1987 kam Stirb langsam – ein Meilenstein der Kinogeschichte war geboren. Viele Klone sollten zukünftig besser oder schlechter versuchen, an dieses ganz spezielle spannende, actionlastige und explosive „Kammerspiel“ heranzukommen. Mit einer Abwandlung davon haben wir es hier zu tun…

Inhalt

Die Regis School ist eine Privatschule für Kinder wohlhabender Eltern. Hier landet nach drei Rauswürfen von anderen Schulen u. a. William „Billy“ Tepper (Sean Astin). Er denkt sich immer wieder neuen Blödsinn aus, um den Lehrer Dekan Parker (Louis Gossett Jr.) zu ärgern oder bloßzustellen. Eines Tages marschieren Terroristen unter der Führung von Luis Cali (Andrew Divoff) in die Schule, um dessen Vater freizupressen. Die Truppe ist hervorragend organisiert, hat fast alles bedacht und es sieht daher ziemlich aussichtslos aus. Doch Billy kann auch hier die Füße nicht stillhalten und macht den Terroristen das Leben schwer und versucht mit seinen Freunden, die gesamte Schülerschaft zu retten…

Boy Soldiers ist für mich immer wieder ein Knaller und einer der wenigen Ausnahmefilme der anfänglichen 90er. Seine Bewertungen liegen zwischen 6/10 und 7/10, was ich nie richtig nachvollziehen konnte, weil es mir einfach zu schlecht bewertet ist. Ja, der Film ist "nur" ein weiterer Verschnitt von Stirb langsam, aber das macht der so unglaublich gut, dass er für mich dem Original in nichts nachsteht. Für mich ist es einer der wenigen perfekten Actionthriller, die es überhaupt gibt. Die Geschichte der guten gegen die bösen Buben wurde schon oft erzählt, aber selten gleichzeitig so unterhaltsam, spannend, durchaus auch witzig und aus meiner Sicht extrem packend.

Inszenatorisch stimmt hier einfach alles. Schnell werden Sympathien zu den Schülern und Lehrern aufgebaut und festgelegt, sodass dem Mitfiebern nichts im Weg steht. Dadurch ist natürlich auch ordentlich Spannung vorprogrammiert, weil man die sympathischen Jungs natürlich nicht leiden sehen möchte. Auch die Action wurde für mich auf höchstem Niveau inszeniert. Tolle Kulissen, sehr schöne und gekonnte Kamerafahrten und bestens dosierte und toll inszenierte Ballereien schmücken das Thrillergrundgerüst hervorragend aus. Schön ist dabei, dass das Augenmerk wirklich auf Thriller liegt. Anfangs gehen noch einige Dinge nett in Szene gesetzt in die Luft, aber dann herrscht eigentlich nur noch Hochspannung. Die Filmmusik von Robert Folk trägt einen ordentlichen Teil zur Spannung und Einheit des Films bei und orientiert sich gefühlt an militärisch thematisierten Filmen. Sie klingt auch etwas patriotisch, aber zu dick aufgetragen wurde nicht.

Soweit zur Beurteilung des Films, aber wieso ist es für mich ein Ausnahmefilm?

Zur Zeit kurzer anderthalbstündiger, knackiger Actionfilme war der hier eher die Ausnahme mit fast 2h Laufzeit, der rundum runden Inszenierung und der doch recht hohen Härtegrades bei diversen Einschüssen trotz der jetzigen FSK16 (ursprünglich FSK18). Auch was Stereotypen angeht, geht der Film nicht nach Schema F vor. Der Film gesteht Luis Cali irgendwie nachvollziehbare Motive, ein Eingeständnis von Fehlern trotz seiner gnadenlosen Art zu. Es gibt fernab der Highschool-Klischees keinen Football-Proleten, auch keine nervigen, offenbar dummen oder gegen alle anderen schießenden Mitschüler und auch der Lehrer Parker hat Sympathien für den aufständigen Billy. Kurzum, hier werden keine stereotypen Abziehbilder entwickelt oder gefördert, sondern eine gewisse Figurentiefe erzeugt und DAS war damals absolut außer- und ungewöhnlich. Weiterhin ist löblich zu erwähnen, dass es zwar anfangs wenige Explosionen gibt, später aber keine mehr. Dieses Kippen von stumpfsinnig erscheinenden Actionkracher zu einem durchaus durchdachten Thriller war aus meiner Sicht mutig, weil damals natürlich viele mit endlosem Krachbumm bedient werden wollten, aber ist hier absolut gelungen.

Bildergalerie von Boy Soldiers (5 Bilder)

Details der Bluray

Lange, lange war der Film leider nur auf deutscher VHS oder englischer DVD erhältlich. Da freute es mich als Sammler natürlich, dass dieses Schätzchen irgendwann eine Ehrung im Mediabook erfuhr. Schnell war er vergriffen und manche Varianten wurden zeitweise zu horrenden Preisen gehandelt. Bild- und Tonqualität finde ich hier wirklich sehr gelungen. Die Stimmen der Protagonisten sind hervorragend klar zu verstehen. Musik und Krawall haben passende dumpfere Akzente, die den Kampf ein Stück weit ins Wohnzimmer bringen. Die Bildqualität ist aus meiner Laiensicht in allen Sequenzen auch ziemlich. Es gibt keine Überschärfungen, falsche Farbwiedergabe in dunklen Bereichen. Die natürlichen Farben kommen auch gut rüber und zeichnen ein recht realistisches Bild des Geschehens. Die Bildschärfe ist mit Sicherheit keine Referenz, lässt aber auch keine Gründe zu meckern zu. Weitwinkelaufnahmen sind hier eher vertreten, Portraitaufnahmen nur ganz kurzzeitig, daher spielt das auch eine eher untergeordnete Rolle.

Details des Mediabooks

Das Mediabook als „Sonderverpackung“ kann man mögen oder nicht. Für manche besondere Filme ist es mir diesen Aufpreis wert. Neben einer repräsentativen Verpackung, mit der man den Film auch entsprechend zeigen kann, bekommt man noch einen 16-seitigen Buchteil mit teils sehr interessanten Informationen um die Produktion, Ausführungen zu den Charakteren und die Helden des Films auch in großformatigen Bildern.

Cover & Bilder © NSM Records / Produktfotos: www.sofahelden.de