The Walking Dead - Die komplette siebte Staffel
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BEWERTUNG |
17.11.2017 von LorD AvengerNach dem Staffelfinale von Season 6 mit einem Cliffhanger, gegen den John Snow im Schnee liegend ein schlechter Scherz ist, waren Fans wohl kaum je heißer auf eine Fortsetzung von The Walking Dead. Ist der neue Schurke genauso genial und cool wie auf den ersten Blick? Wem hat sein Baseballschläger Lucille das Sichtfeld zertrümmert? Wie kommen die Protagonisten aus dieser aussichtslosen Situation wieder heraus? Fast so viele Fragen wie am Ende von LOST blieben offen.
Nachdem der Cliffhanger zu Beginn der ersten Folge gleich aufgelöst wird und den Zuschauer erst einmal gehörig schockt, sofern er das Wunderwerk vollbracht hat und zuvor nicht gespoilert wurde, drückt die siebte Staffel aber mit aller Kraft auf die Vollbremse. In der zweiten und dritten Folge kriegt man Protagonist Rick gar nicht zu Gesicht und auch in den Folgen danach macht die Geschichte eher Rück- als Fortschritte, weil immer mehr neue Figuren dazu kommen, die nur mäßig interessant sind oder doch zumindest deutlich weniger interessant als die Hauptgeschichte der traumatisierten Hauptfiguren. Und genau das ist der Punkt: Autoren und Regisseure wollten besonders herausstellen, wie niedergeschlagen und vor allem gebrochen die beinharten Überlebenden rundum Rick durch die jüngsten Todesfälle sind. Selbst der Mann, der vor nicht allzu langer Zeit Kehlen zerbissen hat, um zu überleben, hat seinen Kampfgeist verloren und unterwirft sich dem wahnsinnigen Diktator Negan. Zugegeben, der Gedanke kommt mit Nachdruck rüber, allerdings mit so viel Nachdruck, dass man schon fast selbst deprimiert ist - und viel schlimmer: gelangweilt. Fast bis zum Midseason Finale, also der Halbzeit der 16 Episoden, passiert so wenig, dass man selbst als treuer Fan seit sieben Staffeln überlegt, ob man nicht lieber abbricht und etwas anderes schaut. Ich habe die Folgen schon in anderthalbfacher Geschwindigkeit geguckt, aber die leeren Szenen und einschläfernden Dialoge waren mir dennoch zu lang und langsam.
Erst mit dem Bruch dieser Stimmung durch weitere Todesfälle nimmt die Staffel endlich Fahrt auf, etwas Action setzt ein, Pläne werden geschmiedet und der alte Überlebenswille keimt wieder auf, der The Walking Dead eigentlich ausmacht - neben großartig geschminkten und beklebten Zombies natürlich, die auch hier wieder alle Register ziehen. Die zweite Hälfte von Season 7 hat dann also wieder den alten Charakter der Serie und hier merkt man auch endlich, wofür die ganzen abschweifenden Nebenhandlungen zu Beginn notwendig waren, auch wenn man sie sicher alle in einer bis zwei Folgen hätte unterbringen können, anstatt in einer halben Staffel.
Die guten Elemente von Season 7, die den Unterhaltungswert wieder aus der Versenkung holen, sind wunderbar im Bonusmaterial während des Making Ofs zu sehen - diese 10-15 Minuten fassen sämtliche Szenen wunderbar zusammen, die in den über 700 Minuten Spielzeit sehenswert waren. Man sieht deutlich, dass es die aufwändigen Sequenzen mit viel Action und vielen Special Effects sind, die hier Spaß machen und das ist in einer Serie, die mehr von ihren Charakteren leben sollte, ziemlich traurig.
Sehr schade ist eben auch, dass einige Charaktere sich so stark wandeln. Die Katana schwingende Michonne zum Beispiel war einer der coolsten Apokalypsekämpfer seit sie vorgestellt wurde und jetzt, wo sie mit Rick zusammen ist, zeigt sie sich als verweichlichter Schatten ihrer selbst. Auch das andere Badass, Carol, stellt sich stur und zieht sich in ein Eigenheim zurück um auf der Couch zu liegen und Bücher zu lesen. Und Carl? Hört mir bloß auf mit Carl. Ich hatte schon damals in Staffel 2 gehofft, dass die Kugel ihn dahinraffen würde, aber jetzt, wo er sogar Kopfschüsse überlebt, verliere ich langsam die Hoffnung, ihn je loszuwerden.
Noch schlimmer ist aber Negan, der sich nicht als so großartiger Antagonist herausstellt, wie man gehofft hätte. Jeffrey Dean Morgan (John Winchester in Supernatural) spielt den wahnsinnigen Lederjackenträger absolut hervorragend, aber leider ist sein Charakter an sich doch ziemlich eindimensional bisher - ein brutaler Diktator, der seine Gegner lieber bricht als tötet. Das war's. Hier verlässt man sich ein wenig zu sehr auf Darsteller und Look - der Governor hatte damals eine deutlich bessere Figur gemacht.
Episodenguide Staffel 7:
Cover & Bilder © www.sofahelden.de Das Fazit von: LorD Avenger
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