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Batman: Arkham Origins

Publisher: Warner Bros.
Entwicklerstudio: Warner Brothers Games
Genre: Action
Sub-Genre: Stealth-Action
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 25.10.2013
USK 16

Batman: Arkham Origins   03.01.2014 von GloansBunny

Ein schwarzer Spandex-Anzug, eine Gesichtsmaske mit Fledermausohren und eine dunkle, maskuline Stimme ... Wer jetzt an nichts anderes als Batman denkt, liegt goldrichtig. Mit Batman: Arkham Origins geht die Flattermann-Spielserie in die nächste Runde. Ist das Spiel cool wie Mr. Freeze oder kratzbürstig wie Catwoman? GloansBunny schwingt sich ins DC-Universum ...

 

Jede Geschichte hat irgendwo ihren Anfang. Es gibt schöne Geschichten mit Happy End, es gibt  schlechte Geschichten mit einem bösen Erwachen und es gibt Geschichten, die schlecht beginnen und sich unkontrolliert entwickeln. Letztere Geschichte ist die meine, denn als Kind musste ich hilflos zusehen, wie meine Eltern brutal ermordet wurden. An ihrem Grab fühlte ich Wut, Trauer und eine unbeschreibliche Leere. Eine Leere, die mir einen Schwur entlockte, dessen Einhaltung durch Nichts und Niemanden gestoppt werden kann. Ich werde Gotham City, meine geliebte aber grausame Stadt, von Verbrechen und Gewalt befreien. Seit nunmehr zwei Jahren spiele ich die Rolle des Bruce Wayne nur noch für die Öffentlichkeit. Die Nacht ist mein Reich, mein Seelenheil, meine Erlösung – in ihr bekämpfe ich das personifizierte Verbrechen. Nur in der Dunkelheit kann ich sein, wer ich bin.

 

Ich kenne keine Furcht.

Ich kenne keinen Schmerz.

Ich kenne keine Gnade.

Ich bin Batman ...

 

Steuerung und Sound: Da brat' mir doch einer 'ne Fledermaus ... 

 

Die Warner Brothers aus Montreal zollen ihren Vorentwicklern Rocksteady Tribut und bleiben deren Steuerungskonzept treu. Gewohnt flüssig und präzise lässt sich der dunkle Ritter sowohl zu Lande als auch in der Luft an die gewünschte Stelle dirigieren. Nur selten scheitert die Fledermaus an zu hohen Hindernissen, die aber weniger der Steuerung als dem Leveldesign zuzuschreiben sind. Die dynamischen Kämpfe gestalten sich wieder wie in den Vorgängertiteln als herrlich agile und schlagkräftige Tritt-, Schlag-, Kombo- und Gadgetkombination mit gelegentlich frustrierender Kameraführung. Auch Spezialfertigkeiten, Detektivmodus und Interaktionsmöglichkeiten findet man auf dem durchdachten Controllerlayout wieder und mit ihnen den Spaß an Actiongames. Das ist eine reife Leistung WB Games Montreal – never touch a running system!

 

Das heimliche Herzstück der Batman-Spiele ist und bleibt die Soundkulisse. Neben treibenden Rocktiteln und wummernden Bässen überzeugt der orchestrale Soundtrack von Batman: Arkham Origins vor allem auch mit den ruhigeren, melancholischen Stücken. Die ausgezeichneten, motivierten Synchronsprecher schaffen eine enorm mitreißende und authentische Atmosphäre und werden durch die präzise gesetzten, glasklaren Soundeffekte gekonnt in Szene gesetzt. Gerade Mark Hamill, der den Joker im englischen Originalton spricht, und David Nathan, der dem deutschen Batman seine Stimme leiht, stechen enorm positiv hervor. Akustisch cineastischer ist nur der filmische Bruder The Dark Knight Rises.

 

Grafik, Gameplay und Umfang: Das ist ein Superheld, ein prügelnder, investigativer Superheld ...


