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Sid Meiers Civilization: Beyond Earth

Publisher: 2K Games
Entwicklerstudio: Firaxis
Genre: Strategie
Sub-Genre: Global - Simulation
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 24.10.2014
USK 12

Sid Meiers Civilization: Beyond Earth   24.11.2014 von Der Ohm

In meinem Review über Civilization V im Jahr 2010 habe ich in der Einleitung erwähnt, dass seit dem letzten Ableger der Serie nun schon ganze fünf Jahre vergangen sind. Das ist eine lange Zeit, doch nichts zu der, die zwischen Civilization: Beyond Earth und seinem Quasi-Vorgänger Alpha Centauri liegt. Ganze 15 Jahre ist es her, dass uns Sid Meyer in die unendlichen Weiten des Alls entführt hat. Alpha Centauri war seiner Zeit schon hässlich und unzugänglich, doch entwickelte eine extreme Spieltiefe. Da müsste mit der heutigen Technik doch noch einiges mehr drin sein, oder etwa doch nicht?

 

Ist Euch dieses Gefühl bekannt? Ihr spielt ein paar Tage Civilization V. Habt aus einem Haufen knüppelschwingender Barbaren eine Kultur entwickelt, der es möglich ist, mit Raumschiffen andere Planeten zu besiedeln. Die Rakete steigt in den Orbit und Ihr freut Euch auf die Entdeckungen, die Euch dort draußen erwarten. Doch dann … nichts. Das Spiel endet hier. Wie oft habe ich mir in dieser Situation gewünscht, dass ich meine perfekte Zivilisation nun im All weiterentwickeln darf. Immer und immer weiter. Dieses Erlebnis möchte Euch nun Firaxis mit Civilization: Beyond Earth ermöglichen.

 

Ein Neubeginn für die Menschheit?

 

Nach dem epischen Intro und der stimmungsvollen Musik im Startmenü trifft mich die erste Enttäuschung direkt zu Beginn des Spiels. Anstatt mit meinen Wikingern einen neuen Planeten zu besiedeln, starten wir nicht einmal mit einer richtigen Kultur. Es werden acht Sponsoren angeboten, die jeweils verschiedene Startvorteile bieten. Diese Sponsoren spiegeln zwar verschiedene Gesellschaften bzw. Länder wider, unterscheiden sich sonst im Spiel aber nicht voneinander. Es gibt keine individuellen Gebäude, keine individuellen Truppen, nichts.

 

Okay, gehen wir von einem kompletten Neubeginn aus. Die Jahrtausende alte Geschichte auf der guten alten Mutter Erde lassen wir komplett hinter uns und konzentrieren uns auf diesen neuen Planeten. Nachdem wir unseren Sponsoren gewählt haben – sagen wir mal, wir geben uns europäisch und wählen die franko-iberische Fraktion – suchen wir uns die Art der Kolonisten aus. Je nachdem, ob wir uns für Wissenschaftler, Ingenieure oder eine der drei weiteren Möglichkeiten entscheiden, legen wir den Grundstein unserer gewünschten Siedlungspolitik. Jetzt noch zügig für weitere Startboni ein Raumschiff und die Fracht auswählen, und los geht’s.

 

Unser Raumschiff landet. Um uns herum wabern grünliche Nebelschwaden über die Karte. Eigenartige Würmer sind auf mehreren der achteckigen Landschaftsfelder zu sehen.

 

Dank des Beraters werden wir in das Spiel eingeführt. Sollte der Spieler komplett neu in der Welt von Civilization sein, so wird jeder Schritt erklärt. Erfahrene Spieler werden nur mit den Neuerungen vertraut gemacht.

 

Eine große Neuerung trifft hier beide Spieler umgehend. Der altbekannte Technologiebaum ist nun kein Baum mehr. Er wurde durch ein Netz ersetzt. Durch die Verstrickungen zeigt es die Beziehungen der Technologien untereinander an. Des Weiteren gibt es nun zwei verschiedene Arten von Technologie – Fäden und Knoten. Die Fäden kosten weniger Forschung und stehen für breites Verständnis technologischer Ideen. Knoten gehen dabei mehr in die Tiefe, sind dafür aber kostspieliger. Die Knoten stärken auch die Affinität, doch zu diesem Punkt werden wir erst noch kommen. Was hier verwirrend klingt, ist es auch. Zwar können wir mithilfe eines Filters unsere Wahlmöglichkeiten einengen, doch wäre es mir hier lieber, wenn gar kein Filter notwendig wäre. Manchmal ist weniger mehr.

 

Gut. Wir haben unsere neue Technologie gewählt und auch die Produktion einer neuen Einheit oder eines Gebäudes begonnen. Obwohl wir die Technologie besitzen, neue Planeten zu besiedeln, und auch hier Satelliten in den Orbit schicken können, ist es uns nicht möglich, weiter als ein paar Felder unserer neuen Heimat zu sehen.

