Victoria
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BEWERTUNG |
19.11.2015 von MarSLangweilig, uninspiriert, einfallslos - die Zeiten als diese und andere Worte im Zusammenhang mit dem deutschen Kino benutzt wurden sind längst vorbei, denn in jüngerer Vergangenheit bewiesen Filme wie z.B. Who am I, oder auch Fack ju Göhte eindrucksvoll, dass der deutsche Film gerade eine Hochzeit erlebt. Absolut außergewöhnliche Wege geht nun das Thrillerdrama Victoria, mit welchem wir uns in der folgenden Kritik beschäftigen und Euch sagen, ob sich die Mühe des Regisseurs gelohnt hat...
Eigentlich wollte die Spanierin Victoria (Laia Costa) gerade nach Hause gehen, also sie vor einem Club in Berlin die vier Jungs Sonne (Frederick Lau), Boxer (Franz Rogowski), Blinker (Burak Yigit) und Fuß (Max Mauff) kennen lernt. Gerade Sonne ist Victoria durch seine direkte Art sofort sympathisch und so macht sie sich mit der chaotischen Truppe auf den Weg durch die Berliner Nacht. Die ausgelassene Party findet jedoch ein jähes Ende, als ein ehemaliger Gefängniskollege von Boxer einen fälligen Gefallen einfordert und Victoria als Fahrerin für den alkoholisierten Fuß einspringt...
Manche Filmprojekte sind so ambitioniert und außergewöhnlich, dass sie bereits im Vorfeld für Furore sorgen. So geschehen beim vorliegenden Thrillerdrama Victoria, das inzwischen mit nationalen Preisen geradezu überschüttet wurde. Und wie sich beim Betrachten herausgestellt hat auch völlig zu Recht. Die Grundlage für den Film waren ein lediglich zwölf Seiten umfassendes Drehbuch, ein ehrgeiziger Regisseur und eine absolut motivierte Crew vor und hinter der Kamera. Was daraus entstand ist ein filmisches Gesamtkunstwerk, welches in der heutigen Filmlandschaft seinesgleichen sucht, und das nicht nur weil der Film aus einer einzigen, 140-minütigen Kamerafahrt ohne jegliche Schnitte besteht und dadurch ein Großteil des Geschehens von den Darstellern improvisiert wurde.
Obwohl bei Victoria nichts geschnitten oder im Nachhinein verändert wurde, glänzt die Inszenierung in allen Gesichtspunkten. Die Darsteller agieren glaubwürdig und realistisch, die Kamera liefert teilweise unglaublich intensive Bilder (nicht ohne Grund wurde der Kameramann Sturla Brandt Grovlen für seine Arbeit mit dem Silbernen Bären für herausragende künstlerische Leistungen geehrt) und der hervorragende Soundtrack unterstützt die Atmosphäre in jeglicher Situation. Gerade diese Atmosphäre verleiht dem Film eine fesselnde Dynamik, lässt den Zuschauer ins Geschehen eintauchen und mit den Charakteren zusammen die Nacht in Berlin durchleben und mit ihnen fühlen. Aber auch die Dynamik in der Inszenierung selbst ist hervorragend. Der Film hat schnelle, unübersichtliche Szenen genauso wie langgezogene, ruhige Momente und auf diese Weise passt sich die Geschwindigkeit des Films immer wieder an das gezeigte Geschehen an. Hier liegen Freude, Liebe, Melancholie, Hoffnungslosigkeit und Trauer so nahe beieinander, dass man unweigerlich in den Sog der sich überschlagenden Emotionen gezogen und nicht mehr los gelassen wird. Die 140 Minuten vergehen auf diese Weise wie im Flug und hinterlassen noch lange nach dem Abspann ihre packende Wirkung.
Das Bild der Blu-ray ist in Schärfe und Detailreichtum schwankend, entwickelt aber gerade dadurch einen noch stärkeren Realismus und das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Unterstützt wird dieses Gefühl zusätzlich von der teilweise stark schwankenden Kamera und der wechselhaften, situationsbedingten Farbgebung. Die Tonqualität ist hervorragend und liefert eine tolle Dynamik sowie stets verständliche Dialoge. Auch die Surround-Kanäle werden durchwegs differenziert und gezielt eingesetzt und der Bass darf wo benötigt kräftig mitarbeiten. Cover & Bilder © Universum Film GmbH Das Fazit von: MarS
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