Die Ära der XBox 360 und der PlayStation 3 neigt sich dem Ende zu, doch dass die Konsolen noch nicht zum alten Eisen gehören, beweist Batman: Arkham Origins. Das düstere, karge Setting des Stadtteils Arkham glänzt mit architektonisch eindrucksvollen Kulissen und ist zudem etwa doppelt so groß wie die bespielbare Fläche von Batman: Arkham City. Grandiose Lichteffekte, tolle Weitsicht und bildschöne Animationen arbeiten Hand in Hand mit den detaillierten, aber etwas unscharfen Umgebungstexturen. Das Mimikspiel der Figuren ist gerade in den tollen Zwischensequenzen realistisch in Szene gesetzt, kann aber leider nur selten mit abgestimmter Lippensynchronität zur deutschen Sprachausgabe punkten. Optisch merkt man dem riesigen Open-World-Arkham kaum an, dass hier noch die veraltete Unreal 3-Engine die Fäden zieht. Der werte Herr Batman ist hübsch anzusehen!

 

Die Story von Batman: Arkham Origins ist das Prequel zu den Vorgängertiteln Batman: Arkham Asylum und Batman: Arkham City. Der Dunkle Ritter ist noch jung, ungestüm und wenig tolerant. In einer verhängnisvollen Weihnachtsnacht, Jahre vor den Ereignissen in Arkham Asylum, wandelt sich der unerfahrene Bruce Wayne vom Gesetzlosen zum Beschützer der Stadt. Drogenbaron Black Mask heuert daraufhin die acht gefährlichsten Verbrecher an, die mit einem dicken Kopfgeld vor Augen von nun an Jagd auf Bats machen. Mit Hilfe von ergreifenden Dialogen, dramatischen Cutszenen und vielschichtiger Charakterbeleuchtung darf der Spieler tief in die einzelnen Persönlichkeiten eintauchen. Besonders viel storytechnisches Herzblut steckt in der Beziehung zwischen Batman und Butler Alfred. Die Entwicklung der beiden Figuren ist so spannend und authentisch, dass man fast vergessen könnte, dass es sich hier um ein Spiel handelt. Aber auch andere zwischenmenschliche Aspekte wie die von Batman zu Gordon oder etwa Joker sind wahnsinnig tiefgründig und der Zwiespalt der sie umgebenden Welt ziehen so eine dichte, authentische Atmosphäre nach sich, dass es schier unter die Haut geht.

 

Doch Batman wäre nicht Batman, wenn es nicht auch ein wenig Action neben den ganzen Gefühlsduseleien gäbe. Wobei "ein wenig" etwas untertrieben ist, denn wie auch seine Vorgänger lebt Arkham Origins von rasanten Kämpfen, halsbrecherischer Flugakrobatik und zahlreichen Rätseleinlagen. Gelegentliche Stealth-Passagen sorgen für kleinere Verschnaufpausen und verleihen mit für die Riesenfledermaus typischen Manövern wie das kopfüber vom Fenstersims baumelnde Aufhängen von Gegnern das typische Bats-Feeling.

 

Bildergalerie von Batman: Arkham Origins (14 Bilder)

Batman darf sich in riesigen Arkham frei bewegen. Wenn er nicht gerade in seiner als Basis dienenden Bat-Höhle hitzige Diskussionen mit Alfred führt oder an neuen Gadgets bastelt, gleitet der dunkle Ritter wieder geschmeidig und agil durch die (leider viel zu leblosen) Straßenschluchten oder hangelt sich mit Hilfe der Seilkanone von Dach zu Dach. Das Areal ist riesig und wird von deutlich höheren Gebäuden dominiert. Diese bieten zwar einerseits zahllose Ansatzpunkte für die hilfreichen Seile, andererseits dämpfen sie gelegentlich den Spielfluss. Nur allzu leicht verliert man durch die baulich eingeschränkte Rundumsicht die Orientierung oder bleibt mitten im Flug an zu hohen Simsen hängen. Dank freispielbarer Schnellreisepunkte entfallen aber endlich langwierige Fußmärsche und Flattereien. Ein Fortschritt, der für Entlastung der geschundenen Spielerdaumen sorgt.

