Dirt Rally 2.0
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BEWERTUNG |
14.03.2019 von TorstenDirt Rally hat Codemasters Offroad-Rennserie mit einem alternativen Entwicklungsstrang erweitert. Die arcadeverliebten Hobby-Racer bekommen in der Dirt-Serie weiterhin neues Futter, wohingegen Simulationsenthusiasten hier mit Dirt Rally 2.0 Nachschub erhalten. Ob sich der Nachfolger noch weiter steigern konnte klären wir im anschließenden Test.
Back to the roots
Schon der erste Teil (Hier geht es zum Test) entschlackte den Präsentationsbombast und lieferte in den Menüs eine nüchterne Atmosphäre, die ihren Fokus auf die Piste legte. Dem Konzept konsequent folgend schmiss Codemasters nun auch noch den Hillclimb-Modus über Bord. Übrig blieben „lediglich“ noch Rally- und Rallycross-Events in sechs verschiedenen Ländern. Das klingt zunächst folgerichtig nach einem geringeren Spielumfang, ist mit insgesamt 72 zu absolvierenden Etappen aber mehr als genug Material, um Rally-Fans auf längere Zeit bei Laune zu halten. Vorausgesetzt sie besitzen eine Online-Verbindung, denn diese ist Voraussetzung zum Spielen des My Team-Karrieremodus. Einzig das freie Spiel mit frei wählbaren Events aber eben ohne konsequenten Spielfortschritt ist offline spielbar.
Auf und abseits der Piste
Anfänger starten wieder am besten in den 60er-Jahre-Klassikern mit Frontantrieb wie dem Renault Alpine A110. Mit diesem lässt sich das Handwerk ganz vorzüglich erlernen, bevor man sich an die Allrad-Monster der Neuzeit wagt. Puristen, die eine Herausforderung suchen werden aber schon ab den 70er Jahren in den ersten Hecktrieblern ihren Meister finden. Denn hier entscheiden dank des noch etwas realistischeren Fahrmodells fortgeschrittene Fahrkünste, ob sich der Wagen noch auf oder bereits abseits der Piste bewegt. Das verbesserte Force Feedback malträtiert die Handgelenke nun auch noch etwas mehr, der Verlust des Bodenkontakts ist einen Tick besser zu erspüren. Natürlich lässt sich das Spiel auch wieder mit dem Gamepad spielen. Den letzten Kick bekommen Offroader aber erst mit standesgemäßer Hardware. Im Test kam ein Thrustmaster T300RS mit manueller Kupplung und H-Nadelschaltung im Rennsitz zum Einsatz. Hier ist dann gerade mit manueller Schaltung jede Menge Arbeit zu leisten. Bereits nach einer gefahrenen Etappe braucht es eine kurze Pause, um sich von den Strapazen zu erholen. Mehrere Stunden der Fahrt fordern bei höheren Einstellungen beim Force Feedback auch schnell körperlichen Tribut.
Die unterschiedlichen Bodenbeläge fordern zudem nach unterschiedlichen Fahrweisen. Sie bieten ein ums andere Mal eine neue Herausforderung, da sich selbst bekannte Etappen bei unterschiedlichen Witterungen gänzlich anders fahren. Es braucht schon einiges an Übung, bis sich die ersten Kehrtwenden und Handbremsendrifts flüssig abspulen lassen. Schon, weil das anspruchsvollere Fahrmodell nun eher zum Untersteuern neigt und Fahrzeuge sich schwerer kontrolliert ausbrechen lassen. Das befriedigende Gefühl, dass sich im erfolgreichen Fall allerdings einstellt, ist schwer in Worte zu fassen. Bis ganze Etappen unfallfrei und zügig durchquert werden vergeht allerdings noch einiges an Zeit, denn eine Rückspielfunktion gibt es nicht. So bleibt der ein oder andere Kontakt mit den Begrenzungen am Wegesrand nicht aus, was sich je nach Schwierigkeitsgrad auch in den ersten Beulen, zersplitterten Windschutzscheiben und technischen Mängeln des Fahrzeugs äußert. Diese Schäden wirken sich auch auf das Fahrverhalten des Wagens aus und müssen daher in einer festgelegten Zeit zwischen den Etappen repariert werden. Hier darf wieder der Fokus auf bevorzugte Bereiche der Reparatur gelegt oder aber der Empfehlung der Boxencrew gefolgt werden. Denn gerade am Anfang reicht die Zeit oft nicht aus, um das Auto vollständig zu reparieren. Nach einigen Etappen darf das Auto dann auch getunt oder die Boxencrew erweitert werden. Während ersteres nach einiger investierter Zeit durchaus Früchte tragen kann und durchaus Sinn macht, wirkt das Crew-Management zu sehr aufgesetzt. Zumal schon nach kurzer Zeit genügend Kapazitäten frei sind, um sich für das jeweils beste Mitglied zu entscheiden. Abwägungen oder gar taktische Entscheidungen werden hier eher selten gefällt. Motivierender bleibt da der Erwerb neuer Fahrzeuge, was nun auch etwas schneller vonstattengeht als noch im Vorgänger.
Licht und Schatten
Optisch hat Dirt Rally 2.0 noch einiges hinzugelegt, gerade bei den Außenansichten. Verbesserte Licht- und Schatteneffekte zaubern ein Plus an Atmosphäre in die detaillierten Landschaften. Die verschiedenen Witterungen bringen nicht nur fahrerische Abwechslung, auch optisch verleihen sie den Streckenabschnitten ein neues Gesicht. Neu hinzugekommen ist die Tatsache, dass sich die Streckenabschnitte gewissermaßen abnutzen. Am Ende eines Zeitrennens schlittern nachfolgende Fahrzeuge durch tiefere Spurrillen und abgestoßene Fahrbahnkanten bringen Fahrzeuge schneller in den Graben. Die Fahrzeugmodelle sind durchaus gelungen, bieten aber weder die Dreidimensionalität noch die Detailtiefe vergleichbarer Rennspiele. Dafür ist der Sound hervorragend. Die Motorengeräusche sind authentisch, das Knattern des Auspuffs und dass Schnarren der Karosserie beim Aufschlagen auf Fahrbahnunebenheiten verzücken ein ums andere Mal das Spielerohr. Nervig wirkt auf Dauer allerdings die weibliche Beifahrerin. Die männliche, englische Stimme wirkt um einiges souveräner als die deutsche Dame, seinen Anweisungen lässt sich auch einfacher folgen.
Das Spiel wurde auf der Playstation 4 Pro getestet. Etwaige Unterschiede zu anderen Systemen wurden nicht berücksichtigt. Cover & Bilder © tbd Das Fazit von: Torsten
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