Wild Men
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BEWERTUNG |
22.06.2022 von MarSEinmal im Leben alles hinter sich lassen, und dem Alltag den Rücken kehren. Die dänische Dramödie Wild Men lässt diesen Traum Wirklichkeit werden, und schickt uns auf einen Selbstfindungs-Trip in die Wildnis...
Inhalt
Martin (Rasmus Bjerg) ist ein Aussteiger. Mit Fellen bekleidet hat er sich in die norwegische Wildnis zurückgezogen, und seinem bisherigen Leben den Rücken gekehrt. Blöd nur, dass Martin weder Ahnung vom Jagen und Sammeln hat, noch seiner Frau Anne (Sofie Gråbøl) und den beiden gemeinsamen Töchtern etwas von seinem Vorhaben erzählt hat. Als Martin schließlich von Hunger getrieben in die Zivilisation zurückkehrt, und kurzerhand eine Tankstelle überfällt - immerhin weigern sich die Mitarbeiter, seinen Tauschhandel zu akzeptieren - gerät er plötzlich ins Visier der örtlichen Polizei. Doch damit nicht genug, denn bereits kurze Zeit später trifft Martin auf den verletzten Drogenschmuggler Musa (Zaki Youssef), den er notdürftig verarztet und bei sich aufnimmt. Während sich die beiden Männer gemeinsam durch die raue Wildnis Dänemarks schlagen, und dabei viel über das Leben, aber auch sich selbst lernen, sind ihnen nicht nur die Polizei und Martins Ehefrau, sondern auch Musas schlecht gelaunte Kollegen bereits auf der Spur...
Wie kann es sein, dass man alles im Leben hat, das man sich nur wünschen kann, und dennoch unglücklich ist? Eine klare Antwort darauf gibt Wild Men nicht, zeigt aber mehr als deutlich auf, dass Hauptfigur Martin in einer schweren Krise steckt. Und das nicht nur, weil er mit seinem Alltag überfordert zu sein scheint, sondern auch, weil er sich innerhalb seiner Familie unnütz fühlt, mehr wie eine Witzfigur, denn einem echten Mann. Herauszufinden, was einen Mann denn nun tatsächlich ausmacht, und welche Fähigkeiten er besitzen muss, das sind die Fragen, die den Aussteiger hier in die Wildnis treiben. Doch auch hier bleibt Wild Men eine Antwort schuldig, lässt dem Zuschauer eigenen Interpretationsspielraum. Und genau darum geht es letztendlich. Egal ob Mann oder Frau, egal ob Polizist oder Verbrecher, egal ob Ehefrau oder einfacher Mann, jeder muss seinen eigenen Weg im Leben finden, muss selbst herausfinden, was man vom eigenen Leben erwartet. All diese Themen um Selbstfindung, aber auch die Rückkehr zur Natur, verpackt Wild Men in eine absolut sympathische Buddy-Komödie, die im Verlauf zunehmend mit tragischen und dramatischen Ereignissen angereichert wird, und sich dabei stets auf einem schmalen Grat zwischen inhaltlichem Tiefgang und bizarren, skurrilen Momenten sowie schrägen Figuren bewegt. Diese Gratwanderung meistert die dänische Dramödie allerdings erhobenen Hauptes, und präsentiert immer wieder einfach grandiose Momente, die unterschwellig und subtil die Diskrepanz zwischen Zivilisation, Fortschritt und dem angestrebten urtümlichen Leben aufzeigen. So versucht Martin beispielweise, seinem alten Leben zu entsagen, kann aber am Ende doch nicht auf ein wenig Komfort und sein Smartphone verzichten. Und dann wäre da noch eine Gruppe selbsternannter Wikinger, die in einem historischen Dorf leben, letztendlich aber nur als Touristenattraktion fungieren. Durch all diese kleinen, aber doch grandiosen Feinheiten lässt Wild Men den stetig lodernden Funken mühelos schon nach den ersten Momenten auf den Zuschauer überspringen. Zu verdanken ist das aber auch dem perfekt platzierten, niemals übertriebenen Humor, sowie den wirklich bemerkenswert ausgearbeiteten Dialogen, ebenso wie den Charakteren im Film, allen voran der wachsenden Dynamik zwischen Martin und Musa. Beide Männer haben ihre Probleme, beide sind mit ihren Leben unzufrieden, und beide fühlen sich - jeder auf seine eigene Art - die meiste Zeit einsam. Rasmus Bjerg und Zaki Youssef harmonieren hier einfach großartig als komplett unterschiedliche Figuren, die letztendlich doch irgendwie auf einer Wellenlänge liegen, und sich am Ende gegenseitig helfen, ohne es wirklich zu merken. Als verwandte Seele, auch in Bezug auf seinen tragischen Hintergrund, entpuppt sich im Verlauf der Polizeibeamte Øyvind (Bjørn Sundquist), der zwar als stets ruhiger, zynischer Mann Jagd auf die beiden Ausreißer macht, letztendlich aber genauso gut gemeinsam mit ihnen unterwegs sein könnte.
Details der Blu-ray
Die Blu-ray bietet ein scharfes, kontrastreiches und angenehm detailliertes Bild, dessen natürliche Farbgestaltung die zahlreichen beeindruckenden Landschaftspanoramen Dänemarks hervorragend aussehen lässt. Eine fein dosierte Körnung unterstreicht den filmischen Look, und wirkt niemals störend. Die Tonspur ist sauber ausbalanciert und bietet eine ordentliche Dynamik, die sich vor allem in den wenigen actionreicheren Passagen zeigt. Umgebungsgeräusche werden dezent, aber ansprechend im Raum verteilt, während kleinere Effekte, ebenso wie die Dialoge, stets klar und gut ortbar wiedergegeben werden. Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: MarS
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