Alles auf Anfang
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BEWERTUNG |
04.06.2017 von MarS
Der bayerische Filmemacher Daniel Alvarenga hat es geschafft, denn sein ehrgeiziges Projekt, als Erstlingswerk eine Kurzfilm-Trilogie mit dem eingängigen Titel Geister zu erschaffen, findet dank erfolgreicher Crowdfunding-Kampagne für das dritte Werk Alles auf Anfang seinen Abschluss. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Sofahelden nach Kapitel 1 - Trauer (Und alles hat den Tod) sowie Kapitel 2 - Wut (Affekt) auch das abschließende dritte Kapitel - Verzweiflung exklusiv bereits jetzt für Euch in Augenschein nehmen konnten...
Lara Winter erwacht völlig benommen, gefesselt an ein Krankenhausbett. Ihre Erinnerungen sind verschwommen, das letzte an das sie sich noch entsinnen kann ist der Mord an ihrem Freund, mit dem sie kurz zuvor einen Streit hatte. Lara befindet sich in einer psychiatrischen Anstalt, wo die zuständige Ärztin Dr. Katharina Schubert mit allen Mitteln versucht sie davon zu überzeugen, dass es sich bei diesem Mord um reine Einbildung handelt und ihr Freund sich in Wahrheit bester Gesundheit erfreut. Doch woher kommen dann all diese Visionen aus der Vergangenheit? Für Lara wird es immer schwerer, zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden...
Beinahe wie in Charles Dickens´ Weihnachtsgeschichte werden die Figuren der Geister-Trilogie unbarmherzig mit ihrer Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart sowie den damit einhergehenden emotionalen Konflikten konfrontiert, und Filmemacher Daniel Avarenga schafft es dabei immer wieder, seine Eigenständigkeit sowie Mut zu offenen Fragen unter Beweis zu stellen und damit den Zuschauer zu eigenen Interpretationen zu animieren. Stets geht es auf die ein oder andere Art um Verlust, und dieser zieht nun einmal immer auch Trauer, Wut und Verzweiflung nach sich. Hier sind es eben keine "echten" Geister, welche die Charaktere heimsuchen, sondern die emotionalen Schatten, welche in jedem von uns zuhause sind und unsere Emotionen, aber auch unsere Handlungen lenken.
In Alles auf Anfang bekommt es die Hauptfigur diesmal mit der eigenen Psyche zu tun, die ihr ein ums andere Mal einen Streich zu spielen scheint, und diese Ungewissheit überträgt sich ebenfalls auf den Zuschauer. Was ist Einbildung, was ist Realität, diese Frage zieht sich durch die Ereignisse, während die Inszenierung dabei durch die sterile, eingeschränkte und beengte Umgebung eine äußerst angespannte Atmosphäre erschafft. Lediglich die eingestreuten Rückblenden fallen hier aus dem Rahmen, dienen aber immer wieder lediglich dazu, den Betrachter genauso wie die Hauptfigur selbst auf falsche Fährten zu locken und neue Spuren zu legen, die sich im Anschluss wieder als unwahr herausstellen. Letztendlich ist der finale Twist zwar für Genre-Kenner auf Grund einer Schlüsselszene im Mittelteil vorhersehbar, doch diese Tatsache schmälert keineswegs die stimmungsvolle Erzählung sowie die vorhandene Spannung. Interessanterweise gelingt es Alles auf Anfang sogar, das eigentlich verbrauchte und angestaubte Setting einer Nervenheilanstalt ins rechte Licht zu rücken und damit als perfekte Location für die Ereignisse zu nutzen, was neben der minimalistischen Darstellung aber auch an der hervorragenden Leistung der Darsteller liegt, die hier allesamt auf sehr hohem Niveau agieren. Sehr gelungen ist übrigens auch die Verbindung zwischen den einzelnen Kapiteln der Geister-Trilogie, welche zwar dezent, aber absolut rund und stimmig ausgefallen ist und weiterhin einigen Spielraum für eigene Interpretationen lässt.
Bild und Ton bleiben auf Grund des vorliegenden Streams ohne Bewertung. Cover & Bilder © Alvarenga Productions Das Fazit von: MarS
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