 

Auch das weitere Gameplay baut auf Altbewährtem auf. Die Kämpfe gegen zumeist in Gruppen auftretende zwielichtige Gestalten, Verbrecher und Straßenräuber fühlen sich gewohnt flüssig und geschmeidig an und wurden in ihrer Schwierigkeit etwas knackiger gestaltet. Angriffs-, Konter- und Blockmanöver erfordern nun ein genaueres Timing und mehr taktisches Denken als noch in Batman: Arkham City. Die KI agiert intelligent und fordert neben dem Einsatz diverser Gadgets auch zeitgemäßes Feingefühl. Gerade die Bossfights gegen die acht Superschurken wie etwa Firefly, Deathstroke oder Bane sind extrem unterhaltsam und beweisen, wie gut das Kampfsystem noch immer funktioniert. Die Entwickler von Warner Bros. Games haben zudem ordentlich an der Schwierigkeitsschraube gedreht. Wo einfach einfach einfach ist und fast schon einer wilden Knöpfchendrück-Orgie ähnelt, entpuppen sich der mittlere und alle weiteren Schwierigkeitsgrade als beinharte Herausforderungen. Selbst eingefleischte Batman-Fans werden hier den einen oder anderen Frustmoment erleben und am liebsten den Controller in einem Stück verspeisen. Ohne Explosivgel, Batclaw und Co. kommt Batman nicht weit. Gegner durchschauen ein gleiches Vorgehen des Spielers sehr schnell, reagieren aktiv auf den Flattermann und zerstören etwaige Deckungs- und Versteckmöglichkeiten. Zudem erschweren die unübersichtliche Kamerasicht und das chaotische Durcheinander bei vielen Gegnern den erfolgreichen Kampf. Da helfen auch die neuen panzerbrechenden Schockhandschuhe, die Batman im Laufe seines rund 20 Stunden umfassenden Abenteuers ausrüsten darf, nur wenig.

 

Ebenso wie die Kämpfe bringen auch die zahlreichen kleinen, erzählerisch starken Nebenquests Erfahrungspunkte, die der dunkle Ritter wiederum in neue Gadgets investieren darf. Einfache Such- und Geschicklichkeitsaufgaben im Riddler-Datenpakete-Look ersetzen hierbei die prinzipiell ähnlichen Riddler-Umgebungsscan-Missionen der Vorgänger, womit leider ein gutes Maß an Adventurefeeling verloren geht. Die in der ganzen Spielwelt verteilten Nebenmissionen mit bekannten Charakteren bieten kaum etwas Neues, sorgen aber für viele Aha-Momente und storytechnischen Tiefgang. Lediglich die optionalen Mordfall-Quests bringen Erfrischung ins zwar unterhaltsame, aber doch irgendwie altbekannte Gameplay. Hier darf Batman Verbrechen rekonstruieren, indem er die Szenerie scannt und Geschehnisse wie in einer Filmszene vor- und zurückspulen kann, um Beweise zu sammeln und schlussendlich den Fall zu lösen.

 

Neben dem Storymodus befindet sich wieder der Herausforderungsmodus für alle Highscore-Jäger mit auf der Disk, bei dem zig Gegnerwellen auf diversen Maps verprügelt werden wollen. Zusatzmissionen mit spielbaren Charakteren wie etwa Catwoman entfallen kommentarlos und wurden durch einen brandneuen Multiplayer-Modus ersetzt. Diesem mangelt es allerdings an Umfang und Abwechslung. Acht Spieler treten in Teams auf lediglich vier Maps gegeneinander an. Hierbei bekämpfen sich zwei aus jeweils drei Gangstern bestehenden Teams gegenseitig mit Fäusten, Tritten und erstmals auch Feuerwaffen, während das dritte Team, gebildet von Batman und Robin, auf leisen Sohlen auf Verbrecherjagd gehen. Das Prinzip an sich ist durchaus kurzweilig, gerade wenn die Spieler immer wieder ihre Verbrecher gegen Superschurken wie Bane und Co. austauschen können. Doch nur mit weiteren Maps kann dieser einzige Multiplayermodus wohl langfristig an den Bildschirm fesseln. Kleines Trostpflaster: Erkämpfte Erfahrungspunkte dürfen wieder in Gadgets und Inventargegenstände investiert werden.

