Amerikaner produzieren Kriegsfilme, in denen meist sie selbst die Helden sind. Black Sheep – 7 gegen die Hölle stammt aus ukrainischer Feder und lässt zur Abwechslung in der Kriegsfilmszene jetzt sowjetische Patrioten ins Gefecht ziehen. Brennend wie Wodka oder chaotisch wie das Innere eines russischen Zupfkuchens? Die Sofahelden hissen Sichel und Hammer und stürzen sich ins Gefecht ...
Die Namen Kiril Rubtsov und Viktor Solovyov stehen auf dem oberen Rand des DVD-Covers, daneben prangen vertrauter klingende Namen wie Klaus Kurtz und Sabine Zindler. Eine deutsch-osteuropäische Schauspielerkonstellation? Klingt spannend und absolut nicht nach Mainstream. Also schnell den Blick etwas tiefer schweifen lassen. In dicken, weißen Lettern, mit ein paar Blutspritzern verziert, thront der Titel Black Sheep – 7 gegen die Hölle. Darunter das Coverbild: Ein einzelner Soldat blickt einer Armada von Kampfflugzeugen und Soldaten entgegen, während gewaltige Feuersbrünste in den Himmel steigen. Zivilisten und bewaffnete Männer versuchen verzweifelt, der anrollenden Welle aus Gewalt und Tod zu entfliehen ...
Zumindest optisch präsentiert die Filmfirma ihren Zweiten-Weltkriegs-Streifen schon mal ansprechend. Ob das aufgedruckte Zitat „HÄRTER, SPANNENDER UND BRUTALER ALS THE INGLOURIOUS BASTERDS!“ allerdings auch der Wahrheit entspricht, verrät nur die dunkle Hölle des DVD-Laufwerks.
Die Story: an die Waffen, Genossen!
1941: Die Schlacht von Kiew und das Massaker von Babyn Jar erschüttern die sowjetische Nation. Unweit des tobenden Krieges brechen in einem Hochsicherheitsgefängnis Unruhen aus. Während einer brutalen Säuberungsaktion gelingt es sieben Gefangenen zu entkommen und sich in einem Dorf zu verstecken. Als sie als Landesverräter vom eigenen Militär gejagt und zudem von der heranrückenden Front deutscher Soldaten bedroht werden, müssen sich die Verbrecher entscheiden: fliehen oder für die Heimat alles riskieren. So greifen sie zur Waffe, bereit, das Vaterland bis in den Tod zu verteidigen. Ein gnadenloser Kampf entbrennt, der aussichtsloser nicht sein könnte. Deutlich in der Unterzahl, schwach bewaffnet und vom Heimatland zunächst alleingelassen bleibt den Gefangenen nur ihr unbändiger Wille zum Leben, der sie zusammenhält ...
Geschichte und Darsteller: altbekannt und doch neu
Black Sheep – 7 gegen die Hölle dreht den Spieß des Gut-gegen-Böse-Klischees komplett um. In dieser ukrainischen Produktion unter Regisseur Sergej Chekalow sind es einmal nicht die heroischen, vor Patriotismus nur so strotzenden Reservisten, die hoch motiviert an die Front ziehen, um dort ehrenhaft zu sterben. Vielmehr rottet sich ein halbes Dutzend entflohener Schwerverbrecher unfreiwillig zu einem Partisanentrupp zusammen, um ihren Häschern zu entkommen und zeitgleich den Angriff der feindlichen Besatzer zu überleben.
