Hitman HD Trilogy
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BEWERTUNG |
14.02.2013 von GloansBunnyKahl rasierter Schädel plus Strichcode im Nacken plus Klaviersaite gleich mörderisch unterhaltsames Actiongame. Der adrett gekleidete Agent mit dem numerischen Namen 47 geht mit der Zeit und verewigt sich mit der Hitman: HD Trilogy mit drei Titeln der Erfolgsserie auf einer Disc. Präzision der Marke Profikiller oder die Reichweite einer Wasserpistole? Die Sofahelden schlüpfen in Anzug und Krawatte und heften sich an die Fersen des wohl bekanntesten Glatzkopfes der Videospielgeschichte ...
Stilecht wie es sich für einen Auftragskiller gehört, versteckt sich seit Anfang Februar heimlich, still und leise die Hitman: HD Trilogy in den Regalen der Spieleläden. Square Enix springt auf den Zug der "Aus Alt mach Neu"-Mentalität auf und steckt mit Hitman 2: Silent Assassin, Hitman: Contracts und Hitman: Blood Money Teil zwei bis vier der beliebten Stealth-Action-Serie in einen überarbeiteten HD-Designeranzug. Auch die Hitman Sniper Challenge ist mit von der Partie, die Vorbestellern von Hitman: Absolution bereits bekannt sein dürfte. Die HD Trilogy ist also prall gefüllt, mehr als 40 Missionen warten darauf, mit x-beliebigen Herangehensweisen gelöst zu werden. Warum Square Enix jedoch auf eine Portierung des Ur-Hitman verzichtet hat, bleibt ein Rätsel. Sollen so etwa dunkle Regierungstaten verschleiert oder geheime Machenschaften der Agency vertuscht werden? Ist die Identität von offiziell nicht existenten Menschen in Gefahr, wenn die PC-Exklusivität aufgehoben wird? Oder...? *klick* (Anmerkung der Redaktion: Der kalte Lauf einer 9mm-Halbautomatik an der Schläfe unserer Redakteurin unterbricht an dieser Stelle deren wirre und absolut falsche Gedankengänge). Ob der Hitman noch zur Creme de la Creme der Auftragskiller zählt oder lediglich den Biss eines zahnlosen 90jährigen hat, wird GloansBunny erforschen, auch mit geladener Pistole an der Stirn. Abschiedsbrief, Wunschbegräbnis und Memoiren sind verfasst - es ist an der Zeit, die Hitman: HD Trilogy fein säuberlich zu sezieren.
Steuerung und Sound: Alte Schule, schwerer Stoff ... Wer Silent Assassin und Contracts einmal in der Originalversion gespielt hat, erinnert sich bestimmt an die zwar intuitive, aber sehr ungenaue und ruckelnde Steuerung. Kamerajustierung und Bewegungsvorgaben per Analogsticks funktionieren nur mit viel Nachdruck und sorgen gerade in den zahlreichen Stealth-Sequenzen für viel Frust. Agent 47 lässt sich subjektiv zwar gut außerhalb feindlicher Blicke postieren, doch ehe man sich versieht, findet man sich inmitten einer waschechten Massenschießerei wieder. Gut, dass zumindest auf die Schulter- und Aktionstasten in Krisensituationen Verlass ist. Angriffe, Deckungssuche, Nachladen und Waffenwechsel erfolgen selbst auf das hektischste Tastendrücken sofort. Die veraltete Steuerung ist für aktuelle Standards etwas gewöhnungsbedürftig, wurde aber in Blood Money präzise überarbeitet und an die Bedürfnisse der Spieler angepasst. Ab dem dritten Teil hat der glatzköpfige Assassine auch akrobatische Manöver wie springen und klettern im Repertoire. Einsteiger werden sich nur mühevoll mit dem eigenwilligen und starren Mordwerkzeug namens Steuerung anfreunden, aber nach etwas Eingewöhnung auch ihren Spaß haben.
