Wer Frieden sucht
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BEWERTUNG |
20.11.2019 von MarS
Nach seiner Kurzfilm-Trilogie Geister meldet sich der Regensburger Filmemacher Daniel Alvarenga mit dem Spielfilm Wer Frieden sucht zurück...und beweist damit eindrucksvoll, dass er längst kein Amateur mehr ist...
Inhalt
Johannes Lukas (Oliver Troska) ist 30 Jahre alt, hat bislang aber noch keinen eigenen Weg im Leben gefunden. Als er eines Tages seine im Altersheim lebende Mutter besuchen will, findet er in einer Schublade einen unentwickelten Film aus einer Kamera. In der Hoffnung, seiner Mutter damit eine Freude machen zu können, lässt er den Film entwickeln, doch auf den vermeintlichen Urlaubsbildern entdeckt Johannes schließlich Aufnahmen von sich selbst und einer jungen Frau. Da sich Johannes nicht an die Bilder erinnern kann, will er seine Mutter zur Rede stellen, doch die ist völlig unerwartet im Altersheim verstorben. Johannes macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, und stößt dabei auf den Psychologen Dr. Oliver Arnstedt (Christian Stock). Der erzählt ihm von einem Unfall vor zwei Jahren, bei dem Johannes sein Gedächtnis verloren hat, und bei dem seine damalige Freundin Sarah Völkl (Isabelle Reißberg) ums Leben gekommen ist. Völlig verstört verlässt Johannes die Praxis, wo ihm auf der Straße plötzlich die totgeglaubte Sarah begegnet. Doch das ist erst der Anfang einer Reihe von Ereignissen, die Johannes bald selbst an seinem Verstand zweifeln lassen...
Mit Wer Frieden sucht zeigt Filmemacher Daniel Alvarenga ein weiteres Mal, dass er viel Wert darauf legt, Geschichten zu erzählen. Geschichten, die einen in ihren Bann ziehen und die geschickt mit der Wahrnehmung spielen. Wer Frieden sucht liefert eine dieser Geschichten, und braucht sich dabei nicht hinter weitaus größeren und teureren Produktionen zu verstecken. Bereits die Handlung selbst ist hier absolut fesselnd, denn diese baut sich komplett um die Frage herum auf, was eigentlich hinter den Ereignissen steckt, welche Motivation zugrunde liegt und zuletzt auch, ob die Hauptfigur inmitten einer Verschwörung steckt oder gar selbst Realität und Fiktion nicht mehr voneinander unterscheiden kann. Dabei gelingt es der Inszenierung den Zuschauer selbst dann noch durch geschickte Wendungen und Feinheiten zu überraschen, wenn man die Wahrheit eigentlich bereits erahnen kann, wodurch sowohl die einnehmende Atmosphäre als auch der stetig steigende Spannungsbogen durchgehend aufrechterhalten werden ohne auch nur einmal einzubrechen. Doch nicht nur die Handlung selbst weiß zu überzeugen, denn auch die Darsteller agieren auf höchstem Niveau und lassen einen gemeinsam mit der hervorragenden Kameraarbeit (Felix Lang) und dem grandios atmosphärischen Score schnell vergessen, dass man sich eigentlich in einer Independent-Produktion befindet. Egal ob Oliver Troska, der seine Rolle mehr als authentisch transportiert und dem zerrütteten Charakter des Johannes die nötige Glaubwürdigkeit beschert, oder auch Christian Stock als behandelnder Psychologe, selbst kleine Nebenrollen wurden hier perfekt besetzt. Faszinierend dabei ist, dass es Daniel Alvarenga ein ums andere Mal gelingt, seine Schauspieler zu Höchstleistungen zu animieren und diese im fertigen Film weder hölzern agieren, noch ihre Dialoge unmotiviert oder unglaubwürdig vortragen - ein Manko, an dem sich viele andere die Zähne ausbeißen und damit deutsche Genreproduktionen immer wieder selbst ins Abseits befördern.
Bild und Ton bleiben auf Grund des vorliegenden Festivalscreeners ohne Bewertung.
An dieser Stelle vielen Dank an Daniel Alvarenga für die Möglichkeit, den Film bereits vor seiner offiziellen Premiere in Augenschein nehmen zu können.
Hier findet Ihr übrigens noch einmal alle Kurzfilme der Geister-Trilogie in der Sofahelden Kritik: Kapitel 1 - Trauer: Und alles hat den Tod Kapitel 2 - Wut: Affekt Kapitel 3 - Verzweiflung: Alles auf Anfang Cover & Bilder © Alvarenga Productions Das Fazit von: MarS
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