 

So schicken wir auch hier wie Tausende Jahre zuvor eine Erkundereinheit über die unbekannte Oberfläche. Während wir Runde um Runde langsam die Karten aufdecken, landen die Raumschiffe der anderen Fraktionen und begrüßen uns umgehend. Die Landezonen und somit die späteren Hauptstädte der fremden Siedler werden uns hierbei interessanterweise direkt offenbart. Wie schön war es doch bei Civ V, im Mittelalter noch eine abgelegene Kultur auf einer Insel zu entdecken.

 

Dieser Teil des Spiels wird im Grunde durch ein neues, motivierendes Quest-System ersetzt. Diese Aufgaben lassen sich oft nebenbei erfüllen, ähnlich wie die Trophäenjagd auf aktuellen Spielkonsolen. Sie bringen teils sehr gute Boni. So lohnt sich hier und da ein Blick in das Quest-Log.

 

Wo wir schon bei Veränderungen sind: Die Politik wurde abgeschafft. Was sich nun nach reiner Anarchie anhört, lässt sich erklären. Anstatt einer politischen Grundrichtung werden nun Affinitäten festgelegt. Es besteht die Wahl aus Reinheit, Vorherrschaft und der Harmonie. Diese beziehen sich auf den Umgang mit der neuen Heimat. Wollen wir eine zweite Erde erschaffen? Nehmen wir den neuen Planeten an und lernen von ihm? Ignorieren wir beides und gehen unseren eigenen Weg? Je nach eingeschlagener Richtung entwickeln sich gewisse Vorteile.

 

Nach diesen ganzen Veränderungen und Neuerungen spielt sich Civilization: Beyond Earth doch sehr ähnlich wie der Vorgänger. Kein Wunder, basiert doch alles auf derselben ausgereiften Engine.

 

Die Diplomatie und der Handel mit der KI haben sich nicht geändert. Solange Ihr die gleiche Affinität besitzt und Handelsabkommen zustimmt, wird frieden herrschen. Es sei denn, Ihr werdet plötzlich zu groß oder habt zu viele Truppen drohend in der Nähe der Grenze, dann schlägt die Freundlichkeit der KI blitzschnell in blanke Aggression um. Dieses Verhalten ist jedem Civ-Spieler hinlänglich bekannt.

 

Sollte es zu einem Krieg kommen, wurden auch hier die alten Tugenden übernommen. Nach wie vor darf nur eine Einheit auf einem Feld stehen. Für Langstreckenangriffe kommen in den späteren Ausbaustufen Orbitalwaffen hinzu. Gefühlt fallen bei Beyond Earth die Städte schneller in die Hand der belagernden Truppen. So kann es schon mal vorkommen, dass eine Stadt innerhalb weniger Runden des Öfteren den Besitzer wechselt.

 

Bildergalerie von Sid Meiers Civilization: Beyond Earth (5 Bilder)

Kommen wir zu dem Punkt, der einen fremden Planeten so interessant macht: die Außerirdischen. Da wir nicht auf Melmac gelandet sind, treffen wir hier nicht auf Alf, sondern auf die eingangs erwähnten Würmer und einige andere Monster. Allesamt nicht mit der Intelligenz ausgestattet, eine eigene Zivilisation zu bilden, ähneln sie eher den altbekannten Barbaren. Anfangs noch lästig und gefährlich, sind sie später keine große Gefahr mehr. Im Gegenteil, Ihr baut später Schutzgebiete, um sie nicht aussterben zu lassen. An diesem Punkt hoffe ich mal, dass Firaxis uns außerirdische Kulturen in einem Add-on nachreichen wird, sind sie doch bekannt dafür, ein Spiel nicht mit Erreichen des Gold-Status zu vergessen.


Das Fazit von: Der Ohm

Der Ohm

Selten ist es mir so schwer gefallen ein Fazit zu verfassen. An fasst jeden Punkt gibt es bei Civilization: Beyond Earth etwas auszusetzen. Sei es das ungewohnte Technologienetz oder die fehlenden außerirdischen Kulturen. Oder die, zugegeben für den Spielfluss notwendigen, logischen Fehler wie die verdeckte Karte. Doch es ist und bleibt meckern auf sehr hohen Niveau. Das Spiel wird mir trotzdem so manche Nacht stehlen und zu noch einer und noch einer Runde motivieren. Allerdings muss es sich auch immer an den großen Bruder Civilization V messen, welches als Komplettpaket mit allen Add-On einfach das rundere Produkt liefert. Auch der vergleich mit Alpha Centauri hinkt. Trotz der um Welten besseren Engine erreicht Beyond Earth nie die unglaubliche Spieltiefe des Klassikers. So bleibt ein schönes Strategiespiel mit viel Potential für weitere Erweiterungen. Wir sprechen uns dann in vier Jahren noch mal.


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positiv negativ
  • Ausgereifte Engine
  • Motivierendes Quest-System
  • Gute Beraterfunktion
  • Filterfunktion im Technologienetz
  • Wird in fast allen Punkten vom großen Bruder Civ V geschlagen
  • Keine außerirdischen Kulturen
  • Technologiebaum trotz Filter verwirrend
  • Keine Individualität der Fraktionen





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