Chaos Walking

Chaos Walking

Originaltitel: Chaos Walking
Genre: Science Fiction • Fantasy • Action
Regie: Doug Liman
Hauptdarsteller: Tom Holland • Daisy Ridley
Laufzeit: DVD (105 Min) • BD (109 Min)
Label: Studiocanal
FSK 12

Chaos Walking   24.10.2021 von MarS

Basierend auf dem ersten Band der Chaos Walking-Trilogie des Autors Patrick Ness (Sieben Minuten nach Mitternacht) entstand über einen Zeitraum von insgesamt 10 Jahren die filmische Adaption des Stoffs. Hat die langwierige Produktion dem Ergebnis geschadet...?

 

Inhalt

 

Im Jahr 2257 hat die Menschheit den Planeten "New World" besiedelt. Ein Krieg mit den Ureinwohnern des Planeten, den sogenannten "Spackles", kostete jedoch allen weiblichen Bewohnern das Leben, während alle Männer beim Eintritt in die Atmosphäre den "Lärm" entwickelt haben, der all ihre Gedanken sicht- und hörbar macht. Um die übrigen Männer zu schützen, führt David Prentiss (Mads Mikkelsen), Bürgermeister des Siedlerstädchens Prentisstown, ein strenges Regiment. Das Überleben kann in seinen Augen nur gesichert werden, wenn Bedrohungen sofort eliminiert werden. In dieser Welt ist Todd Hewitt (Tom Holland) als einer der letzten jungen Männer aufgewachsen, doch anstatt sich wie alle anderen in die Gemeinschaft einzubringen, studiert er lieber die Möglichkeiten des "Lärm", und versucht sich selbst darin zu trainieren, seine Gedanken zu unterdrücken. Als eines Tages die junge Viola (Daisy Ridley) während eines Erkundungsflugs auf "New World" abstürzt, sieht sich Todd dazu berufen, ihre zu helfen, denn offensichtlich hat Bürgermeister Prentiss nicht nur eigene Pläne mit dem unerwarteten Gast, sondern auch zahlreiche Geheimnisse, die er hinter seinem "Lärm" zu verbergen gelernt hat...

 

Die Entstehungsgeschichte von Chaos Walking gleicht einer Odyssee. Bereits im Jahr 2011 hat sich Lionsgate die Rechte an einer Verfilmung Patrick Ness´ Romans "The Knife of Never Letting Go" gesichert, und nach einigen Schwierigkeiten beim Schreiben des Drehbuchs wurden die Dreharbeiten schließlich 2017 beendet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sieben Minuten nach Mitternacht, die nächste Verfilmung eines Romans aus der Feder Patrick Ness´, seine Veröffentlichung in Filmform bereits hinter sich. Allerdings wurden anschließend erneut Nachdrehs angesetzt, die noch weitere zwei Jahre ins Land ziehen ließen, bevor der endgültigen Veröffentlichung des Films schließlich auch noch die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung machte. 2021 war es dann endlich soweit, und prompt stieß das Ergebnis - nicht nur bei Fans des Romans - auf nur wenig Gegenliebe, denn Regisseur Doug Limans Chaos Walking hält sich alles andere als strikt an die literarische Vorlage.

 

Alleine aus diesem Grund ist es manchmal einfach besser, die Vorlage nicht zu kennen und dementsprechend frei und offen an einen Film herangehen zu können, denn so schlecht, wie er gemacht wird, ist Chaos Walking bei weitem nicht. Ganz im Gegenteil, denn die von Liman erschaffene Welt ist äußerst einfallsreich und faszinierend, und lässt die 109 Minuten Laufzeit wie im Flug vergehen. Dabei ist eines der wohl bemerkenswertesten Elemente die Darstellung des "Lärms", der nicht nur visuell interessant umgesetzt wurde, sondern auch der Erzählung einige sehr schöne Möglichkeiten eröffnet. Zudem sorgt die rasante Inszenierung in Verbindung mit dem gelungenen Einsatz des Settings - welches wohl nicht ohne Grund die Atmosphäre eines Neo-Westerns versprüht - ohnehin für einen stetigen, spannenden Erzählfluss. Offensichtliche Schwächen muss man sich aber dennoch eingestehen, auch wenn Chaos Walking im Gesamtbild wirklich gut zu unterhalten weiß. Beispielsweise wären da die äußerst schwach ausgefallenen Figurenzeichnungen, denn mit Ausnahme des wirklich sympathisch agierenden Tom Holland und dem souverän, aber ohne große Akzente auftretenden Mads Mikkelsen, bleiben hier alle Charaktere extrem austauschbar und flach - was in diesem Fall auch für die eigentlich zentrale Figur Viola gilt, die von Daisy Ridley zwar im Rahmen dessen, was das Drehbuch hergibt, recht ordentlich verkörpert wird, am Ende aber kaum für einen nennenswerten Mehrwert innerhalb der Handlung sorgen kann. Dieses Privileg bleibt Holland vorbehalten, der auf seine leicht tollpatschige, herrlich naive Art und Weise einfach unglaublich charmant wirkt und damit eigentlich jede Szene für sich entscheiden kann.

 

Das größte Problem von Chaos Walking ist jedoch die Handlung selbst, denn diese sorgt dafür, dass der Film nur wie der Einstieg in ein viel größeres Abenteuer wirkt und damit kein wirklich zufriedenstellendes Ende liefert. Man spürt, wieviel Potential in der Geschichte steckt, und Liman präsentiert zudem eine Menge Nebenhandlungsstränge, spricht immer wieder neue Facetten an, wirft einen kurzen Blick über den Tellerrand der beschränkten Geschichte - bringt jedoch nur wenige davon wirklich zu einem Abschluss und lässt viel zu viele Fragen offen. Hier kann man eigentlich nur auf eine Fortsetzung hoffen, die jedoch auf Grund der schlechten Kritiken wohl zu diesem Zeitpunkt noch mehr als deutlich auf der Kippe steht...

 

Bildergalerie von Chaos Walking (6 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Qualitativ liefert die Blu-ray hervorragende Werte. Das Bild ist durchwegs sehr scharf und detailreich, Farben werden natürlich und satt dargestellt. Kontrastverhältnis und Schwarzwert sind kräftig und sauber ausbalanciert. Gelegentlich ist in dunkleren Bildbereichen eine feine Körnung sichtbar, im Übrigen ist das Bild absolut sauber und klar. Die in einer Dolby Atmos vorliegende Tonspur erzeugt ein starkes Raumgefühl und setzt alle umliegenden Boxenbereiche fein dosiert, aber klar definiert zur Verteilung von Effekten und Umgebungsgeräuschen ein, während Dialoge stets sehr gut verständlich bleiben. Lediglich etwas mehr Druck hätte an der ein oder anderen Stelle nicht geschadet.



Cover & Bilder © Studiocanal GmbH / Murray Close


Das Fazit von: MarS

MarS

Chaos Walking wird seinem schlechten Ruf nicht gerecht, denn auch wenn Doug Limans Adaption äußerst frei interpretiert ist und die Handlung alles andere als abgeschlossen wirkt, so liefert der Film doch einen mit einfallsreichen Ideen gespickten, kurzweiligen Science-Fiction Beitrag mit einem charmanten, sympathischen Tom Holland als tragender Persönlichkeit. Handwerklich und visuell ohnehin sehr stark, hat Chaos Walking inhaltlich und im Bereich der Figuren zweifellos noch reichlich Luft nach oben, bietet aber mühelos gute 100 Minuten lang gute Unterhaltung.


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen