Raw 3 - Die Offenbarung der Grete Müller
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BEWERTUNG |
07.05.2015 von ZahnfeeKaum sagt man als Redakteur man könne ein bestimmtes Filmgenre nicht leiden, bekommt man plötzlich ein Dauerabo auf genau dieses. Auf der Schlachtplatte, pardon, dem heutigen Menüplan steht Raw 3 von Jungregisseur Marcel Walz. Eingefleischte Fans kennen sicher die ersten beiden Teile und sein revolutionäres Werk La Petite Mort 2. Ob sich Raw 3 als würdiger Abschluss der Grete Müller-Trilogie erweist? Schauen wir doch einmal in unsere Kristallkugel …
Linda (Nina Fischer) kann sich einfach nicht damit abfinden, dass ihre Schwester Ivana (Ivana Konovic) spurlos verschwunden ist und es die Polizei nicht schafft, auch nur den kleinsten Anhaltspunkt über ihren Verbleib zu finden. Zusammen mit ihrem Freund (Christian Stock) macht sie sich ein weiteres Mal auf die Suche im verfluchten Wald. Ausgerüstet mit Kameras, ausreichender Batteriekraft und festem Willen bleiben die beiden bis in die Nacht im Wald, um nach Spuren zu suchen. Als sie den Eingang zum Bunker unter der Weizenfabrik finden, spielt der Teufel mit ihnen Katz und Maus, und sie erleben einen Fleisch gewordenen Albtraum …
Raw 3 ist ein intensives Erlebnis der Extraklasse. Selbst wenn man - wie ich - die ersten beiden Teile der Trilogie nicht kennt, hilft einem der Rückblick zu Beginn des Films den Weg in die Handlung zu finden. Während der Film noch relativ unbeschwert startet und die beiden Protagonisten in das verfluchte Waldstück begleitet, stellt sich schon bei der einsetzenden Dämmerung diese herrliche Klaustrophobie ein, die man selbst in den Nachtszenen unter freiem Himmel bis ins Mark spüren kann. Atmosphärisch dicht und mit wummernden Bässen hämmert sich die Spannung bis in die kleinste Nervenfaser, und man verspürt das fast permanente Bedürfnis, dem Bildschirm ein “Mach das nicht, das ist eine scheiss Idee!” entgegen zu brüllen.
Atmosphärisch dicht und spannend lässt Raw 3 keine Zeit für Langeweile. Wie gebannt starrt man auf das Geschehen und versucht, alles in sich aufzusaugen und kleinste Bewegungen im Hintergrund zu erkennen, die drohendes Unheil ankündigen. Panik steigt unwillkürlich auf, wenn Linda atemlos durch die Gänge hetzt und verzweifelt einen Ausweg sucht, das Herz rast, wenn die Schockmomente zuschlagen. Die Handkameraführung, die verwackelten, verzerrten Bilder sind hier die Quintessenz des Films, ohne die die Pulsbeschleunigung nicht funktionieren würde - auch wenn man als Zuschauer zwischendurch das Gefühl hat, man würde gleich seekrank werden.
Regisseur Marcel Walz hat uns für die Rezension einen ungeschnittenen Presse-Screener per Stream zur Verfügung gestellt. Bedauerlicherweise leidet der Ton dank des Streamingportals ein wenig, womit die Bässe und Hintergrundgeräusche zu laut und die Dialoge stellenweise zu leise sind. Da Raw 3 aber ab 7. Mai im Handel erhältlich sein wird, ist dieser Kritikpunkt vermutlich spätestens mit dem Release gegenstandslos.
Rein technisch hat das Team um Marcel Walz einfach alles richtig gemacht und man merkt, dass jeder am Set sein Handwerk versteht. Die Darsteller sind allesamt überzeugend - allen voran Witaliy Kühne, der rein äußerlich an Gary Oldman in jungen Jahren erinnert und seine Rolle großartig spielt. Kai E. Bogatzki zeigt einmal mehr, dass er ein Meister am Schneidetisch ist. Nachdem er mich schon bei der ersten Staffel von Nature komplett überzeugt hatte muss ich sagen, dass mir seine Schnitte in Raw 3 sogar noch um einiges besser gefallen, und ziehe hiermit meinen Hut vor ihm. Die musikalische Untermalung passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge und komplettiert Raw 3 zu einem harmonischen Gesamtwerk, das den Adrenalinpegel in die Höhe treibt. Das einzige Haar in der Suppe ist das für meinen Geschmack zu flüssige Kunstblut, das ein wenig die Illusion trübt. Halte ich jedoch die geniale Bohrmaschinen-Szene dagegen, sowie die Tatsache, dass mir Waldspaziergänge erst einmal für eine ganze Weile vergangen sind, kann diese Kritik getrost als Jammern auf hohem Niveau abgetan werden. Cover & Bilder © Tiberius Film Das Fazit von: Zahnfee
Das Fazit von: Panikmike
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