Die akustische Inszenierung der HD Trilogy hingegen lässt keine Wünsche offen. Orchestrale Stücke, rockige Beats und glasklare Umgebungsgeräusche harmonieren perfekt miteinander und erzeugen den erstklassigen, typischen Hitman-Soundtrack. Waffensounds und Explosionen wirken genauso authentisch wie die Vertonung der Charaktere und tragen viel zur fesselnden Atmosphäre des Spiels bei. Die deutschen Synchronsprecher leisten gute Arbeit, wenngleich die englischen Dialoge noch einen Hauch emotionaler wirken.
Grafik und technische Umsetzung: Anzug mit Krawatte sucht Second-Hand-Liebhaber mit Gefühl ... Facelift und Botox setzen nicht nur in der realen Welt der Schönen und Reichen neue Trends, auch die Videospielbranche setzt auf verjüngende Maßnahmen. Blood Money erschien 2006 auf der XBox 360 bereits in Full-HD-Auflösung und musste somit nur minimales kosmetisches Feintuning über sich ergehen lassen. Gestochen scharfe Texturen, detaillierte Kulissen und realistische Animationen werden den modernen Grafikansprüchen auch heute noch gerecht. Manko: Um Blood Money spielen zu können, muss (wie beim Original von 2006) die XBox 360 via Composite-Kabel angeschlossen werden und im 60-Hz-Modus laufen. Wieso, weshalb, warum - darauf findet sich keine Antwort. Hier herrscht dringend Verbesserungsbedarf! Ein Patch, der dieses Problem plus nicht konstant gesicherter Zwischenspeicherungen beheben könnte, ist bisher leider noch nicht angekündigt. Besitzer der PS3-Version können in dieser Hinsicht nur mitleidig lächeln - Bugs solcher Art sucht man auf der japanischen Konsole vergeblich.
Silent Assassin und Contracts dagegen sind mittlerweile grafisch etwas in die Jahre gekommen. Zwar haben Teil zwei und drei der Erfolgsserie auch eine virtuelle Frischzellenkur erhalten, "komplett überarbeitet", wie auf dem Backcover beschrieben, ist allerdings äußerst optimistisch formuliert. Die Charakter- und Umgebungsmodelle sind im Vergleich zur Erstausgabe deutlich schärfer umrissen, insgesamt betrachtet sind die farbenfrohen Texturen aber für ein optisches Remake zu variantenarm und kantig. Auch Framerate-Einbrüche beim Schleichen und Grafikfehler wie in der Luft hängende Gegenstände oder Feinde wurden nicht behoben. Was bei der Hitman: HD Trilogy einen gewissen Old-School-Charme versprüht, wird bei modernen Spielen extrem angeprangert. Nostalgie schön und gut, ein wenig nachbessern hätte Square Enix schon dürfen. Positiv: Die Ladezeiten sind auch ohne Installation auf der Konsolenfestplatte sehr kurz, fast nahtlos wechselt Agent 47 in das nächste Level.
Gameplay und Umsetzung: Hunde, die bellen, beissen nicht... Oder etwa doch? Hitman ist in Punkto Spielspass Kult und wird es wohl auch noch lange bleiben. Mit der Hitman: HD Trilogy wartet ein ordentlich geschnürtes Spielepaket auf Stealth- und Actionfans. Über 40 Missionen mit insgesamt rund 30 bis 35 Stunden Spielzeit umfasst die Collection - das Preis-Leistungsverhältnis ist wirklich äußerst kundenfreundlich und gerade für die Spieler interessant, denen noch der ein oder andere Hitman-Teil im Regal fehlt.
