Der neue Film vom „Wer früher stirbt ist länger tot“ Regisseur Marcus H. Rosenmüller ist jetzt auf DVD erschienen und beamt euch zurück in die abenteuerliche Welt des Mathias Kneissl, der vor gut 100 Jahren eine kleine bayrische Legende war.
ICH KANN KEIN UNRECHT LEIDEN
KANN MICH NICHT BEUGEN
LIEBER GEHE ICH SELBER ZU GRUNDE
„Ich hab´ein Aug auf euch“ droht der Dorfgendarm Förtsch der Familie Kneissl, die in der abgelegenen Schachermühle im Dachauer Land ein eher wildromantisches Leben führt. Wie schon des Öfteren sind die jungen Kneissls nicht zur Schule gekommen. Deshalb rückt zu Beginn des Films der Gendarm auch gleich mal mit dem Dorfpfarrer (Christian Lerch aus der genialen Serie „München 7“) im Gepäck an, um die Lausbuben in die Schule zu bringen. Aber die Buben sind einfach zu geritzt für die Beiden und beweisen hier schon früh ihr Geschick, den etwas tumben Obrigkeiten zu entkommen.
Auch als Hühner- und Eierdiebe machen die beiden Kneissl-Jungs eine gute Figur und unterstützen damit den Vater (Michael Fitz, „Tatort“), der die Familie notdürftig mit Wilderei und Diebstählen über Wasser hält. Nach einem missglückten Wildereiversuch und einem Kirchenraub ist jetzt aber das Fass übergelaufen: Die Familie wird hemmungslos gejagt, der Vater Kneissl wird auf der Flucht von Gendarmen erschlagen, die Mutter eingesperrt und kurz danach auch die beiden jungen Brüder.
Als Matthias (Maximilian Brückner) endlich aus dem Gefängnis entlassen wird, steckt er voller Zukunftspläne. Er will endlich ein anständiges Leben führen und mit seiner großen Jugendliebe Mathilde nach Amerika zu gehen, um dort neu anzufangen. Dafür braucht´s natürlich ein bisschen Geld und das will als Ex-Zuchthäusler erst mal verdient werden. Im Wirtshaus schafft er es durch einen geschickten Schachzug an einen Job als Schreiner zu kommen. Leider ist er den auch bald wieder los, nachdem ihn der niederträchtige Dorfgendarm Förtsch reizt und daraufhin in die Faust von Kneissl läuft. In der Not lässt er sich auf einen „todsicheren“ Raubzug ein und nimmt zusammen mit einem Komplizen reiche Bauern aus. Nun ist ihm die Polizei wieder auf den Fersen, um den als unfassbar geltenden Räuber endlich dingfest zu machen. Aber da braucht es schon mehr als ein paar tumbe Dorfpolizisten, um eine bayrische Legende zu fassen...
Der Regisseur Marcus H. Rosenmüller hat ein sicheres Händchen für bayrische Geschichten und hat sich hier an die Neuverfilmung der Lebensgeschichte eines bayrischen Rebellen gemacht. Er porträtiert den Kneissl als durch den gewaltsamen Tod seines Vaters traumatisierten und leicht gebrochenen Charakter, der seiner „Outlaw“-Rolle nicht entkommen kann. Es fließt auch eine gute Portion (wenn auch ein wenig platte) Sozialkritik in den Film ein, da viele Dorfbewohner die Mentalität „A Zuchthäusler bleibt a Zuchthäusler“ pflegen.
Die Schauspieler sind durch die Bank weg hervorragend besetzt, mein Oscar für die beste Nebendarstellerin geht eindeutig an Maria Furtwängler, die die Mutter spielt.
Die Bilder des Films erinnern sehr stark an eine Art bayrischen Western, mit schönen Naturaufnahmen von in die Jahre gekommenen Bauernhöfen und weiten Feldern mit traumhaften Sonnenuntergängen. Das Setting wirkt einfach authentisch und man fühlt sich um 100 Jahre zurückversetzt. Da der Film eine Kinoproduktion ist, ist die Bild- und Soundqualität hervorragend: Einfach ein Augenschmaus. Für „Zugroaste“ gibt es den Film übrigens auch mit hochdeutschen Untertiteln, da ausnahmslos in Mundart geredet wird.
Cover & Bilder © www.sofahelden.de
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