Das China Syndrom
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BEWERTUNG |
12.07.2013 von BenjiIn Deutschland wird die Atomkraft seit Jahrzenten teils sehr energisch diskutiert. Schaut man ins Ausland, dann scheint dort der Elan etwas weniger stark zu sein. Dass allerdings in den USA die Gefahren der Atomkraft nicht erst seit Fukushima bekannt sind, zeigt ein interessanter Film aus den 70ern. In Das China-Syndrom wird ein Reportage-Team zufällig Zeuge eines dramatischen Zwischenfalls in einem Atomkraftwerk. Der Film zeigt einen potentiellen Gefahrenfall, der nur einige Jahre nach seinem Kinostart düstere Realität werden sollte …
Die Reporterin Kimberly Wells (Jane Fonda) ist im Lokalfernsehen eine bekannte Größe. Leider allerdings nicht aufgrund ihrer reißerischen Reportagen, sondern eher wegen ihrer seichten Nachbarschaftsberichte. Das alles sollte sich ändern, als Kimberly für eine Serie über die Energieerzeugung das nahe angesiedelte Atomkraftwerk besucht. Zusammen mit ihrem engen Kollegen, dem Kameramann Richard Adams (Michael Douglas), wird sie Zeugin eines ernsten Zwischenfalls. Sie stehen auf der Besucheranhöhe über dem Kontrollraum, als ein leichtes Beben das Gebiet erschüttert und die Mitarbeiter unter ihnen plötzlich in Panik ausbrechen.
Was ist passiert? Aufgrund eines scheinbaren Wassereinbruchs im Reaktorkern öffneten die Kontrolleure einige Schleusen, um den Wasserstand wieder zu senken. Erst einige Minuten später bemerkten sie, dass die Anzeige nur geklemmt hatte. In Wirklichkeit lag der Kern nahezu trocken und es drohte eine Kernschmelze – im Fachjargon auch „China Syndrome“ genannt, da der Kern sich in den Boden in Richtung China durchfrisst. Nur knapp kann der GAU verhindert werden.
Kimberly und Richard merken relativ schnell, dass sich etwas Bedrohliches vor ihren Augen abgespielt hat. Sie versuchen ihr heimlich aufgenommenes Bildmaterial in eine Topstory umzumünzen, doch die Senderchefs rufen die Beiden zurück, ehe sie aktiv werden können. Es entspinnt sich ein gefährliches Spiel um die Wahrheit, während im Hintergrund die AKW-Betreiber um die Lizenz eines neuen Kraftwerks bangen.
Keine zwei Wochen nach dem Kinostart in den USA ereignete sich dort im Kernkraftwerk „Thee Mile Island“ ein nahezu identischer Zwischenfall. Im Zusammenhang mit dem Film feuerte dieser Vorfall den Diskurs über die Gefahren der Atomkraft in den USA an. Das China-Syndrom ist also durchaus als politischer Film ganz im Sinne des aktuellen Zeitgeistes zu sehen und alleine schon deshalb für Film-Interessierte unbegrenzt zu empfehlen.
Der Vorfall selber spielt in der Geschichte nur eine Art Nebenrolle. Im Vordergrund steht der Kampf der Reporter um die Wahrheit, doch genau hier distanziert sich der Film zugunsten der Dramatik von der sonst recht glaubwürdigen Inszenierung. Die AKW-Betreiber werden zu seelen- und gewissenlosen Geschäftsleuten. Das mag in die Vorstellung vieler Atomkraftgegner passen, aber den Film auf der anderen Seite für eine unbelastete Diskussionsgrundlage disqualifizieren. Die Wirklichkeit ist eben keine Mischung aus reiner Habgier und edlem Heldentum.
Wer sich im Rahmen der andauernden Debatten über Atomkraft diesen Film ansehen will, dem sei jetzt die Neuauflage auf Blu-Ray ans Herz gelegt. Die Bildqualität ist hier durch die Überarbeitung auf einem sehr guten Niveau. Dabei kann man dem Film natürlich sein Alter ansehen. Dennoch ist das Bild sehr klar und so gut wie ohne Rauschen. Alles in allem kann man sich einen Neurelease wie hier nur häufiger wünschen. Cover & Bilder © 1979 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved. Das Fazit von: Benji
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