Der Gesang der Meerjungfrauen

Der Gesang der Meerjungfrauen

Originaltitel: I've Heard the Mermaids Singing
Genre: Drama • Komödie
Regie: Patricia Rozema
Hauptdarsteller: Sheila McCarthy
Laufzeit: DVD (82 Min) • Streaming (82 Min)
Label: SchröderMedia Handels GmbH
FSK 16

Der Gesang der Meerjungfrauen   03.03.2021 von Michael Rothe

Ein mehr oder weniger klangvoller Titel, der alles oder nichts bedeuten kann und eine offenbar künstlerische und schräg angehauchte Geschichte offenbart? Ich bin dabei, denn Sichtweisen abseits des 08/15-Schemas sind mir immer willkommen und so war es dann tatsächlich auch hier...

 

Inhalt

 

Polly (Sheila McCarthy ) ist eine Tagträumerin. Deshalb schlendert sie auch oft gedankenverloren durch die Stadt, sieht für andere seltsam aus, tut aus anderer Leute Sicht seltsame Dinge und verliert deshalb offenbar oft ihre Arbeitsstelle. Erst als sie sich bei der exzentrischen und sehr speziellen Galeristin Gabrielle (Paule Baillargeon) vorstellt und dieser trotz ihrer zuweilen seltsamen Art nicht auf die Nerven geht, scheint sie ihren Platz gefunden zu haben. Doch dann taucht Mary (Ann-Marie MacDonald), eine alte Freundin von Gabrielle, auf und alles ändert sich…

 

Ich habe völlig falsch Kunst, Schnulz und Intrigen in einem seltsamen Verbund vermutet. Bekommen hab ich zum Glück etwas gänzlich anderes und noch irgendwie etwas mehr. Der vorliegende Film mag nicht für jedermanns Geschmack geeignet sein, meinen traf er aber außerordentlich gut und zielsicher. Selten habe ich ein Drama so sensibel, zurückhaltend und doch gleichzeitig so pointiert und regelrecht schwelgend in seinem Minimalismus wahrgenommen.

 

Der Inhalt des Films und die künstlerischen Diskussionen werden auch auf den Zuschauer übertragen. Während sich die Galeristin Gabrielle mit einem Kunden über ein Kunstwerk austauscht, stehen der unwissenden Polly die Fragezeichen förmlich ins Gesicht geschrieben. Ebenso erging es mir bei dem gefühlt pseudokünstlerischem Geschwafel. Aber genau dieser Kniff des Films stellt die Verbindung zwischen Zuschauer und der etwas weltentrückten Polly her, die sich in der ihr völlig neuen Welt erst einmal überhaupt nicht zurechtfindet. Diese Identifizierung mit Polly gelingt zwar nur, wenn man sich auf diese Art Film einlassen kann und möchte. Bei mir hat das ganz hervorragend geklappt. Auch die bewunderte Kunst, besonders die ganz speziellen Werke, werden ganz anders inszeniert, als man es bisher kennt. Das ist in seinem Minimalismus aus meiner Sicht extrem gelungen.

 

Genau wie der Filmtitel sind auch das Frontbild der DVD, der Filmaufbau und die „Bilder“ im Film. Sie sind voller Metaphern, was ich extrem galant gelöst finde. Kunst trifft nie jedermanns Geschmack, aber die Kunstwerke hier sind herrlich verträumt und angenehm unsperrig umgesetzt, sodass man sich auf das Wesentliche, die Geschichte und seine Charaktere einlassen kann und nicht abgelenkt wird. Näheres zu schildern, würde leider zu viel verraten, daher muss ich an dieser Stelle aufhören. Darstellerisch finde ich alle Rollen hervorragend besetzt. Sheila McCarthy spielt Polly, die immer etwas neben der Spur scheint, absolut glaubhaft mit all ihren Ecken, Kanten, Ungeschicklich- und Liebenswürdigkeiten. Gabrielle ist die irgendwie künstlerisch abgehobene, aber dennoch menschlich gebliebene Künstlerin und Mary ergänzt das Dreiergespann unerwartet und hervorragend. Mehr kann ich aber auch hier nicht verraten.

 

Bildergalerie von Der Gesang der Meerjungfrauen (3 Bilder)

Details zur DVD

 

Weder über das Bild, noch über den Ton gibt es hier etwas zu meckern. Beides ist in guter Qualität vorhanden, gut anschaubar und absolut deutlich zu verstehen. Zudem ist es eh kein Film, der mit Bildern protzen möchte, in UHD sein muss und nur so besonders gut wirkt. Der Film lebt von Geschichte, Charakteren, gezeigter Sensibilität und seinem Minimalismus - daher wurde hier alles richtiggemacht.



Cover & Bilder © Schröder Media Handels GmbH


Das Fazit von: Michael Rothe

Michael Rothe

 

Ganz unerwartet kam da doch wieder ein kleines Filmjuwel zutage, von dem ich noch nie gehört habe und das bisher gänzlich an mir vorbeiging. Umso schöner ist es, Der Gesang der Meerjungfrauen jetzt in meiner Sammlung zu wissen. Durch sein ziemlich gutes Gespür für seine besonderen Charaktere und die daraus folgenden Situationen punktet der Film für mich ziemlich rundum und das macht für mich 8/10.


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen