Call of Duty: Black Ops 3
|
BEWERTUNG |
03.12.2015 von TorstenAuch Treyarch wechselt in die Zukunft und liefert jede Menge High-Tech-Gimmicks und Roboter-Horden. Ja, es ist ein neues Call of Duty und viele können es wahrscheinlich nicht mehr sehen, beziehungsweise wollen es noch spielen. Aber Black Ops 3 bietet (für Next-Gen-Systeme) wirklich viel mehr als das Gros der Spielerwelt erwarten würde. Lest selbst.
Die Kampagne(n)
Normalerweise würde es hier um den Solo-Spieler-Modus gehen. Das trifft es in diesem Fall allerdings nicht so ganz. Denn natürlich darf die Kampagne auch weiterhin als Solist bestritten werden. Auf Wunsch geht dies aber auch im Splitscreen zu zweit oder online gar zu viert. Die Geschichte, die hinter der Kampagne steckt, ist eine düstere Vision der Weltentwicklung. Im Jahr 2065 hat der Klimawandel verheerende Schäden angerichtet. Gigantische Superstürme verwüsten die Städte rund um den Erdball. Meterhohe Flutwellen lassen die knapp gewordenen Ressourcen nur schwer erreichbar werden. Aufgrund der Ressourcen-Knappheit entstanden erbitterte Kriege zwischen dem „Winslow Accord“ und einer Organisation, die sich „Common Defense Pact“ nennt. Wir übernehmen einen selbst erstellten aber doch namenlosen Soldaten, der zusammen mit Teamkollege Hendricks Aufträge für die Black Ops übernimmt. Der erste Auftrag, den wir übernehmen wäre eigentlich auch schon der letzte. Es geht im Rahmen einer Befreiungsaktion nach Äthiopien. Dort wird der Minister in einem Rebellen-Stützpunkt festgehalten. Alles verläuft zunächst nach Plan, allerdings haben die Rebellen fortschrittlichste Waffensysteme. Wir verlieren den Kampf gegen einen gewaltigen Kampfroboter, der uns kurzerhand beide Arme abreißt und halbtot in einer Lache von Blut zurücklässt. Es erfolgt aber kein Abspann, sondern eine Operation. Als wir in einem Krankenhaus zu uns kommen, liegen wir auf einem OP-Tisch und werden gerade für einen größeren Eingriff vorbereitet. Im nächsten Moment sitzen wir in einem Zug und betrachten unsere biomechanischen Armprothesen. Dann friert die Zeit ein und wir bekommen Instruktionen zur bestehenden Situation. Ist es ein Traum oder eine Simulation? Taylor - so der Name des erklärenden Vorgesetzten - erzählt uns, dass er sich in unsere neurale Schnittstelle eingeklinkt hat und fortan unsere eigene Realität manipulieren kann. Klingt alles sehr abgedreht? Ist es auch. So verwirrend wurde noch kein Call of Duty erzählt und wir bleiben auch im späteren Verlauf des Spiels stets im Dunkeln, was genau hier gerade passiert und warum. Wir sollen anfangs einen Anschlag in der Vergangenheit verhindern. Allerdings hat dieser erst die Entwicklung beschleunigt und das Gleichgewicht beider Parteien hergestellt. Und wie kommen wir überhaupt in die Vergangenheit und können dort Hinweise aus der Gegenwart erhalten? Wer hier nun an den Animus aus Assassin´s Creed denkt ist mit der Idee wohl nicht alleine. Mehr soll hier an dieser Stelle aber nicht gespoilert werden. Wenngleich, noch eines verraten werden darf: Es gibt eine Kampagne nach der Kampagne. Das ist neu und wird in diesem Fall zudem auch raffiniert umgesetzt. Außerdem ist die Spielzeit mit jeweils knapp 8-10 Stunden deutlich länger als in den Vorgängern.
