigentlich nur ein Outtake die Zeit bis zur DVD-Veröffentlichung überdauert hat, obgleich die Blu-ray gezielt "Blooper" verspricht.

 

Details der Blu-ray

 

Das Bild der Blu-ray ist gut und scharf aufbereitet und wird lediglich dadurch geschmälert, dass der Film ohne kräftige Farben produziert wurde und vieles grau in grau oder braun in braun ist sowie dem Umstand, dass die Bildqualität signifikant abfällt, sobald das Zeichentrickmonster sich ankündigt - laut Regisseur wurden die Szenen nämlich noch einmal mit der übergelegten Animation abgefilmt und das sieht man leider überdeutlich. Ähnlich verhält es sich mit der gut klingenden deutschen Synchronisation, die in einigen Sequenzen einfach ausgelassen wurde, um auf das englische, dumpfere Original zurückzugreifen.



Cover & Bilder © cmv-Laservision


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Evil Toons ist nicht ganz das, was Titel und Cover versprechen. Den Plural zu benutzen ist ohnehin falsch, da es im gesamten Film lediglich einen Toon gibt und der noch dazu ziemlich lieblos gezeichnet wurde, ganz davon abgesehen, dass man ihn kaum ein paar Sekunden in 83 Minuten Laufzeit sieht. Dennoch ist zumindest die eine Szene Trash-Gold wert, in der das Monster der Mädchen die Klamotten vom Leib reißt, um ihre Silikonmöpse zu entblößen. Die restlichen Möpse - wie gesagt, jede Darstellerin im Film zieht mindestens einmal blank und beim Angriff des Monsters wird grundsätzlich das Top/der BH zerrissen - sind immerhin echt und offenbaren, dass man damals nicht etwa auf Pornodarstellerinnen zurückgegriffen hat, sondern auf verzweifelte Newcomer. Die Geschichte ist hingeklatscht und lückenhaft, die Darsteller sind aber immerhin - auch mit überwiegend geringer Erfahrung - für einen Film dieses Niveaus ausreichend talentiert und werden auch durch die deutsche Synchronisation nicht gemindert - sofern die Synchro nicht ausfällt. Spaß hat er gemacht und einzigartig ist er wohl ebenfalls, eine vergessene und anspruchsvolle Horrorfilmperle sollte man aber besser nicht erwarten.


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