 

Batman: Arkham Origins ist genau das, was es mit seinem coolen Cover verspricht: ein reinrassiges, kurzweiliges Batman-Prequel. Trotz weniger Neuerungen macht das Spielprinzip mit seiner düsteren Aufmachung noch immer enorm viel Spaß und bietet zudem ganz viel Tiefgang in der Charakterentwicklung. Fans werden sich freuen und Genreliebhaber werden sich sofort im Arkham City der Warner Bros. Games wohlfühlen. 


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Lange haben wir auf ein neues Batman-Spiel gewartet und nun ist es endlich soweit: Batman: Arkham Origins rotiert fröhlich im Laufwerk vor sich hin. Aber ist es auch tatsächlich neu im Sinne von "anders"? ... Jein ... Grafisch und spielerisch bauen die Entwickler von WB Games auf alten Traditionen von Rocksteady. Free-Flow-Kämpfe par excellence mit etwas erhöhtem Schwierigkeitsgrad wechseln sich mit Stealth-Aktionen und Rätseleinlagen ab. Der Soundtrack samt Synchronisation ist schlichtweg phänomenal und die zahlreichen Charaktere und Gadgets aus dem Batman-Universum lassen Actionherzen höher schlagen. Kenner der Vorgänger werden sich trotz kleinerer Balancing- und Kamerafehler sofort heimisch und pudel- bzw. fledermauswohl fühlen. Neuerungen gibt es leider kaum. Lediglich ein paar Ausrüstungsgegenstände, eine praktische Schnellreisefunktion, veränderte Riddler-Rätsel und das filmartige, investigative Aufklären von Mordfällen wurden dem altbewährten (und noch immer extrem spaßigen) Gameplay hinzugefügt. Die Zusatzmissionen mit Catwoman und anderen Charakteren wurden kommentarlos gestrichen und durch einen brandneuen, potenziell unterhaltsamen Multiplayermodus ersetzt.

 

Klingt alles sehr bekannt, warum also kaufen? Ganz einfach: weil der Sound gigantisch, die Inszenierung gewaltig und der Tiefgang der Charaktere einfach überwältigend sind. Gerade die zwischenmenschliche Beziehung von Batman und Butler Alfred ist absolut authentisch und atmosphärisch unheimlich dicht. Und die cineastische Action "drum rum" versteht sich von selbst in diesem durchaus gelungenen Prequel der Arkham-Trilogie. Und mal ehrlich: Sind wir nicht alle ein bisschen Batman?


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Grafisch und atmosphärisch extrem hohes Niveau
  • Cineastischer Soundtrack, grandiose Synchronsprecher
  • Fesselnde Charakterentwicklung mit Story-Tiefgang
  • Flüssiges Gameplay, abwechslungsreiche Kämpfe, agile Steuerung
  • KI agiert realistisch und aktiv
  • Coole Inszenierung der Cutszenes und Bossfights
  • Zahlreiche Sammel- und Nebenaufgaben plus spannende Mordfälle
  • Riesige offene Welt rund doppelt so groß wie im Vorgänger
  • Endlich praktische Schnellreisefunktion integriert
  • Gelegentlich unscharfe Texturen und unübersichtliche Kulissen bzw. Kameraführung
  • Schwierigkeitsgrade unausgewogen: "einfach" ist zu einfach, "mittel" ist recht schwer
  • Riddlermissionen wesentlich verändert, Missionen mit anderen Charakteren entfallen komplett
  • Kaum spielerische und charakterliche Neuerungen
  • Multiplayermodus zu abwechslungsarm
  • Lippensynchronität leider alles andere als kinoreif





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