Zombie-Mod
Der Überlebenskampf trägt seine Wurzeln im fünften Ableger der Serie (World at War). Er war in den nachfolgenden Serienvertretern derart beliebt, dass er natürlich auch in Black Ops 3 integriert wurde. Und dieser Modus hat es in sich und bietet weitaus mehr als eine kleine Anpassung der Gegner. Statt nämlich mit einem futuristischen Spectre auf Untoten-Jagd zu gehen, wird hier das Setting gänzlich geändert. Es geht in eine fiktive Zeit der 40er Jahre, sodass wir auf Schubdüsen und maximale Feuerkraft verzichten müssen. Die eigens für den Modus kreierte Story rund um die vier Protagonisten des Spiels wirkt natürlich etwas aufgesetzt, ist aber recht liebevoll ins Spiel eingebracht. Selbst während des Kampfes hören wir immer wieder Dialoge und Zwiegespräche, die uns das Geschehen näherbringen sollen. Auch hier wird nun hochgelevelt und Perks an Kaugummiautomaten freigeschaltet. Mit bis zu drei weiteren Spielern darf hier der untoten Übermacht getrotzt werden. Um längere Zeit bestehen zu können, sollte das Team aber tunlichst aus recht spielstärkeren Spielern bestehen. Gute Absprache und gegenseitige Hilfe ist so oder so oberste Pflicht im Überlebenskampf. Sonst ist bereits nach wenigen Runden Schluss mit Lustig.
Multiplayer
Die Call of Duty-Serie hat seit jeher eine sehr aktive Mehrspieler-Szene. Ein Blick auf die Trophäen-Liste zeigt bereits sehr deutlich, dass sich selbst auf der Playstation 4 nur ein verschwindend geringer Teil der Käufer ausschließlich offline in der Kampagne verlustieren. Satte 60 Prozent aller Spieler haben bereits Level 10 im Online-Kampf erreicht. Das ist eine ungeheuer hohe Zahl, bedenken wir den Anteil der Gelegenheitsspieler, die das Spiel in der kurzen Zeit vielleicht noch nicht so lange gespielt haben oder noch in der umfangreichen (siehe oben) Kampagne „fest stecken“.
Vor dem Kampf steht hier aber erst einmal die Charaktererstellung an. Während in der Kampagne das Aussehen unseres Alter Egos bestimmt werden darf, wird hier hingegen die gewünschte Spezialistenklasse gewählt. Natürlich dürfen später auch verschiedenfarbige Rüstungen und Tarnmuster angelegt werden, interessanter ist jedoch die besondere Fähigkeit, über die unser Spezialist verfügt. Neun verschiedene Spezialisten mit jeweils zwei unterschiedlichen Fähigkeiten stehen zur Auswahl, von denen allerdings einige im Spiel erst mal „freigespielt“ werden müssen. So dürfen dann nach einigen Abschüssen beispielsweise Outrider mit einem explosiven Bogen auf die Jagd gehen, oder aber mit einem Sichtpuls Gegner im Nachbereich enttarnen. Der Seraph besitzt einen durchzugsstarken Revolver, der Spectre ist ein Nahkampfexperte und der Reaper besitzt eine Minigun, die dem Namen „Sense“ nur allzu treffend gerecht wird. Die zahlreichen möglichen Variationen von Bewaffnung und Fähigkeiten erspielen wir wie gewohnt mit gewonnener Spielerfahrung. Das begehrte Objekt wird dabei bei Erreichen eines Klassen-Schwellenwerts freigegeben und mit erworbenen Fähigkeitspunkten freigeschaltet. Im bewährten „Pick-10-System“ verteilen wir dann Waffen, Aufsätze und Perks wie es uns beliebt. So lässt sich dann beispielsweise eine stark modifizierte Waffe zu Gunsten fehlender Granaten ausrüsten. Bei Bedarf lässt sich neben den eigenen, editierbaren Waffenklassen auch auf fünf vorgefertigte zurückgreifen, die bereits hochwertige Waffen für uns – selbst wenn wir die nötige Klasse noch nicht erreicht haben – zur Verfügung stellen. Möchten wir diese Waffe jedoch verändern, bleibt uns nichts anderes übrig, als diese zunächst freizuspielen und dann mit fehlenden Aufsätzen aufzurüsten.