Die Aufgabenstellungen der einzelnen Aufträge, die 47 von der sogenannten "Agentur" erhält, sind sich meist sehr ähnlich: Der Hitman beginnt abseits eines Areals, arbeitet sich bis zu einer oder mehreren Zielperson(en) vor und eliminiert diese. Was monoton und simpel klingt, entpuppt sich jedoch als extrem spannendes und abwechslungsreiches Katz-und-Maus-Spiel mit hohem Suchtfaktor, verursacht durch die unzähligen Lösungsansätze. Der Spieler hat stets mehrere Möglichkeiten, um an sein Ziel zu kommen. Dem Gärtner die Schaufel um die Ohren hauen, in einer Kiste verstauen, Anzug gegen Blaumann tauschen und unschuldig ins Gebäude spazieren? Möglich. Dort den Koch betäuben und das Essen vergiften oder lieber vor dem Büro des Opfers in Lauerstellung gehen, um es mit einer hübschen, kleinen Kugel zwischen die Augen zu verschönern? Beides vorstellbar. Oder doch lieber den erstbesten Wachmann ein kleines Liedchen auf der Klaviersaite, im wahrsten Sinne hautnah, erleben lassen, sein Maschinengewehr schnappen und sich den Weg bis zum Zielobjekt einfach freiballern? Wäre auch eine Methode, die allerdings nur selten zum Erfolg führt.
Die effizienteste und unterhaltsamste Vorgehensweise ist und bleibt einfach die klassische Assassinen-Heimlichtuerei. Laufwege der Feinde ausspionieren, unentdeckt von Versteck zu Versteck huschen und wenn nötig die Kontrahenten möglichst lautlos ausschalten. Dann noch taktisch die Leichen verstecken, um Aufsehen zu vermeiden, und munter voran Richtung Drogenboss, Sektenführer oder Überläufer - so sieht im Idealfall der Missionsverlauf aus. Doch Vorsicht ist geboten, denn die Gegner sind immer in der Überzahl und eröffnen bei Sichtkontakt sofort das Feuer. Also doch lieber im imaginären Tarnkappenanzug von Level zu Level hangeln? Bedingt. Denn zusätzlich zum eh schon anspruchsvollen Schwierigkeitsgrad machen vor allem stellenweise schlecht austariertes Balancing und schwankende KI dem Hitman das Leben schwer. Gerade in Silent Assassin und Contracts ist eine ordentliche Portion Sitzfleisch vonnöten, um jede Mission mit der perfekten "Silent Assassin"-Wertung abzuschließen. Oftmals wird 47 trotz idealem Versteck aus nicht nachvollziehbaren Gründen enttarnt, um nur wenig später ganz gemütlich einen Leichenberg vor der sonst so klugen Patrouille aufzuschichten. Solche KI-Fehler sind zwar nervig, im Gegensatz zu den massiven Framerate-Einbrüchen bei Contracts aber verschmerzbar. Letztere machen Schleichmanöver zur zeitfressenden Qual und nagen am sonst so konstanten Spielfluss. Das abwechslungsreiche, spannende Gameplay samt dichter Hitman-Atmosphäre in kreativen Kulissen ist trotz allem extrem unterhaltsam und garantiert ein spielerisches Festmahl für Stealth-Action-Fans.
Der Wiederspielwert ist dank unzähliger Lösungswege, Dutzenden Waffen und Gegenständen sowie einer kleinen, feinen Storyline sehr hoch. Über 40 Missionen, drei vollwertige Hitman-Teile plus die kurzweilige Sniper Challenge - Fanherz, was willst du mehr? Das erste Hitman-Abenteuer hat es nicht auf die Disc geschafft, was aber nicht allzu schlimm ist. Hitman: Contracts stellt nämlich zu einem gewissen Teil das Remake von Teil eins dar und enthält daraus einige Missionen.
Besitzer der Originalfassungen verpassen nur eine minimale Grafikverbesserung. All jene, die noch eine Lücke im Hitman-Regal haben, sollten allerdings nicht zögern und handeln wie Agent 47: zuschlagen. Durchdachtes Gameplay, tolle Missionen, Langzeitmotivation und spielerische Freiheit warten auf Stealth-Action-Fans! Das Fazit von: GloansBunny
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