Moby Dick (1956)
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BEWERTUNG |
22.08.2021 von MarSHerman Melvilles Roman Moby-Dick aus dem Jahr 1851 wurde in der Vergangenheit bereits viele Male verfilmt, doch keine Adaption hinterließ derart bleibenden Eindruck wie John Hustons Werk aus dem Jahr 1956 mit Gregory Peck. Diese erscheint nun dank Capelight Pictures erstmals auf Blu-ray in einer 3-Disc Limited Collector´s Edition im Mediabook...
Inhalt
New England, 1841. Der junge Ismael (Richard Basehart) beschließt, als Matrose auf einem Walfänger anzuheuern. Das Schicksal führt ihn, ebenso wie den polynesischen Harpunier Queequeg (Friedrich von Ledebur), auf die "Pequod", um deren Kapitän Ahab (Gregory Peck) sich zahlreiche Mythen ranken. Zunächst scheint die Reise wie jede andere zu verlaufen, auch wenn Ahab das Kommando dem ersten Offizier Starbuck (Leo Genn) überlässt und nur des Nachts einsam seine Runden auf Deck dreht. Als jedoch der erste Wal gefangen wird, bekommt die Besatzung nicht nur das erste Mal ihren Kapitän zu Gesicht, sondern erfährt auch den eigentlichen Grund der Fahrt. Ahab, der den Kieferknochen eines Pottwals anstatt seines linken Beines trägt, ist auf der Suche nach dem legendären Wal Moby Dick, um an ihm Rache zu üben. Die Jagd führt die "Pequod" durch alle Weltmeere, und als Ahab schließlich sogar einen Fang zurücklässt, um Moby Dick weiter zu verfolgen, macht sich erstmals Unmut auf dem Schiff breit. Doch Ahab ist besessen von seiner Rache, und bereit, jeden Preis für den Tod Moby Dicks zu zahlen...
65 Jahre sind inzwischen vergangen, seit John Hustons Moby Dick veröffentlicht wurde. Ohne Zweifel ist es Huston jedoch gelungen, ein zeitloses Meisterwerk zu schaffen, das selbst in der heutigen Zeit noch absolut faszinierend ist und dank der hervorragenden Erzählstruktur sowie der dichten, packenden Inszenierung selbst nach all diesen Jahren noch perfekte Unterhaltung bietet. Dabei war die Entstehungsgeschichte alles andere als einfach, nicht nur da Melvilles Roman in seiner komplexen Gesamtheit als nicht verfilmbar galt, und selbst der erhoffte Erfolg an den Kinokassen blieb seinerzeit aus. Schuld war unter anderem die Besetzung von Gregory Peck als Kapitän Ahab, der damals weder vom Publikum, noch von den Kritikern, für eine solche Rolle als geeignet angesehen wurde. Heute kann man allerdings ohne Zweifel sagen: Neben der ganz besonderen Atmosphäre sowie der einzigartigen Farbgestaltung des Films ist es eben gerade Peck, der einem unweigerlich im Gedächtnis bleibt. Umso bemerkenswerter ist Pecks schauspielerische Leistung in Anbetracht dessen, dass er selbst der Verfilmung Moby Dicks stets kritisch gegenüberstand und eigentlich nie an einen Erfolg des Films geglaubt hatte. Letztendlich können alle Zweifel, Kontroversen und Probleme im Umfeld des Films nicht darüber hinwegtäuschen, dass Moby Dick in der von John Huston geschaffenen Form eine Faszination ausstrahlt, die bis heute nichts von ihrer Intensität verloren hat, und deren Stellenwert in der Geschichte des Films nicht geleugnet werden kann. Zudem ist es ohne jeglichen Zweifel eine wahre Wohltat, in unserer schnelllebigen und auf möglichst beeindruckende Effekthascherei ausgelegten Filmlandschaft zu sehen, dass es tatsächlich einmal eine Epoche gab, in der Filmemacher noch dazu in der Lage waren, wirklich fesselnde Geschichten zu erzählen, denen selbst die Zeit nichts anhaben kann...
Details der Blu-ray
Für die Blu-ray wurde das Bild aufwändig restauriert. Dabei muss man sich jedoch im Klaren darüber sein, dass diese Restaurierung hauptsächlich die spezielle Farbpalette Moby Dicks betrifft, das originale Filmmaterial jedoch sein Alter keineswegs verbergen kann. Das Ergebnis ist ein durchaus ansprechender Look, welcher der stilistischen Gestaltung John Hustons zwar gerecht wird, die verwöhnten Augen moderner Produktionen aber durch eine starke Körnung, kräftiges Rauschen sowie zahlreiche Verunreinigungen durchaus vor eine Herausforderung stellt. Fans von Klassikern können sich allerdings daran erfreuen, dass Moby Dick nie besser aussah, und man zwar kein echtes HD-Feeling geliefert bekommt, dafür aber ein ausgewogenes, filmisches Erlebnis, das den Charme, aber auch die handwerkliche Qualität, des weit über 60 Jahre alten Films harmonisch in Szene zu setzen weiß. Zudem wurde durch diese Art der Restaurierung aber auch der ursprüngliche Stil erhalten, bei dem absichtlich mit entsättigten Farben und grobkörnigem Bild gearbeitet wurde, um damit an Kupferradierungen und Walfangdrucke aus dem 19. Jahrhundert zu erinnern. Die Tonspur liegt in Konsequenz des Ausgangsmaterials lediglich in einer PCM 2.0 Mono-Abmischung vor. Dementsprechend ist die Signalausgabe auf den vorderen Boxenbereich begrenzt und kann weder Dynamik noch Räumlichkeit erzeugen. Dennoch ist die Ausgabe von Dialogen, Effekten und Score ausgewogen und im Verhältnis gut ausbalanciert, wobei die Stimmwiedergabe hin und wieder etwas dumpf und studiohaft wirkt. Für den Filmgenuss ist der Ton absolut ausreichend, und in Anbetracht des Filmalters auch gänzlich zufriedenstellend.
Details des Mediabooks
Das Design des Mediabooks versprüht wundervollen Retro-Charme und zeigt sowohl auf dem Front- als auch dem Backcover ein klassisches Filmplakat des Films. Das gesamte Mediabook ist dabei mit einer markanten, griffigen Struktur versehen (siehe Galeriebild 3) und wie für Capelight üblich sehr stabil. Ebenfalls bereits etabliert ist das lose aufgelegte Begleitblatt auf der Rückseite mit den Inhaltsangaben und Details der Edition. Der vordere Innendruck liegt hinter den beiden Film-Discs und orientiert sich am äußeren Backcover, der hintere Innendruck - hinter der Bonus-Blu-ray - zeigt eines der bekanntesten Szenenmotive des Films mit Gregory Peck und dem Weißen Wal. Das 24-seitige Booklet ist passenderweise in Sepiatönen gehalten und bietet neben zahlreichen Illustrationen und Szenenbildern einen sehr interessanten Einblick in das gesamte Projekt um Moby Dick. Empfehlenswert ist zudem auch die 90-minütige Dokumentation "Mythos Wal", enthalten auf der Bonus-Blu-ray, welche die Beziehung zwischen Mensch und Wal im Laufe der Jahrhunderte beleuchtet. Cover & Bilder © capelight pictures OHG / Produktfotos: www.sofahelden.de Das Fazit von: MarS
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