Auf den Schlachtfeldern der insgesamt 13 von Anfang an verfügbaren Karten herrschen schnell sehr rasante Kämpfe. Das liegt zum einen am kompakten Aufbau der einzelnen Karten. Zum anderen aber auch an der neuen Bewegungsfreiheit, die uns die modernen Implantate und Exoskelette verleihen. So lassen sich einige Meter auf den Knien rutschend zurücklegen. Ideal, um einen Eingang bewachende Gegner zu überraschen und in den Nahkampf zu verwickeln. Das lässt mitunter spektakuläre Kills zu, bei denen wir uns zurecht auf die Schulter klopfen, während der zweite Sieger schockiert die Killcam ertragen muss. Schubdüsen lassen mehrere Sprünge in Folge zu, um auch hoch gelegene Plattformen und Zugänge zu erreichen. Zusätzlich dazu sind nun auch in Call of Duty erstmals Wallruns möglich, was das Bewegungsrepertoire noch einmal erhöht und verschiedene Lösungsmöglichkeiten für verzwickte Situationen offeriert. In den Karten gibt es immer wieder geeignete Stellen, an denen wir mittels Wallrun abkürzen können, um Gegnern in den Rücken zu fallen oder einfach nur wieselflink über die Karte zu huschen.
Wer nun aber von unendlicher Bewegungsfreiheit träumen sollte, denn die Kombination von Wallruns und Schubdüsen würde nun so ziemlich jeden Punkt auf der Karte erreichen lassen, wird enttäuscht. Die Entwickler haben immer wieder Barrieren eingebaut, um dies zu verhindern. Teilweise beschneidet geschicktes Level-Design unsere Ausflüge, teilweise aber auch unsichtbare Wände, an denen wir abprallen. So sind die meisten Gebäude nicht zu erklimmen, um den Fokus auf den vorgesehenen Laufwegen zu belassen und unfairen Spielern nicht Tür und Tor zu öffnen. Aber auch so lässt sich nach kurzer Zeit der Eingewöhnung recht elegant die halbe Karte durchqueren und so auch dem einen oder anderen lästigen Scharfschützen ausweichen.
Grafik & Sound
Optisch gibt es sicherlich bereits schönere Titel und es sind hier und da auch einige Texturen-Breis zu erkennen. Im Großen und Ganzen jedoch ist das Spielgeschehen sehr ansehnlich. Das liegt vor allem an der guten Beleuchtung - wenngleich sie mancherorts etwas an Kontrast missen lässt – und den tollen Effekten. So zerreißen Explosionen förmlich die Luft und EMPs legen Roboter zuckend lahm. Die detaillierten Charakter- und Waffenmodelle lassen die optische Feinarbeit an ihnen deutlich erkennen. Die Karten sind zwar größtenteils zu glatt, dies liegt aber auch am futuristischen Setting und scheint durchaus beabsichtigt. Großes Lob gibt es für die flüssige Darstellung mit 60 Bildern in der Sekunde.
Der Soundtrack ist, gerade in den Kämpfen, wenig motivierend. Selbstverständlich ist dies Geschmackssache, aber es fehlt ihm für einen actionreichen Shooter einfach an der gewissen Portion Durchsetzungskraft. An einigen Stellen fühlen wir uns eher an die Musik im Innern eines Fahrstuhls erinnert, statt an basstreibende Klänge, die Atmosphäre und Action verstärken sollen. Die englischen Sprecher machen ihren Job hingegen recht gut, was leider nicht für die deutsche Synchronisation gilt. Falsch betont, lustlos und auch oft für den jeweiligen Charakter unpassend gewählt. Da scheint für die Kampagne ein Wechsel auf die englische Sprachausgabe sinnvoll.
Das Fazit von: Torsten
|
|
Kommentare[X]