Zunächst kritisiert Chekalow reuelos das sonst so unantastbare Russland, zeigt schamlos die grausame Seite des oft verfilmten Krieges und schwenkt erst gegen Ende um zu Pflichtbewusstsein und heimatlicher Treue. Erfrischend anders ist die Wandlung von den ehemaligen Staatsfeinden hin zu unfreiwilligen Helden, da man bisher immer nur die heroischen Taten von GIs und Spezialeinheiten zu sehen bekam. Die schauspielerischen Leistungen von Rubtsov, Kurtz und Co sind durchweg überzeugend und wirken nie aufgesetzt oder unprofessionell. Die Emotionen und Taten aller drei kämpfenden Seiten werden beleuchtet, wecken Abscheu und Unverständnis, aber auch Mitgefühl und Zuversicht. Eine abwechslungsreiche, unvorhersehbare Story fesselt konstant an den Bildschirm und gewährt spannende Einblicke in die Gegenseiten des Zweiten Weltkrieges, ohne allzu sehr auf Patriotismus oder Vorurteile zu setzen. Natürlich mangelt es an gewissen Stellen an Tiefgründigkeit und in der Mitte des Filmes auch etwas an geschichtlichem Tempo, aber eindrucksvolle Bilder und authentische schauspielerische Leistungen überbrücken diese kurzzeitigen Sequenzen geschickt.
Visuelle und akustische Inszenierung: Schutzbunker dringend empfohlen!
Auch wenn der Titel harmlos klingt, so bietet Black Sheep keineswegs wollig-weiches Schäfchenkino. Vielmehr agieren tolle Schauspieler mit authentischen Kostümen und Requisiten vor eindrucksvollen Kulissen. Dreckige, zerstörte Schauplätze und vom Krieg gezeichnete Zivilisten sowie Soldaten zeigen die ernsten, traurigen Seiten des Krieges. Durch die gute, wenn auch etwas dunkel geratene Bildqualität überzeugen Maske und Spezialeffekte gleichermaßen. Stellenweise gehört ein blutresistenter Magen zur Grundausstattung des Zuschauers, denn sowohl von Waffen verursachte Verletzungen als auch andere physische und psychische Kriegsgeschehnisse werden oftmals recht realistisch dargestellt. Clever gesetzte Schnitte und eine durchdachte Kameraführung vermitteln das Gefühl, Seite an Seite mit den Kämpfenden im knietiefen Dreck zu stehen. Ukrainisches Kino mit hollywoodreifer Inszenierung!
Auch akustisch wartet hier kein 08/15-Film, sondern sauber verarbeitetes Soundmaterial. Tolle deutsche und russische Synchronisation, ansprechender Soundtrack, glasklare Effekte und wuchtige Explosionen bringen Surroundanlage samt Subwoofer ordentlich zur Geltung. Um die visuelle und akustische Inszenierung mit ihrer authentischen Atmosphäre in vollen Zügen genießen zu können, ist ein nach außen hin schalldichter Raum empfehlenswert – denn der Nachbar hört mit, garantiert!
Kurz und knapp: 120 Minuten Zeit, die Schäfchen ins Trockene zu bringen
Black Sheep – 7 gegen die Hölle hebt sich bemerkenswert andersartig vom gängigen Kriegsfilm-Mainstream ab. Mehr oder weniger unterschwellige Kritik gegen die damalige sowjetische Regierung, keine extrem exzentrische Darstellung von patriotischen Deutschen und alles andere als ein positives Zugeständnis an den Zweiten Weltkrieg zeichnen diese ukrainische Produktion aus. Ja, auch hierzulande unbekannte Regisseure und Darsteller können ernste, atmosphärische Kriegsfilme machen. Fast die gesamten 120 Minuten lang können dargestellte Action, spannende Story und authentische Kostüme fesseln und faszinieren. Das Ende des Filmes ist nicht sofort vorhersehbar und sorgt für Gänsehaut.
Lediglich bei den Bonusinhalten waren die Produzenten etwas geizig. Die Thematik und Inszenierung hätten sicherlich das ein oder andere Making-of, Interview oder Behind The Scenes hergegeben. Schade, dass aber stattdessen lediglich die obligatorische Trailershow ihr Plätzchen auf der Disc gefunden hat. Aber sei's drum, Fakt ist: Nicht immer müssen Quentin Tarantino oder Steven Spielberg Regie führen, um Krieg und Wahnsinn verschmelzen zu lassen.
Cover & Bilder © www.sofahelden.de
Kommentare[X]