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Abgehört - Trau niemals einem Cop

Originaltitel: Qie Ting Feng Yun
Genre: Thriller
Regie: Alan Mak • Felix Chong
Hauptdarsteller: Daniel Wu • Louis Koo • Ching Wan Lau
Laufzeit: 100 Minuten
Label: Koch Media / Bronson
FSK 16

Abgehört - Trau niemals einem Cop   02.10.2010 von Diaboli

In unserer Welt gibt es nicht nur Hell und Dunkel, Licht und Schatten, Schwarz und Weiß oder Gut und Böse. Es sind die vielen kleinen Schichten dazwischen, die uns zu dem machen, wer wir sind. Und da setzt der neue Film von Alan Mak an......

 

Mit Hilfe von neuester technischer Ausrüstung hat es sich eine Spezialeinheit der Hong Kong Police zur Aufgabe gemacht, große Unternehmen zu bespitzeln, um illegale Geschäftsabsprachen untereinander zu unterbinden. Als neues Ziel hat es nun eine Aktiengesellschaft erwischt, die minderwertige Aktien zu überteuerten Preisen verkauft, um Gewinn zu machen. Die drei Freunde und Kollegen Johnny, Gene und Max hören jedes der Gespräche ab und sollen alles aufzeichnen und ihren Vorgesetzten präsentieren. Doch als Gene, der notorisch pleite ist, da er eine große Familie inklusive krebskrankem Kind zu versorgen hat, von einem traumhaften Deal erfährt, überredet er seine beiden Kollegen ins Geschäft mit einzusteigen. Sie wissen von der Gefahr in die sie sich begeben: Die private Nutzung von Beweismitteln und die Unterschlagung des damit gewonnen Geldes sind Grund genug für eine Kündigung mit anschließender Gefängnisstrafe! Genes gesamte Ersparnisse stehen auf dem Spiel,  was die ganze Sache nicht unbedingt einfacher macht.

 

Zunächst läuft jedoch alles wie geplant, die Aktien werden gekauft, die Kurse steigen und der Jubel ist groß. Bis aufgrund der dubiosen Geschäfte der Handel kurzzeitig ausgesetzt wird, da die ersten Ermittlungen gegen den Konzern eingeschaltet wurden. Niemand weiß ob sie ihr Geld wiedersehen werden und ob die eigenen Reihen nicht schon etwas ahnen. Mit der Nervosität steigt auch die Angst erwischt zu werden. Jeder ist verdächtig und die Guten scheinen immer mehr ins Dunkel abzudriften...

Von der ersten Minute an fesselt dieser ausgezeichnet gemachte Thriller den Zuschauer an den Bildschirm: Der erste Dialog folgt erst nach guten 10 Minuten. Man sieht nur zwielichtige Gestalten in einem dunklen Großraumbüro umherschleichen, die Wanzen und Kameras anbringen, bis plötzlich ein Mitarbeiter die Szenerie betritt und sich die "Einbrecher" vor ihm verstecken müssen. Da wird das erste Mal an den Fingernägeln geknabbert. Aber auch der Rest des Films weiß durchaus zu überzeugen.  Die Kameraführung ist stets ruhig und sehr anschaulich, die gefilmten Aufnahmen wirken immer harmonisch und der Begriff "Style over Substance" kommt einem gar nicht erst in den Sinn.  Auch die Schauspieler machen ihre Sache sehr gut, denn sie spielen die Charaktere wirklich überzeugend und sagen nicht nur ihren Text auf. Hinzu kommen noch die verschiedenen Abgründe, die ein jeder mit sich bringt. Während der eine mit der Exfreundin seines Vorgesetzten ein Verhältnis hat, kann sich der andere nicht gegen seinen geldgeilen Schwiegervater durchsetzen und der dritte hat eine große Familie zu versorgen, aber selbst nicht mehr lange zu leben. Es wird durchaus schwer, bei einem verlockenden Geschäft nicht "Ja" zu sagen und die Motivationen der Einzelnen sind dabei immer klar nachvollziehbar.

 

Auch die technische Seite weiß voll zu überzeugen, denn das Bild wirkt in jeder Szene glasklar und  feine Strukturen auf Kleidung, den Wänden oder der Haut sind immer gut zu erkennen. Zudem macht sich der deutsche HD-Ton mit einer ständigen Räumlichkeit im Wohnzimmer breit. Sei es der hervorragende Soundtrack, Umgebungsgeräusche wie vorbeifahrende Autos, das Klappern von Tastaturen oder die gesprochenen Dialoge, alles wirkt sauber distanziert und macht einfach nur Spaß. Außerdem wurde uns ein kleines Making-of, wahlweise in Deutsch oder Kantonesisch, spendiert. Es haben drei Trailer auf die blaue Scheibe geschafft und Kapitel gibt es 12 zu wählen. Kein Grund zum Makel, eine sehr ordentliche Leistung!


Das Fazit von: Diaboli

Diaboli

Nach Licht folgt Schatten und umgekehrt: Nachdem Alan Mak mit seinem Hit "Infernal Affairs" die volle Punktzahl erreicht hat (welcher in den USA mit einem Remake namens "The Departed" versehen wurde), folgten viele kleine Produktionen, die seinem früheren Werk nicht das Wasser reichen konnten. Doch mit "Abgehört" meldet er sich eindrucksvoll in die Welt des Thrillers und der Doppeldeutigkeit zurück und das Licht am Ende des Tunnels wird somit deutlich heller. Eine clever durchdachte Story mit einigen Wendungen, auf Hochglanz polierte Kamerafahrten an den Stahl- und Glasfassaden der riesigen Bürokomplexe entlang, Schauspieler die ihre Sache sehr glaubwürdig und überzeugend an den Mann bringen und Charaktere darstellen, die mehr sind als bloße Abziehbildchen, sondern durchaus mehrere Schichten haben und somit  Tiefe besitzen. Auch die technische Präsentation der Blu-ray, die sich nicht vor den großen Produktionen zu verstecken braucht, trägt zum positiven Tenor bei. Fans des Asia-Kinos werden auch ohne meinen Segen zuschlagen, allen anderen sei dieser gut gemachte Thriller wärmstens ans Herz gelegt. Empfehlung!


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